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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Walther musste sich zwingen, endlich zum Grund
     seines Besuchs zu kommen.
    »Fräulein Pabst,
     Sie waren mit Herrn Arnold Wegner befreundet?«
    »Hm, ich weiß
     nicht, ob befreundet der richtige Ausdruck ist.«
    »Können Sie mir
     das näher erklären?«
    »Ich habe ihm Modell
     gestanden. Auf seinen eigenen Wunsch hin. Gesellschaftlich haben wir nicht
     miteinander verkehrt.«
    Walther holte sein Notizbuch
     hervor, schlug es auf und räusperte sich. »Wie haben Sie sich
     denn kennen gelernt?«
    Sie berichtete von ihrem
     Auftritt im Hause Kreisler. »Wir kamen ins Gespräch, und er
     sagte, er würde mich gern malen. Also haben wir uns in seinem Atelier
     getroffen.«
    »Wie Ihnen bekannt sein
     dürfte, Fräulein Pabst, ist Herr Wegner bei einem Brand in
     seinem Atelier ums Leben gekommen. Es handelt sich womöglich um ein Tötungsdelikt.«
    Sie sah ihn mit aufrichtigem
     Entsetzen an. »Sie meinen Mord? Ich dachte, es sei ein Unglücksfall
     gewesen. So stand es jedenfalls in der Zeitung.«
    Er schüttelte den Kopf.
     »Es gibt Indizien, die für ein Fremdverschulden sprechen.«
     Warum klang nur alles, was er sagte, so furchtbar gestelzt? »Daher müssen
     wir herausfinden, ob er Feinde hatte, bedroht wurde, in
     Geldschwierigkeiten war. Alles kann von Belang sein.«
    Sie zuckte die Achseln.
     »Über so etwas haben wir nicht gesprochen. Meist unterhielten
     wir uns über Kunst, Tanz, Klatschgeschichten, gutes Essen. Was uns
     Spaß machte.«
    Eine gute Gelegenheit, um die
     Frage der Fingerabdrücke anzubringen. Anders als Nelly Wegner blieb
     Thea Pabst gelassen und streckte ihm bereitwillig die schönen Hände
     mit den kurzen, unlackierten Nägeln hin.
    »Ist es korrekt, dass
     Sie eine Liebesbeziehung zu Herrn Wegner unterhielten?«, lautete
     Walthers nächste Frage. Bei dieser Frau schien besondere Zurückhaltung
     nicht erforderlich.
    »Liebe war es nicht,
     eine Beziehung schon«, entgegnete sie mit sanftem Spott. »Es
     war schön mit ihm. Entspannend, anregend, ohne Verpflichtung. Ich
     habe es sehr genossen. Darf ich fragen, von wem Sie es erfahren haben?«
     Sie zündete sich eine Zigarette an und zupfte ein Fädchen Tabak
     von der Lippe.
    »Von seiner Frau.«
     Walther behielt sie im Auge, wartete auf die Reaktion. Die Tänzerin
     blieb völlig gelassen.
    »Die arme Nelly. Wir
     sind uns nie begegnet, aber Arnold hat gelegentlich von ihr gesprochen.
     Immer mit Respekt, wenn auch mit wenig Leidenschaft. Sie war wohl eher
     praktisch für ihn.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie hielt ihm den Rücken
     für die Arbeit frei, wie es bei Künstlerfrauen häufig der
     Fall ist. Er konnte malen, sie besorgte den Haushalt. Nahm Anrufe
     entgegen. Kochte und wusch für ihn.«
    Ihre direkte Art gefiel ihm.
     Es tat gut, wenn Zeugen zur Abwechslung einmal keine Ausflüchte
     benutzten oder sich jedes Wort aus der Nase ziehen ließen. »Hat
     er jemals erwähnt, dass sie Streit hatten? Dass seine Frau womöglich
     eifersüchtig war?«
    Thea schüttelte den
     Kopf. Die kurzen, weichen Locken fielen ihr ins Gesicht. »Nein, aber
     wir kannten uns auch noch nicht sehr lange. Arnold war nicht der Mann, der
     sich bei seiner Geliebten über seine Frau beklagt hätte. Er war…
     ein anständiger Mensch.« Es klang, als käme ihr dieses
     Kompliment selten über die Lippen.
    »Ist Ihnen in letzter
     Zeit eine Veränderung an ihm aufgefallen? Wirkte er besorgt? Ängstlich?
     Verstört? Hatte sich im Atelier etwas verändert?«
    Sie überlegte. »Er
     verhielt sich mir gegenüber wie immer. Aber eins ist mir aufgefallen.
     Er hatte ein Bild von seinem Elternhaus im Atelier hängen, das ihm
     wohl viel bedeutete. Als ich das letzte Mal bei ihm war, habe ich es nicht
     mehr gesehen. Erwähnt hat er es allerdings nicht.« Sie zögerte
     und schaute zu Boden. »Ich hoffe, die Frage klingt nicht taktlos,
     aber ich hätte gern das Bild, das er von mir gemalt hat. Wissen Sie,
     ob ich es seiner Frau abkaufen kann? «
    Walther sah sie lächelnd
     an. »Ich kann verstehen, dass Sie es gern haben möchten.
     Vielleicht lässt sich das über den Anwalt, der den Nachlass
     regelt, arrangieren.«
    »Danke.«
    »Eine letzte Frage:
     Kannten Sie seine Freunde und Bekannten? Wissen Sie, wer seine Rivalen
     waren, mit wem er Streit gehabt haben könnte?«
    Sie schüttelte den Kopf.
     »Wie gesagt, wir verkehrten nicht in der Öffentlichkeit
     miteinander. Die einzige Ausnahme war die Abendgesellschaft, bei der wir
     uns kennen

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