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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Kollegen
     auf die Gegend um die Rehberge anzusetzen.
    Auch seine übrigen
     Fragen hatten wenig ergeben. Er war die Liste der Freunde und Bekannten
     mit Nelly durchgegangen, doch es schien, als hätte sie so wenig am
     Leben ihres Mannes teilgehabt, dass sie außer den bloßen Namen
     kaum etwas Brauchbares beisteuern konnte.
    Walther hatte nicht
     lockergelassen. »Aber es gab doch sicher auch gemeinsame Freunde.«
    Sie hob langsam die Achseln
     und zupfte eine imaginäre Fluse von ihrem Schottenrock. »Ich
     sagte doch bereits, wir lebten gewissermaßen in verschiedenen
     Welten.«
    »Und was ist mit seinen
     Geliebten?«, fragte er absichtlich grob. »Sie geben
     beispielsweise den Namen Thea Pabst an.
    Woher haben Sie gewusst, dass
     sie seine Geliebte war? Hat er es Ihnen gestanden? Haben Sie die beiden in
     flagranti erwischt?«
    Sie sah ihn verwundert an.
     »Nein, das brauchte er mir nicht zu sagen. So etwas merkt man doch.«
    Walther, der keine
     Eheerfahrung besaß, hakte nach. »Woran? Fremdes Parfüm?
     Haare auf der Jacke? Lippenstiftspuren?«
    Sie schaute ihn an, ein wenig
     verächtlich, wie er meinte. »Er hat mir erzählt, dass er
     sie malen wollte. Ich hatte von ihr gehört, kannte ihr Bild aus der
     Zeitung. Für mich stand außer Frage, dass er mit ihr ins Bett
     gehen würde.«
    »Dazu gehören
     zwei.«
    Sie lachte freudlos. »Ich
     weiß, welche Wirkung er auf Frauen ausübte. Lassen Sie sich
     nicht durch sein unscheinbares Äußeres täuschen, er besaß
     großen Charme. Sie hätten ihn erleben müssen. Er war
     interessant, das finden viele Frauen anziehender als gutes Aussehen.«
    Walther zweifelte an dieser
     These. Warum sonst fanden die Frauen Leo stets attraktiver als ihn? Ein
     lohnendes Thema für ein Bier am Abend, dachte er belustigt.
    »Hat er immer mit den
     Frauen geschlafen, die er gerade malte?«, fragte Walther
     geradeheraus.
    »Nein. Er zog die
     Grenze bei vierzig Jahren und hundertdreißig Pfund. Außerdem
     war das Malen keine Grundvoraussetzung für eine nähere
     Bekanntschaft.«
    Er sah sie überrascht
     an. Die Frau offenbarte ständig neue Seiten, anscheinend durfte man
     sie nicht unterschätzen. Sie wirkte plötzlich weniger
     verletzlich als bei ihrem ersten Gespräch, als schöpfte sie aus
     dem Tod ihres Mannes neue Kraft. Nun ja, wenn die Ehe tatsächlich so
     distanziert gewesen war, blühte sie als Witwe womöglich auf.
    »Was werden Sie jetzt
     anfangen?«
    Sie überlegte. »Vielleicht
     in eine andere Wohnung ziehen, in einer hübscheren
     Gegend im Grünen. Ich überlege auch, mir eine Stelle im Büro
     zu suchen. Ich erbe zwar Arnolds Geld, aber so viel hat er mit seiner
     Malerei nicht verdient, und ich kann nicht den ganzen Tag allein zu Hause
     sitzen. Eine Schreibmaschine besitze ich schon, damit habe ich immer
     Arnolds Korrespondenz erledigt.«
    »Wurde das Testament
     bereits eröffnet?«
    Sie sah ihn gelassen an.
     »Nein. Das wird erst geschehen, wenn Ihre Ermittlungen abgeschlossen
     sind. Aber ich kenne das Testament und weiß, dass ich alles erbe,
     was Arnold besessen hat.«
    »Darf ich fragen, wie
     viel Sie zu erwarten haben?«
    »Das steht noch nicht
     fest. Diese Wohnung ist gemietet, viel Vermögen besitzen wir nicht.
     Allerdings werden noch einige Bilder zum Verkauf angeboten.«
    Und erzielen womöglich
     noch bessere Preise, weil der Künstler auf spektakuläre Weise
     ums Leben gekommen ist, dachte Walther bei sich. Zudem wollten heute viele
     in Werte investieren, die nicht vom Verfall der Reichsmark betroffen
     waren. Das hatte auch Lehnbach erwähnt, als er Leos Gemälde
     bewunderte. »Wo waren Sie eigentlich, als im Atelier der Brand
     ausbrach?«, fragte er weiter.
    Nelly Wegner zuckte nicht mit
     der Wimper, sondern schaute ihn gelassen an. Wieder wunderte er sich
     über den Unterschied zu der verunsicherten Frau, die er und Leo bei
     ihrem ersten Besuch in der Wohnung erlebt hatten. »Wie meinen Sie
     das? Ich habe doch die Leiche meines Mannes entdeckt.«
    »Und wo waren Sie
     vorher?«
    »Einkaufen.«
    »Wo genau?«        
    »Ich habe die
     Elektrische bis Seestraße genommen und bin ein bisschen gebummelt.
     Auf der Müllerstraße.«
    Nicht gerade die schönste
     Gegend für einen Bummel, dachte er bei sich. »Haben Sie etwas
     gekauft?«
    »Nein. Doch, jetzt fällt
     es mir ein. Einen Regenschirm. Er liegt drüben auf der Garderobe.«
     Sie stand auf und kam mit einem rot-schwarz gemusterten Exemplar mit
    

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