Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
sich um und klatschte in die Hände. Sofort rannte ein kleiner schwarzer Boy herbei und verbeugte sich vor ihr, während sie in das andere Zimmer ging. In der Mitte des Zimmers blieb sie stehen, hob einen Arm und wies auf eine andere Tür.
    »Gehen Sie da hinein und waschen Sie sich. Im Bad gibt es Wasser. Der Boy wird Ihnen etwas zum Anziehen bringen.«
    Das Zimmer, in das sie mich geführt hatte, war überaus luxuriös eingerichtet. Ihr feingeschnittenes Profil zeichnete sich jetzt vor einem Fenster ab, das den Blick auf den ruhelosen Atlantik freigab. Willenlos folgte ich ihrer Aufforderung und ging in das Badezimmer.
    Sofort erwachte in mir eine erotische Neugier. Ich betrachtete die schweren Vorhänge vor dem Fenster, die große blaue Wanne, fast ein kleines Schwimmbecken, die sich in einer mit Spiegeln ausgekleideten Nische befand, und die Flaschen und Fläschchen, die Lotions in allen Farben und verschiedene Duftwässer enthielten. An einem Ende der Wanne war eine große Metallfigur angebracht, die einen Delphin darstellte. Wenn man seinen Schwanz herunterdrückte, sprudelte Wasser aus dem Maul. Jemand konnte es sich leisten, Justine eine so luxuriöse Umgebung zu bieten. Wie schade, daß selbst in diesem mit so viel Aufwand eingerichteten Badezimmer das Wasser von Sand und Rost verunreinigt war.
    Ich war froh, mich endlich waschen zu können, aber mir gingen dabei sehr beunruhigende Gedanken durch den Kopf. Ich wußte weder, in was ich da hineingeraten war, noch konnte ich mir darüber klarwerden, welche Gefühle ich für diese schöne Frau hegte, die sich als die Verfasserin jener Liebesbriefe entpuppt hatte. Während ich mich schrubbte, dachte ich daran, daß in den Briefen eigentlich wenig gestanden hatte, was man im üblichen Sinn als Liebe bezeichnen konnte. Meist hatte sie sich mit etwas anderem befaßt, mit einem Thema, von dem ich nichts verstand und das mich auch nicht interessierte: mit afrikanischer Politik. Jetzt verwünschte ich mich, weil ich sie nicht sorgfältiger gelesen hatte, denn vielleicht hätten sie mir einen Hinweis auf das gegeben, was hier gespielt wurde.
    Als ich mich abtrocknete, brachte der Boy mir einen Nylonburnus. Obwohl ich ein derartiges Gewand noch niemals getragen hatte und mich darin etwas unbehaglich fühlte, zog ich es doch meinen schmutzigen und zerlumpten Sachen vor.
    Von plötzlicher Neugier gepackt, ging ich zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Vor mir lag das Meer. Dort, links von mir, war der Balkon von Justines Zimmer. Sie war auf den Balkon hinausgetreten und sah hinunter, aber ihre Augen starrten blicklos, und ihre Haltung schien einen unendlichen Kummer auszudrücken. In diesem Augenblick beschloß ich, daß ich versuchen mußte, ihre Unterstützung zu gewinnen, und gleichzeitig fühlte ich, daß ich sie liebte.
    Als ich in ihr Zimmer trat, kam sie wieder vom Balkon herein.
    »Ich habe Sie vom Badezimmerfenster aus beobachtet und bemerkt, daß irgend etwas Sie zu bedrücken scheint.«
    »Keineswegs. Ich leide lediglich unter Höhenangst.«
    »Weshalb gehen Sie dann auf den Balkon?«
    »Ich versuche immer, meine Furcht zu besiegen. Sie nicht?«
    Das brachte mich für eine Minute zum Schweigen, dann begann ich von neuem.
    »Justine«, sagte ich, »Sie müssen mir glauben, daß ich nichts Böses vorhabe und nur durch einen Zufall hierhergekommen bin. Ich weiß nicht, was hier vorgeht, und kenne auch diesen Vanderhoot - oder wie er heißen mag - nicht, den Sie erwähnt haben. Bitte, glauben Sie mir.«
    Sie sah mich durch ihre langen Wimpern verächtlich von oben bis unten an.
    »Sie Plebejer!« sagte sie. »Sie sind doch ganz offensichtlich in diese Intrige verwickelt. Geben Sie es doch zu. Wie können Sie nur annehmen, daß Sie sich da herauslügen könnten?«
    Ärgerlich machte ich einen Schritt auf sie zu und packte sie bei den Handgelenken. Sie wehrte sich, aber ich hielt sie fest.
    »Ich sage Ihnen, daß ich überhaupt nichts weiß. Wer ist dieser Vanderhoot, von dem Sie sprechen, und wieso sollte ich ihn kennen?«
    »Er ist ein Spion im Dienst der Neu-Angolaner, genau wie Sie. Er ist ein alter Mann und hat eine Herzkrankheit, die ihn zwingt, ständig eines von diesen neuen Antigrav-Geräten zu tragen. Israt war auf der Suche nach ihm, als er Sie traf.«
    Allmählich begann ich zu begreifen. Vanderhoot mußte jener Tote gewesen sein, dessen Körper, an das Antigrav-Gerät gefesselt, zur Trieste Star geschwebt war - der Mann, dem ich Justines Briefe

Weitere Kostenlose Bücher