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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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eigentlich am bedeutendsten. Die Gesellschaftsporträts, die
     danach kamen, sind mir manchmal zu bemüht. Als hätte er es auf
     Skandale abgesehen.«
    Leo schaute hoch, als sie
     verstummte. »Reden Sie ruhig weiter, das ist sehr
     anschaulich. Ich beginne, mir ein Bild von Wegner zu machen. Sind Sie ihm
     häufiger begegnet?«
    »Ja, bei Festen und
     Ausstellungen. Ich hatte 1920 einige Werke von ihm in einer Schau. Sie
     wurden alle verkauft. Trotz seiner derben, wenn nicht gar brutalen
     Darstellungsweise hatte er Erfolg. Als ob die Leute spürten, dass
     seine Bilder, die roh und unmittelbar waren, das Hier und Jetzt zeigen
     wollten. Das hat mir auch gefallen.«
    »Und was wissen Sie
     über sein Privatleben?«, fragte Leo, während er sich
     Notizen machte.
    »Nun ja, wirklich
     Skandalöses kann ich nicht berichten. Von ehelicher Treue hielt er
     nicht viel, ging aber meist diskret vor, um seine Frau nicht allzu sehr zu
     kompromittieren. Man wusste halt von seinen Liebschaften.«
    »Was sagt Ihnen der
     Name Thea Pabst?«
    »Die also auch?«,
     fragte sie ironisch. »Er hatte Geschmack.« Etwas in ihrem Ton
     ließ Leo aufhorchen.
    »Wir wissen es von
     seiner Frau und werden die Dame auch noch dazu befragen. Aber es ist immer
     sehr erhellend, was andere sich darüber erzählen.«
    »Davon weiß ich
     leider nichts. Ich bin Thea Pabst ein paarmal auf Festen begegnet, eine außergewöhnliche
     Tänzerin und begehrenswerte Frau. Leider ganz und gar heterosexuell.«
    Das war es also. Warum nicht,
     es stand jeder Frau frei, so zu leben, wie es ihr gefiel, auch wenn Leo
     ehrlich zugeben musste, dass er diese Toleranz bei seiner eigenen
     Schwester schwerlich aufgebracht hätte.
    »Wissen Sie, ob er
     Feinde hatte? Wie steht es mit beruflichen Konkurrenten, wütenden
     Auftraggebern, ehemaligen Geliebten?«
    Sie zog in aller Ruhe an
     ihrer Zigarette und klopfte die Asche ab, bevor sie antwortete. »Persönliche
     Geschichten, Fehlanzeige. Von Auseinandersetzungen mit Künstlerkollegen habe ich nichts gehört. Natürlich
     mag es manchen Auftraggebern nicht gefallen haben, wie sie porträtiert
     wurden, aber das dürfte kein Grund für einen Mord sein.«
    »Sie enttäuschen
     mich, Frau Reichwein«, meinte Leo herausfordernd.
    Sie zog in gespielter Empörung
     die Augenbrauen hoch. »Das tut mir aber leid. Ich möchte einen
     charmanten Mann wie Sie ungern enttäuschen. Aber Sie wollen als
     Polizeibeamter sicher nicht, dass ich mir etwas ausdenke, oder?« Sie
     schien zu überlegen. »Mit Salomon, dem Kritiker, könnten
     Sie sprechen, der hat Wegner gut gekannt. Ist in den letzten Jahren
     ziemlich hart mit ihm ins Gericht gegangen.«
    »Ich war bereits bei
     ihm, aber er konnte mir leider auch nicht weiterhelfen.«
    »Ach, eine Sache fällt
     mir noch ein, aber sie war gewiss belanglos. Auf einer Abendgesellschaft
     ließ einmal jemand eine Schmährede gegen Wegners Bilder los,
     sprach von undeutscher Kunst, der entwürdigenden Darstellung
     deutscher Soldaten und so weiter.«
    Leo horchte auf. »Wer
     war das, bitte?«
    »Ein Offizier, Frontkämpfer,
     aus bestem Hause, Sie kennen diesen Typ.«
    Und ob, dachte Leo, ich
     begegne ihm jeden Tag im Präsidium.
    »Wissen Sie den Namen?«
    »Ich kann mir besser
     Gesichter merken, das liegt wohl daran, dass ich ein visueller Mensch bin.
     Augenblick.« Sie ging zur Tür und rief Melotti, der umgehend
     ins Zimmer trat.
    »Cesar, Sie erinnern
     sich doch an dieses Fest bei Konsul Haberland. Irgendein Gast ließ
     eine Rede gegen moderne Kunst vom Stapel und empörte sich ausdrücklich
     über Arnold Wegners Bilder. Wissen Sie zufällig, wie der Mann
     hieß?«
    Melotti nickte beflissen.
     »Selbstverständlich. Er fiel mir unangenehm auf, ich habe mich
     vorsichtshalber nach ihm erkundigt, falls er einmal Ihre Galerie
     heimsuchen sollte. Sein Name ist Oberstleutnant Ulrich von Mühl.«
    Leos blickte ruckartig hoch.
     »Sagten Sie von Mühl?«
    »Jawohl.«
    »Kennen Sie ihn?«,
     fragte Elisa interessiert.
    »Wir sind uns schon
     begegnet«, meinte Leo knapp. »Danke, Herr Melotti, Ihre
     Gewissenhaftigkeit ist unschätzbar. «
    Der Assistent deutete eine
     Verbeugung an und ging hinaus.
    »Ich weiß nicht,
     wie ich die Galerie ohne Cesars Hilfe führen sollte, er ist ein
     lebendes Adressbuch.«
    Leo stand auf. »Ich
     danke Ihnen, Frau Reichwein. Falls Ihnen noch etwas einfallen sollte -«
    »- melde ich mich.
     Vielleicht sogar persönlich, dann kann ich

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