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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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wa denn da? Besuch am
     Abend?«
    Paul nickte hilflos.
    »Von Mutta
     wechjeloofen, wa? Na, setz dir, da haste 'n Appel.«
    Er hockte sich zwischen die Männer
     und hielt unwillkürlich die Luft an, als er den Gestank ihrer
     ungewaschenen Körper bemerkte. Egal, in diesem Keller würde ihn
     so schnell niemand finden.
    Als ihm einer die Flasche
     hinhielt, griff er danach, schloss die Augen und trank. Eine brennend heiße
     Flüssigkeit rann durch seine Kehle, er hustete, sein Nebenmann schlug
     ihm unter dem Gelächter der übrigen auf den Rücken. Als das
     Brennen aufhörte, fühlte es sich schön warm an. Sie gaben
     ihm einen Apfel und einen Kanten Brot. Er fühlte sich beinahe wohl.
    *
    Nelly Wegner schaute ein
     wenig ängstlich um die Türkante, als sie Leo öffnete, und
     trat dann unsicher zurück. »Herr Kommissar, ist noch etwas?
     Wegen der Adoption, meine ich … Ich hatte doch schon mit Ihrem
     Kollegen gesprochen.«
    Leo hob beschwichtigend die
     Hand. »Nein, deswegen bin ich nicht hier. Darf ich hereinkommen?«
    Sie nickte und führte
     ihn ins Wohnzimmer. Als er sich in einem Sessel niederließ, merkte
     er auf einmal, wie müde er war. »Möchten Sie einen Tee?«,
     fragte Frau Wegner, die ihn aufmerksam musterte.
    Leo nickte. »Gern, es
     war ein langer Tag.«
    Sie machte sich in der Küche
     zu schaffen, und er schaute sich noch einmal im Zimmer um. Flüchtig
     kam ihm der Gedanke, dass er Arnold Wegner gern kennen gelernt und mit ihm
     über seine Bilder gesprochen hätte.      
    Als Nelly mit dem Tablett,
     auf dem Teekanne, zwei Tassen, Zucker und Milch standen, zurückkam,
     fing sie seinen Blick auf. »Ich werde nicht viel verändern.
     Arnolds Geschmack hat mir immer gefallen, so möchte ich ihn in
     Erinnerung behalten. Außerdem sieht es freundlich aus, genau richtig
     für ein Kind.«
    Sie schenkte ihm Tee ein und
     setzte sich ihm gegenüber. Die Anspannung war von ihr abgefallen, sie
     schien in sich zu ruhen.
    »Frau Wegner, endlich
     kommt Bewegung in unsere Ermittlungen, wir gehen einer wichtigen Spur nach«,
     sagte Leo und rührte Zucker in seinen Tee. »Ich brauche dabei
     aber Ihre Mithilfe. Ist Ihnen eine Skizze Ihres Mannes bekannt, auf der
     ein deutscher Offizier dargestellt ist, der mit einem Jungen Unzucht
     treibt?« 
    Sie schaute ihn überrascht
     an. »Wie genau soll das aussehen?«
    »Er drückt den
     Jungen auf einen Tisch und missbraucht ihn von hinten«, sagte Leo.
    Nelly errötete leicht
     und schüttelte den Kopf. »Nein, so etwas habe ich nie bei ihm
     gesehen. Und das soll Arnold gezeichnet haben? So obszöne Dinge hat
     er gewöhnlich nicht gemalt.«
    Leo trank dankbar den heißen
     Tee aus und bedankte sich, als sie ihm eine weitere Tasse einschenkte.
     »Wir haben die Zeichnung in einem verlassenen Kaninchenstall im
     Wedding gefunden.« Auf ihren erstaunten Blick hin fügte er
     hinzu: »Es geht um Paul Görlich, den Jungen, der sich öfter
     bei Ihrem Mann im Atelier aufgehalten hat. Er fühlte sich anscheinend
     verfolgt und verschwand, bevor wir ihn erneut befragen konnten. Wir haben
     das Mietshaus durchsucht und im Kaninchenstall die Skizze entdeckt. Sie
     ist nicht signiert, kann aber im Grunde nur von Ihrem Mann stammen. Nun
     vermuten wir, dass Paul tatsächlich
     verfolgt wurde, weil sich diese Zeichnung in seinem Besitz befand.«
    Nelly sah ihn bedauernd an.
     »Ich würde Ihnen gern weiterhelfen, Herr Kommissar, aber Arnold
     hat mit mir nur selten über seine Arbeit gesprochen, das sagte ich
     Ihnen ja bereits.«
    Leo warf noch einmal einen
     Blick auf das Bild von Wegners Elternhaus in dem blühenden Garten.
     »Sie sagten aber auch, er habe dies hier kurz vor seinem Tod mit
     nach Hause gebracht. Gab er damals einen Grund dafür an?«
    »Nein. Er wollte es
     einfach um sich haben. Gewundert hat es mich schon, da er es als eine Art
     Inspirationsquelle zu betrachten schien, und er hat hier in der Wohnung
     nie gemalt. Im Nachhinein kommt es mir so vor, als hätte er eine
     Gefahr gespürt und das Bild schützen wollen.«
    Leo erhob sich. »Frau
     Wegner, ich danke Ihnen. Wir müssen den Jungen unbedingt finden, er
     wird uns sicher mehr sagen können. Sobald wir etwas Neues wissen, hören
     Sie von uns. Und danke für den Tee.«
    *
    Am liebsten hätte Leo
     nun, da sie endlich vorwärtskamen, einfach weitergemacht, doch seine
     Familie wartete auf ihn. Außerdem benötigte er ein wenig Ruhe,
     es war ein langer Tag gewesen. Und sie

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