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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Termin bestätigt.«
    Leo nickte geistesabwesend.
     Als sie in seinem Büro saßen, sah er Walther fragend an.
     »Und, was war eben so komisch?«
    »Du hörst dich an
     wie ein besorgter Vater, Leo. Ilse ist älter als du. Sie kommt schon
     allein zurecht.«
    Leo lächelte reumütig.
     »Wem sagst du das? Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich
     zurechtkomme. Egal, jetzt haben wir Wichtigeres zu besprechen. Ruf
     Stahnke, Berns und die anderen dazu.«
    Als die Mordkommission vollzählig
     versammelt war, verschränkte Leo die Hände auf der Tischplatte
     und sah in die Runde. »Meine Herren, wir sollten uns gegenseitig auf
     den neuesten Stand bringen. Der Kollege Walther hat mit Wegners Witwe
     gesprochen. Sie ist übrigens Alleinerbin ihres Mannes, das hat er
     testamentarisch verfügt. Wie groß das Erbe ist, kann bislang
     nicht beziffert werden, aber es ist zu vermuten, dass die Gemälde
     durch seinen Tod im Preis steigen werden. Ob dies jedoch als Motiv
     ausreicht, ist fraglich. Wir sollten auf jeden Fall Frau Wegners Alibi
     überprüfen, das kann der Kollege Berns übernehmen.«
     Leo schob ihm den Zettel mit der Anschrift der Schirmhandlung in der Müllerstraße
     hin. »Hören Sie sich in der Gegend um, ob sie noch woanders
     gesehen wurde. Und Stahnke, Sie suchen weiter nach dem Jungen.« 
    »Ich finde, die
     Vorgehensweise passt nicht zu einer Frau«, warf Berns ein.
    »Sie können nicht
     abstreiten, dass Frauen zu ungeheuerlichen Taten fähig sind«,
     gab Leo zu bedenken. »Denken Sie nur an den Fall Martha Franzke.«
     Sechs Jahre zuvor hatte man die furchtbar zugerichtete Frauenleiche in der
     Gepäckaufbewahrung des Stettiner Bahnhofs gefunden. Die beiden Täterinnen
     hatten aus Habgier gehandelt; eine wurde zum Tode, die andere wegen
     offenkundiger Geistesschwäche zu lebenslanger Haft verurteilt.
    »Dennoch bezweifle ich,
     dass Nelly Wegner so vorgegangen ist, dafür dürfte das zu
     erwartende Erbe nicht verlockend genug sein«, meinte Berns. »Das
     Atelier an sich hat wohl keinen großen Wert. Und was können die
     Bilder ungefähr einbringen?«
    »Wir müssen uns
     genau erkundigen, was von Frau Wegner zum Verkauf oder zur Versteigerung
     angeboten wird, und den Gesamtwert schätzen lassen.«
    Stahnke meldete sich zu Wort.
     »Wegner verkehrte regelmäßig in einer Künstlerkneipe
     namens ›Palette‹ in der Nähe vom Kurfürstendamm.
     Dort sollten wir uns auch mal umhören.«
    Leo nickte und notierte sich
     die Angaben.
    Dann beugte sich Walther vor
     und hob die Hand. »Noch einmal zu Nelly Wegner. Auf eines möchte
     ich hinweisen, selbst wenn die Beobachtung eher auf meinem persönlichen
     Gefühl beruht. Sie wirkte bei meinem gestrigen Besuch deutlich
     selbstsicherer als zuvor. Sie beginnt, ihre Zukunft zu planen, will sich
     eine Stelle im Büro suchen. Mir kommt es vor, als würde sie den
     Tod ihres Mann weniger bedauern, als sie vorgibt.«
    »Dass sie ihre Zukunft
     plant, rechtfertigt noch keinen Mordverdacht«, sagte Leo.
    »Nein, aber sie wirkt
     irgendwie … verändert. Als wollte sie sich ein ganz neues
     Leben aufbauen.«
    »Na ja«, meinte
     Stahnke, »wenn Wegner so ein Filou war, ist sie vielleicht froh, ihn
     los zu sein. Aber ob sie deswegen gleich zum Streichholz gegriffen hat?«
    »Was hat eigentlich Ihr
     Besuch bei diesem Offizier ergeben, Herr Kommissar?«, fragte Berns.
    Leo drehte nachdenklich einen
     Stift zwischen den Fingern. Er musste aufpassen, was er sagte, da seine
     persönlichen Abneigungen gelegentlich mit der Forderung nach
     polizeilicher Objektivität kollidierten. Im Grunde verkörperte
     von Mühl genau das, was er am meisten verachtete: Standesdünkel,
     reaktionäres Gehabe und Intoleranz, doch das alles machte ihn noch
     lange nicht zum Mörder. Es lagen keinerlei Verdachtsmomente gegen von
     Mühl vor, und daher sagte er nur: »Der typische Offizier.
     Scheint finanziell gut gestellt zu sein. Trauert dem Kaiser nach, aber das
     ist ja nichts Neues. Es gibt keinen Hinweis, dass er mehr getan hat als
     Wegners Bilder zu kritisieren. Er findet sie dekadent und undeutsch, das können
     wir ihm kaum verbieten.«
    »Was ist mit seinem
     Alibi?«
    »Er hat bei seiner
     Schwester gegessen. Wir können dort nachfragen, aber ich sehe im
     Augenblick keine Anhaltspunkte, die weitere Nachforschungen rechtfertigen.
     Wir konzentrieren uns zunächst auf Frau Wegner, die angebotenen
     Bilder und diese Künstlerkneipe.« Er schaute in die Runde.
     »Wie

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