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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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sogar, und das war der Grund, weshalb Hammer ihn nicht besonders mochte. »Sie sagten, daß einmal irgend jemand irgend etwas abgeschnitten hat, Meister.«
    »Nein, das stimmt nicht. Ich sprach davon, daß die Menschen sich von allem abschneiden, und gab dir ein Beispiel dafür.« Er besah mit schiefgeneigtem Kopf einen Haufen alter Hosenbeine. »Die Menschen entwickelten sich, indem sie sich von ihrer natürlichen Umwelt abschnitten. Aber jetzt sind sie noch einen Schritt weiter gegangen. Als sie die Ackererde genug vergiftet hatten, verlegten sie ihre Städte auf hohe Plattformen, um sich von der verseuchten Erde zu isolieren, aber dadurch haben sie sich von ihrer eigenen Vergangenheit abgeschnitten. Das ist der Grund, weshalb heute alles so schlimm ist. Wir sind damit auch von dem Wissen der Alten abgeschnitten.«
    »Ich dachte, Sie sagten, es hat etwas damit zu tun, daß es zu viele Menschen gibt?« Fast mit jedem neuen Buch, das er las, fand er eine neue Erklärung für die heutigen Zustände, und das verwirrte mich. Aber er packte mich bei den Schultern, schüttelte mich, und der schmale Mund schlitzte sein Gesicht zu einem Lachen: »Wenn du mal erwachsen bist, wirst du einen guten Diskussionspartner abgeben. Höre immer auf Gegenargumente, Junge, manchmal enthalten sie ein Körnchen Wahrheit!«
    Manchmal behandelte er mich, als ob er mich mochte und schätzte. Aber dann knurrte er wieder, daß er nur von Narren wie mir, der alten Lamb und Hammer umgeben sei. Jetzt, da er mit dem Kunden beschäftigt war, kroch ich unter den Tisch und rollte mich neben Hammer in meine Decke. March Jordill schlief auf der Tischplatte, auf einer Unterlage aus weichen Stoffresten und Kissen, denn er litt sehr unter Ischias, so daß wir manchmal Angst bekamen, wenn wir ihn stöhnen hörten. Unter dem Tisch roch es anheimelnd muffig, und weil es kalt war, preßten wir uns eng aneinander, um nicht zu frieren, und lauschten mit halbem Ohr auf das Feilschen der beiden.
    Das Geschäft konnte zu keinem Abschluß gebracht werden, denn der Kunde verlangte wirklich Unmögliches. Endlich begleitete der Meister den Mann an die Tür zur Treppe, die auf die Straße führte, und öffnete sie.
    Ein schwarz uniformierter Polizist versperrte ihnen den Weg und richtete eine Schußwaffe auf Meister Jordill.
    Gleichzeitig - wir konnten es von unserem Platz aus sehen - schwang die Dachtür auf, und ein zweiter Polizist erschien, gefolgt von einem Polizeirobot. Sie mußten mit einem Gleiter auf dem Dach gelandet sein, und während des Gesprächs hatte niemand sie gehört.
    March Jordill drehte sich um und erkannte, daß er in der Falle saß. Sein Gesicht wurde schneeweiß und alt. Merkwürdig, zum erstenmal in meinem Leben wurde mir bewußt, daß er noch gar kein alter Mann war, wie ich bisher immer gedacht hatte, sondern ein junger Mann, der nur innerlich alt war. Er begann am ganzen Körper zu zittern, fast wie jener Mann, dem wir zugesehen hatten, während ihm sein Fleisch von den Knochen fiel.
    »Was wollen Sie?« fragte er.
    »March Jordill, Sie sind in siebzehn verschiedenen Fällen des illegalen Handels beschuldigt«, sagte einer der Polizisten. »Kommen Sie mit.«
    »Ich will erst die Anklage hören, bevor ich diesen Raum verlasse.«
    Mit gelangweilter Miene zog der Polizist ein kleines Abspielgeräte aus der Tasche und schaltete es ein. Es zählte die siebzehn Beschuldigungen auf, die Hammer und mir alle bekannt waren; zwar erwähnte es weder das Manskin-Idol noch diverse andere ungesetzliche Geschäfte, aber ich wußte, daß sie längst ausreichten, um March Jordill auf das Land zu verbannen.
    Die wildesten Ideen wirbelten in meinem Kopf durcheinander, als ich überlegte, wie ich ihm helfen könnte. Ich wollte aus meinem Versteck hervorstürzen und die Polizisten anschreien, aber bevor ich mich bewegen konnte, hatte Hammer mich bei der Schulter gepackt und zog mich in die Dunkelheit zurück. Er legte mir warnend seine Hand auf den Mund.
    Der Meister wurde in den Polizeirobot gesteckt. Das waren Maschinen, die sich auf Gleisketten bewegten und in ihrem Innern Platz für einen Menschen hatten. Sie waren mit einem Tragflügel ausgerüstet und so programmiert, daß sie den Festgenommenen zum Verhör ins Polizeihauptquartier brachten - tief unten am Fuße der Plattform.
    So geschah es auch diesmal. Binnen einer Minute waren alle verschwunden. Ich war wie gelähmt.
    »Na los, du Knurrdarm, wir müssen hier raus, bevor sie wiederkommen und alles

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