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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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diesen Scheusalen lungern auf ihr herum. Glauben Sie, ich mache mir etwas daraus, was Peter mit Ihnen oder mit mir vorhat?«
    »Aber ich mache mir etwas daraus! Der größte Teil meines Lebens ist nichts gewesen als ein Kampf ums nackte Dasein, und ich werde kämpfen und Sie zwingen zu leben! Helfen Sie mir jetzt, Justine, und ich schwöre Ihnen, daß ich auch Ihnen helfen und alles tun werde, damit Ihr Leben einen Sinn hat.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, daß ich Ihnen nicht helfen kann.«
    »Doch, Sie können! Ich werde die Wagentür aufmachen und hinausspringen. Schlagen Sie Israts Gewehr herunter, wenn er auf mich schießt, und lassen Sie mich in eine dieser Seitenstraßen entkommen.«
    »Ich warne Sie; ich kann selbst sehr gut schießen.«
    »Sie würden nicht auf mich schießen, Justine. Vergessen Sie nicht, daß ich Ihre geheimsten Gedanken gelesen habe und weiß, daß Sie viel zu weichherzig sind. Schlagen Sie seinen Arm herunter, sobald ich springe.«
    »Ach, hören Sie auf, melodramatisch zu werden, und kommen Sie wie ein vernünftiger Mensch mit zu Peter.«
    »Wo wohnt denn dieser Peter?«
    »Im Hotel Südatlantik, und wir ...«
    »Ich werde Sie dort treffen, Justine. Ich liebe Sie!«
    Ich stieß die Wagentür auf und sprang.
    Es war nicht allzu gefährlich. Der Chauffeur mußte langsam fahren, weil die Straße mitten durch einen Bazar führte; außerdem standen überall Lastwagen mit Baumaterial im Weg herum.
    Auf der einen Seite sah ich einen dunklen Laden, in dessen Schaufenster alle möglichen Kupferwaren lagen. Ich ließ mich von meinem Schwung durch die offene Ladentür tragen. Ein Brandgeschoß zischte knapp über meine Schulter hinweg, schlug in der Rückwand des Ladens ein und verwandelte sich in einen Feuerball. Ich hatte schon von dieser Waffe gehört, aber noch nie ihre Wirkung gesehen. Die Flammen waren so grell, daß ich geblendet war. Stücke von glühendem Blei sprangen mir aus der Wand entgegen. Justine hatte also Israts Arm nicht beiseite geschlagen.
    In dem Laden stand eine alte, verkrüppelte Frau. Als ich hereingestürzt kam, schrie sie auf und rannte zur hinteren Tür. Das grelle Feuer hatte mich so geblendet, daß ich nicht klar sehen konnte, aber doch genug, um ihr folgen zu können. Die Tür führte zu einem kleinen Hinterhof, der mit allem möglichen Kram vollgestopft war und in den das Sonnenlicht senkrecht herunterstach. Ich schaffte es, über die gegenüberliegende Mauer zu hechten.
    Ich landete genau auf einem dürren Araber, riß ihn zu Boden, sprang auf und rannte zwischen zwei fensterlosen Häusern hindurch, an denen noch gebaut wurde. Ich lief an einem Mann vorbei, der einen Fes trug. Als er zur Seite trat, riß ich ihm die Kopfbedeckung herunter und stülpte sie mir selbst auf den Schädel; irgendeine Tarnung konnte nur von Nutzen sein.
    Nachdem ich um zwei Ecken gebogen war, fiel ich erschöpft in ein langsameres Tempo. Ich konnte zwar keine Verfolger hören, aber deshalb durfte ich mich noch lange nicht in Sicherheit wiegen.
    Ich befand mich in einer merkwürdigen Gegend, auf einer Art Abstellplatz, auf dem Gerüste, Baumaterialien, Farbkübel, Mörtel, Holz, Kunststoffteile, Ziegel und Lehm herumstanden und -lagen. Zuerst dachte ich, daß der Platz von einer vielfarbigen Mauer umgeben sei; dann erkannte ich, was es war: eine Reihe von leeren Fassaden, die Häuser und Läden darstellten, und ich war genau zwischen diese Kulissen geraten. Ich fühlte ein Unbehagen, das die natürliche nervöse Anspannung durch die Flucht weit überstieg.
    Wieder einmal wurde mir bewußt, daß die Wirklichkeit nur ein hauchdünner Film ist. Das Leben erschien mir in diesem Augenblick wie eine Folie, die die Oberfläche bedeckt, wie ein grellbuntes Plakat, das man von einer Wand abreißen kann und unter dem dann die wahre, die feste Substanz zum Vorschein kommt. Taumelnd blieb ich stehen und mußte mich mit den Händen an eine Wand stützen, um nicht hinzufallen.
    Ein süßlicher und fremdartiger Geruch stieg mir in die Nase - waren es Veilchen, Goldlack oder schmorende Zwiebeln? Ich sage fremdartig, obwohl ich wußte, daß ich ihn von früher her kannte, ohne mich erinnern zu können, wo und wann es gewesen war. Fast wäre ich gestürzt, aber da berührte jemand meine Fingerspitzen. Ich wandte mich um und erblickte Justine.
    »Hier entlang, Knowle, ich zeige dir den Weg«, sagte sie.
    »Ich dachte ...«
    »Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Sie eilte voran. Sie öffnete eine der

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