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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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solltet euch nicht
     über Kunst streiten«, sagte sie gelassen. »Die Kunst ist
     tot, sie verändert nichts. Der Ausweg kann nur in der politischen
     Revolution liegen.«
    »Faszinierend, nicht
     wahr?«, sagte Clara.
    Leo zuckte schuldbewusst
     zusammen. »Verzeihung, das war doppelt unhöflich. Ich habe Sie
     vernachlässigt und außerdem einer fremden Unterhaltung
     gelauscht. Kommen Sie öfter her?«
    Clara trank einen Schluck
     Wein und zündete sich eine Zigarette an. Dass Frauen in der Öffentlichkeit
     rauchten, wäre vor kurzem noch undenkbar gewesen, dachte Leo flüchtig.
    »Gelegentlich. Wenn man
     sich zu oft hier herumtreibt, verliert es an Reiz. Ich hebe es mir für
     besondere Tage auf.«
    Er spürte, wie ihm
     angenehm warm wurde. »Erzählen Sie mir etwas über dieses
     Café.«
    Clara legte den Kopf in den
     Nacken und ließ einen Rauchkringel emporsteigen. Das dunkelrote
     Kleid passte wunderbar zu ihren Haaren, die im künstlichen Licht fast
     mahagonifarben schimmerten. Sie deutete mit der Zigarette nach hinten.
     »Der kleinere Raum da drüben ist das ›Bassin für
     Schwimmern Dort treffen sich die Erfolgreichen, Maler wie Grosz und
     Slevogt zum Beispiel.«
    »Auch Arnold Wegner?«,
     warf er rasch ein.
    »Ist der nicht vor
     kurzem gestorben?«
    Er nickte. »Ich
     untersuche den Fall, aber lassen Sie uns heute nicht über solche
     Dinge sprechen. Verzeihen Sie, dass ich Sie unterbrochen habe.«
    »Ich weiß nicht,
     ob er hier verkehrte, wundern würde es mich nicht. Da oben befindet
     sich die Galerie, auch ›Balustrade‹ genannt, auf der sich
     die Schachspieler treffen. Angeblich findet man nirgendwo sonst in Berlin
     eine so gute Atmosphäre fürs Spiel. Und wir sitzen im ›Bassin
     für Nichtschwimmern«
    »Mitten unter den
     weniger Erfolgreichen?«
    »Nicht unbedingt. Hier
     treffen sich die Schriftsteller und Reporter, berühmte und weniger
     berühmte. Jeder hofft, irgendwann seinen Namen auf einem Roman oder
     unter einem Artikel in der Berliner lllustrirten zu lesen. Natürlich
     gelingt das nur den wenigsten. Die anderen hoffen, dass etwas von dem
     Glanz der Arrivierten auf sie abfärbt.«
    »Erstaunlich, wie viel
     ich noch lernen kann, obwohl ich in Berlin geboren bin«, sagte Leo
     und leerte sein Bierglas. Der Rauch von Zigaretten, Zigarren und Pfeifen,
     der wie ein Dunstschleier über den Tischen hing, machte ihn durstig.
     »Und wo kommen Sie her?«
    »Aus Mecklenburg, einem
     kleinen Ort, den Sie kaum kennen dürften.«
    Leo spürte, wie Clara
     Bleibtreu sich innerlich zurückzog. Eine Frau, die selbstständig
     wirkte und zupacken konnte, die rauchend im Romanischen Café saß
     und sich ganz gelassen in dieser Welt bewegte. Doch wie sollte er sie
     besser kennen lernen, wenn sie davor zurückscheute, von sich selbst
     zu erzählen?
    Clara schien die kleine
     Missstimmung zu bemerken, stützte das Kinn in die Hand und schaute
     Leo lächelnd an. »Wie war das doch mit diesem Wegner? Oder dürfen
     Sie nicht darüber sprechen?«
    »Was einmal in den
     Zeitungen stand, ist nicht mehr geheim. «
    »Ich muss es übersehen
     haben«, gestand sie ein wenig beschämt. »Manchmal hinke
     ich mit den Tagesnachrichten ein bisschen hinterher.«
    »Nun ja, Arnold Wegner
     wurde am 21. November tot in seinem Atelier in den Rehbergen aufgefunden.
     Verbrannt.«
    »Und es war kein
     Unfall? Ich meine, sonst hätten Sie doch nichts damit zu tun, oder?«
    Leo winkte dem Kellner, um
     noch ein Bier zu bestellen. Claras Glas war noch zur Hälfte gefüllt.
    »Die Tatumstände
     lassen darauf schließen, dass er ermordet wurde«, sagte er nüchtern.
    »Haben Sie schon eine
     Spur?«
    Leo schüttelte den Kopf.
     »Nichts wirklich Schlüssiges. Es könnte familiäre
     Ursachen haben, vielleicht auch Rivalität unter Künstlerkollegen,
     wir tappen noch ziemlich im Dunkeln.« Leo sehnte sich bisweilen
     danach, mit unbeteiligten Dritten über einen Fall zu sprechen, da sie
     ihn unvoreingenommener betrachten konnten. Wer das Opfer nicht gesehen,
     die Hinterbliebenen nicht erlebt hatte, empfand viele Dinge anders als die
     Polizeibeamten, die entstellte Leichen untersuchen und deren Familien die
     furchtbare Nachricht überbringen mussten. Andererseits war es natürlich
     nicht zulässig, Außenstehende zu weit ins Vertrauen zu ziehen.
    »Sie dürfen nicht
     darüber sprechen«, stellte Clara sachlich fest. »Schade.
     Es hätte mich interessiert.«
    Leo trank einen großen
     Schluck und

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