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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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geschnitztem Holzgriff zurück. »Ich kam an einer Schirmhandlung
     vorbei, und da fiel mir ein, dass mein Regenschirm kaputt ist. War ein
     altes Ding, also habe ich mir einen neuen gekauft.«
    Klingt harmlos, dachte
     Walther und registrierte beiläufig die Marke Sprint. Und doch war er
     nicht ganz zufrieden. Die Veränderung, die mit Nelly Wegner
     vorgegangen war, ließ ihm keine Ruhe. Für heute würde er
     Schluss machen, es gab keinen Grund, noch weiter in sie zu dringen,
     nachdem sie seine Fragen so offen beantwortet hatte.
    Doch er spürte, dass
     dies nicht sein letzter Besuch im Hause Wegner gewesen war.
    *
    Lutz Oswald steuerte seinen
     Wagen auf den verlassenen Hof, dessen eiserne Tore lose in den Angeln
     hingen. Ziegelsteine waren aus den Mauern gebröckelt und hatten Löcher
     wie Zahnlücken hinterlassen. Die dünne Eisschicht auf den Pfützen
     brach knirschend unter den Rädern. Ihm war nach wie vor nicht wohl
     bei der Sache, doch die Übergabe sollte seine Bewährungsprobe
     sein, und er wollte sie um jeden Preis bestehen. Er wunderte sich, dass
     dies alles am helllichten Tag geschehen sollte, aber seine Auftraggeber würden
     schon wissen, was sie taten.
    Als er anhielt und einen Fuß
     aus dem Wagen setzte, strich etwas an seinem Bein vorbei, und er zuckte
     unwillkürlich zusammen. Die Ratte verschwand im nächsten
     Kellereingang. Er stieg aus und schaute sich um.
    Eine Gestalt löste sich
     aus dem Schatten und kam auf ihn zu. »Wo sind die Sachen?«
    »Im Kofferraum.«
     Oswald öffnete die Klappe und deutete auf eine Kiste, die mit einer
     Plane verhüllt war. »Schauen Sie nach, ob alles da ist.«
     Er sah sich nervös um.
    Der Mann hob den Deckel und
     ging in aller Ruhe den Inhalt durch. Silberne Bestecke und Leuchter,
     Schmuck, antike Waffen, alles außer Bargeld, das allmählich nur
     noch zum Feueranzünden taugte. Er nahm die Kiste heraus. »In
     Ordnung.«
    »Das versteht sich doch
     von selbst.«
    »Nicht so von oben
     herab, Herr Offizier«, meinte der Schieber und deutete über die
     Schulter. »Ihre Ware ist da drüben. Eigentlich wundert es mich
     ja, dass ich Ihnen so was besorgen muss, aber -«
    »Ihre Meinung ist hier
     nicht gefragt«, fuhr Oswald ihm über den Mund, was er sofort
     bereute, da in diesem Fall besondere Behutsamkeit angebracht war. »Verzeihung.«
    »Nervös, was?«
    Er zog es vor, die Frage zu
     ignorieren, schleppte die Kiste, die er kaum heben konnte, zum Wagen und
     verstaute sie unter der Plane.
    »Damit wären wir
     wohl fertig.«
    Der Mann tippte grüßend
     an den Hut und verschwand im Schatten, wie er gekommen war.

 
    12
    »Möchtest du am
     Sonntag zum Mittagessen kommen? Ilse ist nicht da«, fragte Leo und
     hielt Walther die Glastür zum Morddezernat auf.
    »Wo ist sie denn? Mit
     ihrem neuen Freund unterwegs?«, fragte Walther mit einem
     vorsichtigen Seitenblick, da er nie genau wusste, wie es gerade um das
     geschwisterliche Verhältnis bestellt war. Doch Leo wirkte diesmal
     recht gelassen.
    »Sie fahren übers
     Wochenende in den Spreewald.«
    »Stelle ich mir im
     Sommer zwar schöner vor, aber für Verliebte -«
    »Übertreib nicht
     gleich.«
    Walther sah ihn überrascht
     an. »Mach dir nichts vor, Leo, wenn sie schon mit ihm übers
     Wochenende wegfährt, wird es wohl was Ernsteres sein.« Er
     nickte einem Kollegen zu, der ihnen mit einem Stapel Akten entgegenkam.
    »Du hast ja recht. Ich
     gönne es ihr, hab ihr auch viel Vergnügen gewünscht und
     heimlich einen Briefumschlag mit einem kleinen Beitrag in ihrer
     Manteltasche platziert. Sonst hätte sie es nie angenommen.«
    Walther merkte, dass sein
     Freund ein wenig verlegen war.
    »Natürlich wird
     Schneider für sie bezahlen, aber ich dachte mir… na ja, dass
     sie sich wohler fühlt, wenn sie nicht so sehr von ihm abhängig
     ist. Stell dir vor, sie bekommen Streit und Ilse möchte nach Hause
     fahren.«
    Als Walther laut loslachte,
     ging die Tür des Vorzimmers auf und Fräulein Meinelt schaute
     verwundert heraus. »Darf ich mitlachen?«
    Walther schaute Leo an, biss
     sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf.
    Die Sekretärin gab sich
     beleidigt. »Dann eben nicht. Wenn die Herren Geheimnisse haben möchten.«
    Leo und Walther grinsten und
     betraten das Vorzimmer mit den vier Schreibtischen. Fräulein Meinelt
     nahm wieder an dem ihren Platz und schaute auf einen Notizzettel.
    »Herr Kommissar, eben
     hat ein Rechtsanwalt Stadler für Sie angerufen und den

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