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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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frühes neunzehntes Jahrhundert. Unablässig strich er sich die blonden Haare zurück, die ihm immer wieder in die Stirn fielen.
    »Wie gut kannten Sie Oscar Juliander?«, fragte Thomas.
    »Ziemlich gut. Wir verkehrten in denselben Kreisen, feierten zum Beispiel Mittsommer zusammen. Wir waren auch beide seit mehreren Jahren im Vorstand des KSSS .« Er sprach die Worte ein wenig schleppend aus, in typischer Oberschicht-Manier.
    »Ist Ihnen bekannt, ob es einen ungeklärten Konflikt zwischen ihm und jemand anderem gab?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Oscar war beliebt, ein geselliger, engagierter Mensch. Obwohl, bei seinem Beruf weiß man ja nie, als Anwalt kann man den Leuten schon mal auf die Zehen treten.«
    »Erzählen Sie uns von Ihrem Engagement im KSSS «, sagte Margit.
    »Ach, das ist eine lange Geschichte«, sagte Ingmar von Hahne und lächelte zuvorkommend. »Mein Vater war sehr aktiv im Klub. Er war seinerzeit zweiter Vorsitzender, damals, als die Mitglieder ständig in Segleruniform herumliefen und einander mit ›lieber Freund‹ anredeten.«
    Er zwinkerte Margit zu.
    »Meine Familie hat immer Segelboote besessen, ich bin schon als kleiner Junge mit anderen um die Wette gesegelt. Es spielte keine Rolle, wie seekrank man wurde, wenn es schaukelte, Hauptsache, manbiss die Zähne zusammen und segelte weiter. Für meinen Vater existierte das Wort ›aufgeben‹ nicht.«
    Er schüttelte leicht den Kopf bei der Erinnerung daran.
    »Ich wurde vor langer Zeit gebeten, einen Sitz in einem der Komitees zu übernehmen, ich glaube, es war das Klubkomitee, und so nahm das seinen Lauf. Wir haben alle unser Päckchen zu tragen.«
    Letzteres sagte er mit einem spöttischen Unterton, fast so, als machte er sich über sie lustig.
    »Und jetzt sind Sie Schriftführer und zweiter Vizevorsitzender«, sagte Margit.
    »Oscar war erster Vizevorsitzender.«
    »Dann werden Sie möglicherweise Hans Rosensjöös Nachfolger«, warf Thomas ein.
    Ingmar von Hahne zuckte mit den Schultern.
    »Die Jahresversammlung findet bald statt, und Hans kann nicht wiedergewählt werden, weil er die Höchstdauer seiner Amtszeit erreicht hat. Es ist nichts, wonach ich gestrebt habe, aber ich stelle mich natürlich zur Verfügung, wenn ich darum gebeten werde. Unter den gegebenen Umständen muss jeder von uns seinen Beitrag leisten, nicht wahr?«
    Er wischte ein nicht vorhandenes Staubkörnchen von seinem Hemd und lehnte sich zurück.
    Isabelle von Hahne lächelte Margit und Thomas freundlich an, als sie in den Konferenzraum kam. Eine große schwarze Sonnenbrille hielt ihre blonden Haare aus dem Gesicht. Am rechten Handgelenk trug sie mehrere dicke Goldarmbänder.
    Die ist bestimmt nicht billig im Unterhalt, dachte Thomas.
    »Womit kann ich behilflich sein?«, sagte sie und ließ sich auf dem Besucherstuhl nieder.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte Margit einleitend.
    Isabelle von Hahne nickte und Margit goss ihr ein Glas Mineralwasser ein.
    »Können Sie uns etwas über gestern erzählen? Sie waren auf einem der Zuschauerboote, die Julianders Swan am nächsten lagen, als der Schuss fiel«, sagte Margit.
    »Ja, das war ein schrecklicher Tag. Ich meine, weil Oscar ermordet wurde. Mein Mann und ich, er ist Schriftführer im Vorstand des KSSS , sind mit Familie Bjärring rausgefahren, um uns den Start anzusehen. Das machen wir schon seit Jahren, es ist eine richtige Tradition geworden. Wir essen gut und trinken ein bisschen Wein.«
    Sie schlug die Augen nieder, so als wäre ihr bewusst geworden, dass ihre Beschreibung des Tages als charmanter Ausflug angesichts der Umstände nicht besonders respektvoll klang.
    »Und dann passierte all das Schreckliche«, fügte sie hinzu.
    »Wie haben Sie den Moment des Starts in Erinnerung?«, fragte Margit.
    Isabelle von Hahne hob ihr Glas und trank einen Schluck, während sie in ihrem Gedächtnis nach Bildern zu suchen schien.
    »Wie habe ich den Start in Erinnerung … Alle hatten ihre Aufmerksamkeit auf die Boote konzentriert, die unmittelbar an der Startlinie lagen. Ich bin mir sicher, dass wir noch nicht mit dem Essen begonnen hatten, wir wollten damit warten, bis die größte Bootsklasse unterwegs war. Lena hatte einen guten italienischen Wein aufgemacht, an dem wir gerade genippt hatten. Einige in der Runde hatten Ferngläser dabei, um besser sehen zu können.«
    Sie schwieg und drehte an ihrem Ehering.
    »Oscar hatte diese schöne neue Swan gekauft, und wir waren alle sehr gespannt, ob er es

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