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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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durfte er ja auch mal eine
     Frage stellen.
    »Hast du ihn denn lange
     gekannt?«, erkundigte er sich vorsichtig.
    Der Mann schaute ihn
     nachdenklich an. »Ja. Vielleicht hast du mich ja sogar mal bei ihm
     gesehen?«
    Paul schüttelte den Kopf
     und sah aus dem Fenster. Plötzlich wollte er nicht mehr hier sein.
     Der Mann sah ihn irgendwie seltsam an, und die Erinnerung an den Maler
     wollte er mit niemandem teilen. Auf einmal war er froh, wenigstens das
     Bild im Kaninchenstall zu haben, auch wenn es ihm nicht sehr gefiel.
    »Ich muss nach Hause,
     meine Eltern machen sich Sorgen.«
    »Wo wohnst du denn?«
    »Du kannst mich da vorn
     an der Ecke rauslassen, es ist nicht mehr weit.« 
    Der Wagen rollte an einer grünen
     Pumpe vorbei, an der einige Frauen beim Wasserholen plauderten, und hielt
     ein Stück weiter hinter einer Litfaßsäule an, von der schöne
     Damen lächelten.
    Paul stieg aus und wollte
     gehen, doch der Mann rief ihm etwas nach. Er drehte sich unsicher um. Wenn
     der Vater ihn nun hier entdeckte? Zögernd kehrte er zum Wagen zurück.
    »Eins noch - ich würde
     an deiner Stelle lieber nicht herumerzählen, dass du den Maler
     gekannt hast. Die Polizei sucht nach dem, der ihm das angetan hat. Sie
     reden mit allen, die ihn gekannt haben. Sie glauben, dass er ermordet
     wurde, ist das nicht schlimm?« Er ließ seine Worte wirken.
     »Gut, dass uns keiner gesehen hat, dann stellt auch niemand dumme
     Fragen. Jetzt haben wir ein Geheimnis, ja?« Der Mann drückte
     ihm einen Geldschein in die Hand. »Kauf dir was Schönes. Oder
     deiner Mutter.«
    Paul nickte, spürte das
     knisternde Papier in seiner Hand. Er wagte nicht hinzusehen. So viel hatte
     er bestimmt noch nie besessen. Doch während er den Schein noch mit
     den Fingern streichelte, überkam ihn eine neue Angst. Der Vater
     traute ihm nicht, der würde ihn glatt für einen Dieb halten. Er
     ging mit schlurfenden Schritten weiter, ohne nach links oder rechts zu
     sehen, bis er wieder in seinem Kiez war. Mit alter Gewandtheit glitt er in
     die vertraute Durchfahrt, huschte zum Kaninchenstall im zweiten Hof,
     öffnete die knarrende Stalltür und kroch hinein. Den Geldschein
     steckte er in die alte Kaffeedose, in der er seine Schätze
     aufbewahrte, und tastete unter dem Stroh, bis er das Blatt gefunden hatte.
    Er roch an dem Papier, als
     berge es noch eine flüchtige Erinnerung an seinen Freund. Paul
     glaubte, etwas Säuerliches zu riechen wie Wein, dazu
     einen Hauch von Tabak und Schokolade.
    Er hielt das Blatt ans Licht,
     blinzelte prüfend. Und dann sah er die Ähnlichkeit, eingebildet
     vielleicht, doch er spürte sie wie einen Stein, der tief in seine
     Brust sank.

 
    13
    Welch ein Unterschied zu
     Elisa Reichweins Galerie, dachte Leo Wechsler, als er am Samstagmorgen die
     Kunsthandlung Schuster in der Carmerstraße betrat. Das elegante
     Stadthaus lag nahe des Savignyplatzes. Drinnen wirkte alles altehrwürdig,
     man atmete förmlich den Staub, der sich trotz sorgsamer Pflege auf
     den alten Meistern sammelte. Dunkle Holztäfelung, Samtportieren,
     knarrende Dielen, zwei ältere Damen in hochgeschlossenen Kleidern,
     die an die Mode der Vorkriegszeit erinnerten. Eine trug ein Lorgnon an
     einer Goldkette um den Hals. Leo sah sich verwundert um. Was hatten Bilder
     von Arnold Wegner in dieser konservativen Umgebung zu suchen?        
    Doch dann fiel ihm ein, dass
     Wegner nicht nur seine skandalösen Porträts gemalt hatte. Er
     erinnerte sich an das Bild mit dem üppig blühenden Garten, der
     das verzerrt wirkende Elternhaus des Künstlers umgab. Und bei dem mit
     »Paul« betitelten Werk, von dem er sich einige Aufschlüsse
     erhoffte, handelte es sich laut Aufstellung um eine Tuschezeichnung.
    »Was kann ich für
     Sie tun?«, fragte eine wohlklingende Stimme. Eine der älteren
     Damen war unauffällig neben ihn getreten.
    Leo nahm den Hut ab. »Sind
     Sie die Inhaberin?«
    Sie schüttelte
     bescheiden den Kopf. »Nein, Herr Schuster befindet sich zurzeit in
     Italien auf Einkaufsreise. Fräulein Sommerfeld und ich vertreten ihn.
     Mein Name ist Adele Kaufmann.«
    »Kommissar Wechsler,
     Kriminalpolizei. Ich ermittle im Mordfall Arnold Wegner.«
    Sie blieb völlig ungerührt
     und sah ihn mit höflichem Bedauern an. »Eine traurige
     Geschichte. Im eigenen Atelier verbrannt. Allerdings ist mir neu, dass es
     sich dabei um einen Mord handeln soll. Ich hielt es für einen Unglücksfall.«
    Leo betrachtete ein

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