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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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gelernt haben. Danach trafen wir uns immer nur im Atelier.«
    Walther erhob sich. »Nun,
     Fräulein Pabst, falls Ihnen noch etwas einfallen sollte, melden Sie
     sich bitte im Präsidium.« Er gab ihr seine Karte. Sah sich
     unschlüssig um, als wollte er nur ungern diese unordentliche, aber
     behagliche Wohnung verlassen. »Darf ich fragen, ob Sie allein hier
     wohnen?«
    Sie zündete sich eine
     neue Zigarette an. »Sind Sie etwa um meine Sicherheit besorgt?«
    »Eigentlich nicht. Es
     interessierte mich nur.«
    »Ich wohne mit meinem
     Tanzpartner zusammen. Er ist…«
    In diesem Moment ging die Tür
     auf, und Stephan Castorff trat herein, den Mantel mit dem Pelzkragen lässig
     über die Schulter geworfen. Er schaute fragend von Thea zu Walther.
     »Enchanté«, sagte er geziert. »Herrenbesuch zu
     dieser frühen Stunde?«
    Walther stellte sich vor und
     erklärte den Grund seines Kommens. »Darf ich fragen, ob Ihnen
     Herr Wegner ebenfalls bekannt war?«
    Castorff setzte sich aufs
     Sofa und zündete sich eine Zigarette an. Dann fuhr er sich mit der
     Hand durchs Haar, das er auffallend lang trug. »Nein. Ich kannte ihn
     nur von Bildern, er war nicht mein Typ. Zu derb für meinen Geschmack.«
    Walther verabschiedete sich
     und verließ ziemlich rasch die Wohnung. Ein eigenartiges
     Arrangement, aber er war ja auch nur ein bürgerlich denkender
     Polizeibeamter. Im Gehen hörte er noch, wie Castorff sagte: »Ich
     habe dafür gesorgt, dass noch heute jemand von der BZ kommt. Das gibt
     eine tolle Geschichte.«
    Auf der Treppe hörte er,
     wie jemand seinen Namen rief, dann leichte Schritte auf den Holzstufen. Er
     drehte sich um. Thea Pabst beugte sich übers Geländer und sah zu
     ihm hinunter. »Gerade ist mir noch etwas eingefallen. Es gab da
     einen zurückgebliebenen Jungen, Paul heißt er wohl, der kam
     öfter mal ins Atelier. Arnold hatte ihn aus unerfindlichen Gründen
     ins Herz geschlossen. Vielleicht sollten Sie mal mit ihm reden.«
    »Wissen Sie, wie er mit
     Familiennamen heißt oder wo er wohnt?«
    »Leider nicht. Aber ich
     könnte mir vorstellen, dass er nicht weit entfernt wohnt. Er trieb
     sich häufiger in der Gegend herum. «

 
    10
    »Das wird ja allmählich
     zur Gewohnheit, Herr Wechsler. Ich sollte ein Beratungshonorar verlangen.«
     Elisa Reichwein reichte ihm lächelnd die Hand. »Oder sind Sie
     wieder einmal als Kunde hier?« Während sie sich gewöhnlich
     in fließende Gewänder hüllte, trug sie an diesem Tag ein
     eng anliegendes Kostüm in tiefem Burgunderrot. Dafür waren ihre
     Haare nicht streng frisiert, sondern fielen in einer schwarzen Kaskade
     über den Rücken. Am rechten Arm bemerkte Leo einen auffälligen
     Armschmuck aus schwarzen Kugeln und einer goldenen Kugel, die vermutlich
     als Schließe diente.
    Er legte seinen Hut auf ein
     Schränkchen. »Bedaure, aber Sie kennen ja meine finanziellen Möglichkeiten.
     Ich bin Polizeibeamter, kein Finanzmagnat.« Er betrat den
     Ausstellungsraum. Zweimal war er schon hier gewesen, und die immense Größe
     und das wunderbare Licht, das durch die hohen Fenster hereinfiel,
     begeisterten ihn auch jetzt wieder. Er schaute sich um. »Eine neue
     Ausstellung.«        
    »Ja. Ich habe mich
     momentan von den gegenständlichen Malern abgewandt. Russischer
     Suprematismus und Konstruktivismus, mein neuestes Lieblingskind.«
     Sie deutete in die Runde. »Rodtschenko, Tatlin, Lissitzky,
     Malewitsch. Schauen Sie sich alles in Ruhe an.«
    Die Bilder und Plakate - es
     waren viele Plakate dabei - zeigten bunte geometrische Figuren, die sich
     zu sachlichen und zugleich faszinierenden Gebilden formten.
    »Die Russen haben vor
     etwa zwei Jahren damit begonnen. Ich sehe darin einen Spiegel der Umwälzungen,
     der Revolution, eine Abkehr vom Althergebrachten«, erklärte die
     Galeristin.
    »Meinen Sie, das kommt
     auch nach Deutschland?«, fragte Leo interessiert.
    »El Lissitzky hält
     sich zeitweise in Deutschland auf, dann auch wieder in der Schweiz. Es
     wird sich durchmischen. Aus Holland hörte ich von einer verwandten
     Richtung, die sich De Stijl nennt.« Sie schlug einen Katalog auf und
     zeigte ihm ein Werk, das aus rechtwinkligen schwarzen Linien bestand, die
     farbige Vierecke umrahmten. »Sie erkennen die Verwandtschaft zu den
     Russen. Der Künstler heißt übrigens Piet Mondrian. Leider
     konnte ich bisher keinen Kontakt zu ihm herstellen, aber ich bin sehr an
     ihm interessiert.«
    Leo blätterte in dem
    

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