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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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auszuschließen ist es nicht, aber ich halte es für
     ausgesprochen unwahrscheinlich. Der zeitliche Ablauf passt nicht, und
     erinnere dich an ihre Reaktion in den ersten Tagen - die wirkte nicht
     gespielt.«
    »Du warst aber der
     Erste, der damals Zweifel angemeldet hat«, gab Leo zu bedenken.
    Walther nahm dankend die
     Kaffeetasse entgegen, die Fräulein Meinelt hereingebracht hatte.
    »Das stimmt, aber ihre
     Version der Adoptionsgeschichte hat mich überzeugt. Sie macht nicht
     den Eindruck einer Verrückten, die ihren Mann töten würde,
     nur damit sie ein Kind annehmen kann. Das geht gegen mein Gefühl.«
    »Auf unser Gefühl
     können wir uns nicht immer verlassen, das weiß ich selbst am
     besten«, meinte Leo ein wenig bitter, da er an den
     Sonntagnachmittagskaffee mit Bruno Schneider dachte.
    Walther lehnte sich zurück
     und schaute an die Decke. Solange die Kollegen nicht da waren, konnten sie
     ruhig ein paar private Worte wechseln. »Wann soll der Zugriff
     erfolgen?«
    Leo seufzte. »Übermorgen.
     Sie haben einen Verbindungsmann, der von Malchow und seine Leute über
     eine Waffenlieferung informiert hat. Der Treffpunkt ist irgendwo am
     Schlesischen Bahnhof. Bei der Gelegenheit wollen sie ihn verhaften.«
    »Noch zwei Tage, dann
     ist das Warten vorbei«, sagte Walther vorsichtig.
    Leo schlug unvermittelt mit
     der Hand auf den Tisch. »Und dann? Du solltest Ilse erleben, sie ist
     völlig verändert. Fröhlicher, verständnisvoller. Und
     am Samstag soll alles wieder vorbei sein?«        
    »Du kannst dir nicht
     jeden Schuh anziehen, Leo. Der Mann ist ein Krimineller, das ist nicht
     deine Schuld, das muss selbst Ilse einsehen. Und sie braucht ja nicht zu
     erfahren, dass du vorher davon gewusst hast.«
    Was natürlich stimmte.
     Aber das half nicht, den Aufruhr in seinem Inneren zu beschwichtigen. Er
     wollte sich unbedingt mit Clara treffen, doch wie konnte er ruhig mit ihr
     sprechen, solange er nicht wusste, was aus seiner Schwester wurde? Als es
     klopfte, schob er entschlossen den Stuhl zurück und bat die Kollegen
     herein. Doch nur Berns kam ins Zimmer, gefolgt von Fräulein Meinelt
     mit einem Tablett, auf dem zwei Tassen und eine Kanne standen.
    Berns begrüßte
     Leo. »Der Kollege Stahnke lässt sich entschuldigen, er kommt
     gleich nach.«
    Leo trat an die Wandtafel, in
     deren Mitte er den Namen ARNOLD WEGNER geschrieben hatte. Darum herum
     waren Angaben zu Tatort, Tatzeit, Ergebnissen der rechtsmedizinischen
     Untersuchung und Spurensicherung zusammengestellt. Auf einer Liste waren
     die identifizierten Fingerabdrücke aufgeführt, hinter den
     bislang unbekannten standen Fragezeichen. Leo klammerte nun die Worte
     NELLY WEGNER -ADOPTION ein, ohne sie jedoch wegzuwischen.
    »Robert, würdest
     du Berns bitte auf den neuesten Stand bringen?«
    Walther rekapitulierte seine
     Ermittlungen in Sachen Nelly Wegner und berichtete, er sei zu der Ansicht
     gelangt, der Wunsch nach einem Kind biete kein ausreichendes Motiv für
     einen derart brutalen Mord.
    »Nun, meine Herren, fürs
     Erste konzentrieren wir uns auf Ulrich von Mühl und seine
     Asgard-Gesellschaft. Weitere Anhaltspunkte gibt es zurzeit leider nicht.«
    Da trat Stahnke ein, grüßte
     in die Runde und reichte Leo einen Zettel. »Für Sie, Herr
     Kommissar. Den hat mir eben jemand vor dem Präsidium zugesteckt.«
     Leo entfaltete den Zettel, las ihn und warf ihn in den Papierkorb. »Meine
     Herren, ich muss unsere Besprechung leider auf heute Mittag verschieben.
     Glücksrad-Adi will mich sprechen.« Er nahm seinen Mantel vom
     Haken und verließ das Büro.
    »Kann mir mal einer
     sagen, wer das nun wieder sein soll?«, meinte Berns und schaute
     fragend in die Runde.
    *
    Eine Straßenbahn fuhr
     klingelnd vorbei, die Menschen drängten sich auf der Alexanderstraße
     und schienen es, wie meistens in Berlin, furchtbar eilig zu haben. Hinzu
     kam die schneidende Kälte, die jedem Beine machte. Vor dem
     Haupteingang des Polizeipräsidiums saß ein beinamputierter
     Bettler, neben sich ein Brett mit Rollen, auf dem er sich wohl
     fortzubewegen pflegte. Er trug ein Schild um den Hals: KRIEGSVERSEHRT UND
     OBDACHLOS. Magda Schott warf ihm hundert Mark in den Hut und ging weiter,
     ohne auf ein Dankeswort zu warten. Der Mann griff mit blaugefrorenen
     Fingern nach dem Schein und stopfte ihn in seine verschlissene Jacke. 
    Das Polizeipräsidium kam
     ihr immer ein wenig furchteinflößend vor, eine rote
    

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