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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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schaffen würde, als Erster vom Start wegzukommen«, fuhr sie fort. »Er ist … war jemand, der den Wettkampf liebte. Er war ganz versessen darauf, dieses Jahr den Gesamtsieg zu holen. In den letzten Monaten hat er von nichts anderem geredet.«
    Sie verzog den Mund zu einem kleinen nostalgischen Lächeln.
    »Wo genau waren Sie im Augenblick des Starts?«
    »Ich war zusammen mit den anderen auf der Flybridge. Das ist das oberste Deck, ziemlich groß mit einem Tisch in der Mitte. Man hat eine herrliche Aussicht von da oben, und man sitzt bequem, sogar wenn man zu mehreren ist. Wir hatten so viel Spaß, alle waren guter Laune, es wurde gescherzt und gelacht.«
    »Und Sie waren die ganze Zeit dort oben?«, hakte Thomas nach.
    »Sicher. Außer wenn ich zur Toilette ging, natürlich.«
    »Konnten Sie Julianders Swan von dort aus sehen?«
    »Auf jeden Fall. Man hatte einen ganz hervorragenden Blick auf die Startlinie.«
    »Wie weit waren Sie von der Startlinie entfernt?«
    Sie studierte ihre manikürten Nägel und dachte nach.
    »So siebzig, achtzig Meter. Vielleicht auch hundert. Das lässt sich schwer mit Sicherheit sagen.«
    »Erinnern Sie sich noch an etwas anderes?«, fragte Margit.
    »Oscar hatte eine sehr gute Position, das weiß ich noch. Aber ich habe das ganze Teilnehmerfeld bewundert, da waren ja noch viele andere, die man beobachten wollte. Sie sind so wunderschön, diese großen Rennsegler.«
    »Wann wurde Ihnen klar, dass etwas passiert ist?«, fragte Margit.
    Iseballe von Hahne trank noch einen Schluck Wasser aus dem Glas. Sie runzelte die Stirn.
    »Das war wohl, als die Emerald Gin zurückfiel und aufhörte, Fahrt zu machen. Es war völlig unbegreiflich, warum sie im Startbereich blieb. Sie bewegte sich nicht weiter vorwärts.«
    »Was haben Sie da gemacht?«
    »Axel hat gewendet, um näher heranzukommen und nachzusehen. Dann steuerte er das Polizeiboot an, das ganz in der Nähe lag. Auf dem waren Sie doch, wenn ich mich nicht irre?«
    Sie sah Thomas fragend an, und er nickte.
    »Was haben Sie persönlich in dem Moment gedacht?«, fragte Margit.
    »Was ich dachte?«, wiederholte Isabelle von Hahne. Sie stützte das Kinn in die Hand und stemmte den Ellbogen auf den Tisch.
    Thomas beobachtete sie aufmerksam.
    »Ich weiß nicht genau«, sagte sie schließlich. »Vermutlich, dass irgendwas an Bord kaputtgegangen war. Dass mit dem Ruder etwas nicht stimmte oder mit einem wichtigen Segel. Etwas, das im Wettkampf zu Problemen geführt hätte.«
    Sie machte den Rücken gerade und blickte Thomas direkt in die Augen.
    »Ich hätte doch nicht im Traum daran gedacht, dass jemand Oscar erschossen haben könnte.«

    [Menü]
Kapitel 11
    Der Cognac floss langsam aus der schweren Martell-Flasche in den Kristallschwenker. Als das Glas halb voll war, stellte Martin Nyrén die Flasche zurück in den Barschrank. Nach einem langen Tag voller Telefonanrufe von Kollegen und Bekannten aus dem KSSS hatte er definitiv einen guten Tropfen verdient.
    Als Vorsitzender des Intendentkomitees hatte er alle Vorstandsmitglieder angerufen, um sie über den Mord an Oscar Juliander zu informieren. Die Meldung war natürlich bereits durch die Presse gegangen, aber er fand, es gehörte einfach zum guten Ton, sie persönlich zu informieren.
    Martin Nyrén durchlief ein Frösteln.
    Welches kranke Hirn dachte sich so etwas aus? Einen Menschen in seinem besten Moment zu erschießen.
    Jetzt bereute er, dass er nicht gleich ab ersten Juli Urlaub genommen hatte, so wie die meisten anderen. Er hatte gedacht, es müsste schön sein, noch ein paar Wochen länger zu bleiben, wenn das übliche Gesumme verstummt war und man sich in aller Ruhe den Aktenstapeln widmen konnte. Außerdem schadete es nicht, wenn ein Mitglied der Direktion bis in den Juli hinein anwesend war. In der Regel passierte während der Sommerzeit nicht viel im Kammarkollegiet, aber wissen konnte man es ja nie.
    Jedenfalls war es jetzt zu spät, sich anders zu entscheiden, und außerdem würde er noch früh genug zu seinem Segelboot kommen, das in der Marina von Bullandö auf ihn wartete. Das Boot war sein ganzer Stolz, eine schnittige Omega 36 mit weißem Rumpf. Er konnte sie notfalls allein segeln, falls keiner seiner Verwandten oder Freunde Zeit hatte.
    Er trank einen großen Schluck Cognac und genoss den intensiven Geschmack der goldbraunen Flüssigkeit. Die Wärme breitete sich in seinem Körper aus, und er entspannte sich langsam.
    Mit dem Cognacschwenker in der Hand ging er in sein

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