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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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warten.«
    Thea setzte sich und verschränkt
     demonstrativ die Hände im Schoß. »Besser so?«
    »Wenn's anhält. Quält
     dich irgendwas? Na, sag schon.« Castorff legte ihr zwei Finger
     unters Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Erzähl's dem Onkel
     Stephan.«
    Sie musste unwillkürlich
     lächeln und drückte sanft seine Hand. So unerträglich
     launenhaft er mitunter sein mochte, sie fühlte sich wohl in dieser
     Wohngemeinschaft und wünschte sich auf absehbare Zeit auch gar nichts
     anderes. Sobald Liebe oder Lust ins Spiel kam, wurde es mit Männern
     ungeheuer kompliziert, das hatte sie oft genug erlebt. Entweder klammerten
     sie sich an sie, wollten sie gleich ihren Eltern vorstellen und heiraten,
     oder aber sie verloren bald das Interesse, was ihr wiederum wehtat. Und
     genau das schien auch bei Richard der Fall zu sein. Er hatte sich seit
     mindestens zwei Wochen nicht gemeldet, und als sie gewagt hatte, bei ihm
     anzurufen, ließ er sich von seinem Diener verleugnen. Zumindest
     vermutete sie das.
    Sicher, es war keine Liebe,
     und sie hatte ihn lange nicht so gern wie Arnold, weil er schlicht und
     einfach kein besonders liebenswerter Mensch war. Andererseits verfügte
     er über ein gewisses Vermögen und erstklassige Beziehungen, und
     sie hatte gehofft, von ihm in Kreise eingeführt zu werden, die ihr
     und Stephan ein neues interessantes Publikum bescheren würden. Es
     beunruhigte sie, dass er offenkundig das Interesse an ihr verloren hatte.
     Thea zog es grundsätzlich vor, ihre Affären selbst zu beenden.
    Also erzählte sie
     Stephan die ganze Geschichte. Er hörte aufmerksam zu, zuckte am Ende
     aber auch nur mit den Schultern. »Liebes, ich verstehe selbst nicht,
     warum ich immer wieder auf die Kerle reinfalle. Aber eine Frau wie du hat
     es nicht verdient, sitzengelassen zu werden. Vergiss ihn, der Nächste
     kommt bestimmt.«
    Sie verzog unwillig das
     Gesicht. »Stephan, das sagt sich so leicht. Ich habe mir schon das
     Hirn zermartert, ob ich etwas Falsches gesagt oder getan habe, ob er
     eifersüchtig auf Arnold war. Aber das glaube ich nicht, der
     Konkurrenzgedanke schien ihn eher anzuspornen. Er wollte sogar wissen, wie
     Arnold im Bett war. Hoffte natürlich, mein Urteil würde zu
     seinen Gunsten ausfallen.«
    Stephan strich ihr flüchtig
     über den Kopf und hob seine Zeitung auf. »An deiner Stelle würde
     ich ihm jedenfalls nicht nachtrauern. Hier, die Berber dreht wieder,
     diesmal in Wien. Und Lucrezia Borgia läuft noch, trotz Jugendverbot.
     Wenn du wieder auftrittst, wirst du vielleicht auch für den Film
     entdeckt. Mir kam da neulich eine Idee …«
    *
    Paul erwachte und wusste
     nicht, wo er war. Ihm war übel. Langsam richtete er sich auf und
     blickte sich um. Er war in einer Art Schuppen, in dem es nach Moder und
     Pisse stank. Dann fiel es ihm wieder ein: Der Mann hatte ihn in sein Auto
     gezerrt und … danach war alles schwarz.
    Jetzt öffnete sich die Tür,
     Licht fiel herein.
    Der Mann schloss die Tür
     hinter sich und lehnte sich mit verschränkten Armen dagegen. »Tut
     mir leid, dass ich dich einfach mitgeschleppt habe, aber dir ist schlecht
     geworden, und ich wollte nicht, dass uns jemand zusammen sieht. Du weißt
     doch, ich bin der Freund des Malers.«        
    Paul nickte zögernd.
     Warum hatte ihn der Mann so grob angefasst und tat jetzt so nett? Er
     schaute sich suchend um, aber die Tür war der einzige Weg nach draußen.
    »Ich wollte dich noch
     etwas fragen.« Der Mann griff in die Tasche und holte einige
     Geldscheine heraus, mit denen er zu spielen begann. Paul konnte nicht gut
     Zahlen lesen, aber er sah, dass eine Eins und drei Nullen
     drauf waren. Das musste sehr viel Geld sein.
    *
    »Hat dir der Maler mal
     was geschenkt?«
    »Meinst du Essen? Oder
     Geld?«, fragte Paul vorsichtig.
    Der Mann schüttelte
     ungeduldig den Kopf. »Nein, ein Bild.«
    Paul spürte, wie sich
     seine Kehle zuschnürte. Er hatte immer ein schlechtes Gefühl bei
     dem Bild gehabt, und jetzt fragte ihn ausgerechnet dieser Mann danach. Er
     schluckte. »Nein. Hat er nicht.«
    »Ich würde es dir
     bezahlen.« Er hielt die Scheine in die Höhe, damit Paul sie
     sehen konnte. »Das sind fünftausend Mark. Davon kann deine
     Mutter eine Menge Brot kaufen.«
    Der Mann kam näher.
     Strich ihm flüchtig über den Kopf. Paul zuckte zusammen, als hätte
     er ihn geschlagen. Das gefiel ihm nicht, er wollte nicht angefasst werden.
     Der Mann schien seine

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