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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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schwacher Trost ist.« Insgeheim fragte er
     sich, weshalb sie es so ruhig hinnahm, dass Schneider ein Krimineller sein
     sollte, doch dann beantwortete sie die Frage, als hätte sie seine
     Gedanken gelesen.
    »Versteh mich nicht
     falsch, was er tut, ist natürlich verboten. Aber man kann doch ein
     guter Mensch sein und trotzdem etwas Verbotenes tun, oder? Das hast du
     selbst gesagt.« Sie sah ihn hoffnungsvoll an.
    Es gibt Mörder, die
     wunderbar Blumenkränze flechten und Märchen erzählen können,
     dachte er zynisch, sprach es aber nicht aus, denn er wollte seine
     Schwester auf keinen Fall noch mehr verletzen. Oder glaubte sie doch nicht
     so recht, dass Schneider ein Verbrecher war, und hoffte trotz allem auf
     seine Rückkehr? Egal, im Augenblick hatten sie genug geredet, Ilse
     sollte erst einmal in Ruhe über alles nachdenken.
    Dass Paul Görlich noch
     nicht gefunden worden war, machte ihm jetzt größere Sorgen.
    Da klingelte das Telefon. Leo
     meldete sich. Es war Robert, der einen kurzen Bericht über seinen
     Besuch bei Thea Pabst lieferte. Als Leo den Namen vom Hofe hörte,
     unterbrach er ihn: »Warte mal - Richard vom Hofe, sagst du? Den
     Namen kenne ich.« Er überlegte rasch. »Er stand auf dem
     Zettel mit den Mitgliedern der Asgard-Gesellschaft, den Adi mir gegeben
     hat. Adi wollte sich um diesen von Strutwitz kümmern, weil er den
     Spielklub kennt, in dem er verkehrt. Der Name vom Hofe sagte mir da noch
     nichts. Und Fräulein Pabst meint, ihn auf der Zeichnung erkannt zu
     haben?«
    »Ja. Und das will etwas
     heißen, immerhin ist er ihr Geliebter. «
    Leo überkam ein ungutes
     Gefühl. »Robert, ruf im Büro an und gib durch, sie sollen
     vom Hofe beschatten lassen. Einen Posten vor sein Haus, einen zweiten, der
     ihm folgt, falls er das Haus verlässt.«
    »Wegen Paul?«
    »Ja.« Er hängte
     ein. Das Gespräch mit Ilse war für den Moment vergessen. Er spürte,
     der Junge war in Gefahr. Er konnte nur hoffen, dass vom Hofe ebenso wenig
     ahnte, wo Paul steckte, wie er selbst.

 
    23
    Am nächsten Morgen
     trafen sie sich früh in Leos Büro. Fräulein Meinelt brachte
     Kaffee.
    »Irgendetwas in Sachen
     vom Hofe?«, fragte Leo.
    Walther schüttelte den
     Kopf. »Sie haben die ganze Nacht das Haus bewacht. Er hat sich nicht
     von der Stelle gerührt. Willst du gleich hinfahren?«
    »Ja, ich möchte
     sehen, wie er reagiert. Natürlich wird er alles abstreiten, aber ich
     will ihn auf Thea Pabst ansprechen.«
    Robert sah ihn zweifelnd an.
     »Meinst du wirklich, wir bekommen mit dem bisschen, das wir bis
     jetzt haben, einen Haftbefehl?«
    »Nein, aber davon war
     auch nicht die Rede. Wir setzen vom Hofe ein wenig unter Druck und lassen
     ihn weiter rund um die Uhr beschatten, falls er auf dumme Gedanken kommt.
     Und zwar so lange, bis wir Paul Görlich haben. Haben wir den Jungen,
     finden wir auch den Mörder, da bin ich sicher.«
    Stahnke wiegte den Kopf.
     »Aber wie sieht es mit seiner Glaubwürdigkeit aus, Herr
     Kommissar? Könnte schwierig werden, wenn die Aussage des Jungen gegen
     die eines ehemaligen Offiziers steht, der womöglich beste Beziehungen
     hat. Sie kennen das doch.«        
    Und ob Leo das kannte. Die
     Beziehungen aus der Kaiserzeit reichten weit, und das nicht nur innerhalb
     der Polizei. »Wenn Paul erst einmal aussagt, wird er den
     Staatsanwalt überzeugen, dessen bin ich mir sicher«, entgegnete
     er. »Außerdem finden sich vielleicht Zeugen, die vom Hofe oder
     seinen Wagen im Afrikanischen Viertel gesehen haben.« Er trank einen
     Schluck Kaffee. »Neuigkeiten von der Fahndung?«
    Berns schüttelte den
     Kopf. »Lauter Fehlmeldungen. Er soll auf dem Stettiner Bahnhof
     gesehen worden sein, wie er Reisenden das Gepäck trug und ein
     Trinkgeld erbettelte. Eine Frau behauptet, er habe ihr in Kreuzberg die
     Handtasche gestohlen. Insgesamt siebzehn Sichtungen in den verschiedensten
     Bezirken, von denen keine eindeutig nachgewiesen werden konnte. Angeblich
     trug er alles vom Konfirmationsanzug bis zum farbverschmierten Malerkittel
     und die Größe schwankte zwischen kleinwüchsig und eins
     neunzig.«
    Leo seufzte. Das war der
     Nachteil bei Großfahndungen, sie lockten auch Wichtigtuer,
     notorische Lügner und Leute an, die sich schlicht und einfach
     langweilten.
    Dann kam ihm eine weitere
     Idee. »Stahnke, Sie finden heraus, in welchem Regiment vom Hofe
     gedient hat. Fordern Sie seine Akte an, ich will wissen, ob es früher
     schon

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