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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Tuschezeichnung, 1912
    5. Nelly Doering, Aquarell,
     1913
    6. Straßenszene in Lüttich,
     Bleistiftzeichnung, 1914
    7. Stettiner Bahnhof, Öl
     auf Leinwand, 1919
    8. Bettler mit Orden und Krücke,
     Bleistiftzeichnung, 1919
    9. Alte Hure, Federzeichnung,
     1920
    10. Porträt Luise
     Karlstedt, Öl auf Leinwand, 1920
    11. Porträt Walter
     Schwerdtfeger, Öl auf Leinwand, 1921
    12. Spandauer Vorstadt,
     Öl auf Leinwand, 1921
    13. Paul, Tuschezeichnung,
     1922
     
    Leo wurde hellhörig.
     »Wer bietet diese Bilder an?«
    »Es handelt sich um
     zwei verschiedene Galerien, hier sind die Adressen. Meinen Sie, es könnten
     echte Werte darunter sein?«
    »Denkbar wäre es
     schon. Wenn Künstler sterben, wächst häufig das Interesse
     an den vorhandenen Werken, und Arnold Wegner war ja kein Unbekannter. Aber
     mich interessiert vor allem diese letzte Zeichnung.« Leo warf einen
     Blick auf die Anschrift am Ende der Liste. Kunsthandlung Schuster am
     Savignyplatz, Carmerstraße 5, eine gute Adresse im Westen. Er
     faltete das Blatt, steckte es in die Jackentasche und erhob sich. »Ich
     danke Ihnen, Herr Dr. Stadler. Womöglich sehen wir uns wieder, wenn
     weitere Fragen aufkommen sollten.«
    »Ich stehe Ihnen
     jederzeit zur Verfügung«, erwiderte der Anwalt höflich und
     begleitete Leo zur Tür.
    *
    Obschon es ein milder
     Novembertag mit strahlend blauem Himmel war, gefror sein Körper zu
     Eis, so unvermittelt hatte sich der Mann vor ihm aufgebaut. Paul erkannte
     ihn sofort.
    Ein Anzug, dessen Stoff
     aussah, als wäre er ganz weich. Viel weicher als das kratzige Zeug,
     das der Vater und die Männer aus dem Kiez trugen. Schuhe, die ganz
     blank aussahen. Ein schöner Hut. Den Mantel nur umgehängt, als
     sei er gerade aus einem warmen Automobil gestiegen.
    Paul schaute nach links und
     rechts. Niemand da. Er scharrte mit einer Fußspitze auf dem Boden
     und sah sich verstohlen um. Warum war er nur so weit von zu Hause
     weggegangen? In dieser Gegend kannte er sich nicht richtig aus, wusste
     nicht, in welchen Höfen und Kellereingängen man sich verstecken
     konnte.
    »Du warst ein Freund
     vom Maler aus den Rehbergen, oder?«
    Paul blickte unwillkürlich
     auf. »Ja … ja, das stimmt«, sagte er unsicher.
    »Ich auch. Schlimme
     Sache, was mit ihm passiert ist.« Der Mann deutete auf einen
     schwarzen Wagen, der ein Stück weiter parkte. Wäre Paul nicht so
     verängstigt gewesen, hätte er ihn schon früher bemerkt;
     solche Autos waren in dieser Gegend eine Sensation.
    »Ist das deiner?«
    »Möchtest du dich
     mal reinsetzen?«
    Paul zögerte kurz, dann
     nickte er. Es konnte doch nicht schlimm sein, der Vater kam heute später
     und würde nichts merken. Und der Mann schien ganz nett zu sein, wenn
     er ihn in seinem schönen Auto sitzen lassen wollte. Pauls Angst war
     nicht mehr ganz so groß. Der Mann öffnete die Tür, die
     ohne ein Geräusch aufschwang. Paul steckte vorsichtig den Kopf
     hinein. Es roch gut, nach Leder, und alles sah ganz neu aus und funkelte
     schön. Sogar eine Uhr gab es hier drinnen.
    Behutsam setzte er einen Fuß
     hinein, hatte Sorge, seine abgelaufenen Sohlen könnten schmutzig
     sein. Der Ledersitz gab leicht nach, als Paul sich zurücklehnte und
     die Augen schloss.
    »Magst du eine Runde
     mitfahren?«, fragte der Mann.
    Paul nickte. Hier kannte ihn
     keiner, der es weitererzählen könnte. Und wenn der Mann ein
     Freund des Malers gewesen war, wollte er vielleicht nur über ihn
     reden und sich ein bisschen an ihn erinnern.
    Der Mann startete den Wagen,
     worauf der Motor mit einem satten Knattern ansprang. Er setzte sich hinter
     das Steuer, streifte Lederhandschuhe über, die Löcher hatten,
     durch die man den Handrücken sah.
    Der Wagen rollte sanft an,
     selbst das unebene Kopfsteinpflaster war kaum zu spüren. Der Mann sah
     ihn von der Seite an.
    »Hast du den Maler gut
     gekannt?«
    Paul überlegte.
     Eigentlich schon, sie waren ja Freunde gewesen. »Ich hab ihn oft
     besucht.«
    »Hat er dir auch seine
     Bilder gezeigt?«
    Der Junge nickte. »Manchmal
     durfte ich ihm beim Malen zugucken. Er hat mir gesagt, warum er die und
     die Farbe nimmt. Und dass er nicht immer so malt, wie die Sachen wirklich
     aussehen.«
    »Also habt ihr euch gut
     verstanden, wie schön. Du bist sicher traurig, dass er gestorben ist.«
    Paul schluckte. Darüber
     wollte er eigentlich nicht sprechen, es tat noch zu weh. Und so gut kannte
     er den Mann nun auch wieder nicht. Vielleicht

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