Tod im Staub
zurückgekehrt - mit einem netten Profit hoffe ich?« sagte er.
Hammer brachte unserem Meister nicht soviel Respekt entgegen wie ich. Er schüttelte seinen Griff ab und machte einen Schritt zurück.
»Wir haben bekommen, was Sie wollten«, sagte er.
»Ich habe nicht weniger erwartet, Junge. Gib es her.«
»Ich habe es, Meister.« Ich holte das kleine Ornament unter der Bluse hervor, das die Leute im verbotenen Bezirk mir als Bezahlung für die Lumpen gegeben hatten. Ich wollte es ihm gerade überreichen, als er es mir schon aus der Hand riß und hoch in die Luft hielt und lachte, wobei das Kinn zum oberen Teil seines Gesichts einen scharfen Winkel bildete. Dann warf er es der Witwe Lamb zu, die es geschickt auffing, gegen den Himmel hielt und mit der Zunge schnalzte.
»Eins von denen!« sagte sie.
»Wenn man es einschmilzt, ist es allerhand wert, aber noch mehr, wenn man es an die Manskin-Anbeter verkauft.«
»Von denen gibt es doch keine mehr!« rief die alte Lamb, entsetzt über die Erwähnung dieser für ungesetzlich erklärten Sekte. »Die wurden alle von der Polizei aufgespürt und aufs Land geschickt, das ist lange her, das war noch vor Jacks Tod.«
»Ich weiß es besser - wie immer weiß ich es besser«, sagte March Jordill und zerteilte sein Gesicht durch ein erneutes Gelächter. »Nichts kann jemals völlig verschwinden, mein Lämmlein, kein Fetzen Kleidung, kein Unkraut, keine Sünde, keine Hoffnung. Die Manskins sind jetzt klüger geworden und gehen etwas unauffälliger auf Seelenfang, aber ihr Glaube ist genausowenig ausgestorben wie sie selbst, und wenn wir sie wissen lassen, daß wir dieses hübsche, kleine Idol ihres Glaubens haben, werden sie ein nettes Sümmchen dafür bezahlen.«
»Meister March, es ist gegen das Gesetz, und ich fürchte ...«
Damit begann zwischen ihnen eines jener Wortgefechte, denen ich gar nicht erst zu folgen versuchte. Hammer verdrückte sich beleidigt, weil ich nicht mit ihm kommen wollte. Früher hatte ich stundenlang dagestanden und in Kauf genommen, daß ich neun Zehntel von dem, was March Jordill sagte, nicht begriff, das restliche Zehntel war mir die Mühe wert. Aber als ich älter wurde, verstand ich mehr. Ich konnte der Unterhaltung entnehmen, daß es sich bei der kleinen Figur um das Götzenbild eines verbotenen Kults handelte, wie man sie manchmal in den überfüllten Wohngassen in unserem Stadtbezirk fand.
Dieses Idol des Manskin-Kults war ein nacktes, häßliches Ding mit zwei Männergesichtern, eins am Kopf, wie es sich gehörte, eins an der Brust. Die Füße waren gespreizt, die Gesäßbacken angespannt, die Arme abgewinkelt und die geballten Fäuste gegen die metallenen Schultern gepreßt. Obwohl es mir nicht gefiel, wagte ich nicht darüber zu lachen.
»Ich verstehe nichts mehr, überhaupt nichts mehr«, sagte die alte Lamb mit schief gezogenem Mund und schüttelte den Kopf. »In meiner Jugendzeit gab es dieses Durcheinander nicht, daß jeder an etwas anderes glaubt.«
»Oh, da irren Sie sich aber«, sagte March Jordill genüßlich, denn nichts liebte er mehr, als andere auf ihre Irrtümer hinzuweisen. »Jetzt, da das menschliche Einzelbewußtsein im Massenbewußtsein versinkt, beginnen alle wieder das gleiche zu glauben. Wir können heute sehen, daß sich ein Glaube an eine einzige Sache entwickelt, die zwar oberflächlich betrachtet viele verschiedene Formen haben kann, aber doch dasselbe ist: der Glaube an die animalische Finsternis, aus der wir vor so relativ kurzer Zeit erst gekommen sind. Die Überbevölkerung hat nicht nur den Zusammenbruch der Wirtschaftsplanung mit sich gebracht, die ja stets von der landwirtschaftlichen Planung abhängt, sondern auch einen Zusammenbruch unserer geistigen Struktur. Wir alle sind wieder zum Animismus zurückgekehrt. Dieses ekelerregende, widerliche, kleine Idol ...«
»Das mag ja alles ganz schön und gut sein, aber ich verstehe nicht, warum die Menschen nicht so viele Kinder haben dürfen, wie sie wollen. Das ist das einzige Recht, das ihnen noch nicht weggenommen wurde, weiß der Himmel.« Die alte Lamb, die selbst fünfzehn Kinder geboren hatte, pflegte sich bei diesem Thema zu erhitzen. »Ich weiß, wo die Schuldigen zu finden sind! Nicht hier, sondern in diesen afrikanischen Staaten, über die man so viel hört. Die helfen keinem, die führen einfach weiter gegeneinander Krieg und machen sich keine Gedanken über die Menschen in den ärmeren Ländern. Und dann sagen die Leute zu mir, warum sollten
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