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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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köstlicher
     Duft verbreitete sich im ganzen Raum. In einem Topf brodelten Kartoffeln,
     daneben kochte ein Blumenkohl. Magda zeigte auf die Fensterbank. »Und
     da draußen kühlt der Schokoladenpudding ab.« 
    Clara fuhr sich mit der Zunge
     über die Lippen und schob den Gedanken an Leo Wechsler erst einmal
     weg. Jetzt wollte sie das Abendessen mit ihrer Freundin genießen.
    Als sie gemütlich bei
     Tisch saßen, tupfte sich Magda die Lippen mit der Serviette ab und
     sagte unvermittelt: »Mir ist vorhin etwas Seltsames passiert, Clara.«
     Und sie berichtete von Paul Görlichs Besuch in der Praxis.
    »Meinst du, er hat sich
     das nur ausgedacht?«
    Magda schüttelte den
     Kopf. »Auf keinen Fall, so einer ist er nicht. Eher hat er etwas
     falsch gedeutet. Aber dass er zu mir, einer völlig Fremden, kommt,
     statt mit seinen eigenen Eltern zu reden …«
    Clara schob ihr Glas langsam
     auf der Tischdecke hin und her. »Und wenn nun doch etwas dran wäre,
     wenn ihm Gefahr drohte?«
    »Ich weiß nicht,
     ob es reicht, um damit zur Polizei zu gehen«, meinte ihre Freundin
     zweifelnd. »Die haben auch so genug zu tun, das dürfte dein
     Kommissar dir wohl erzählt haben. Und wenn sie merken, dass der Junge
     hier oben ein bisschen langsam ist, werden sie ihn gewiss nicht ernst
     nehmen.«
    »Sicher hast du recht,
     aber trotzdem - wenn du meinst, dass er nicht lügt, muss etwas dran
     sein. Vielleicht solltest du mit seinen Eltern sprechen.«
    Magda stöhnte auf.
     »Ich gebe den Leuten schon kostenlose Medikamente. Soll ich etwa
     auch noch zu ihnen nach Hause gehen und Detektiv spielen? Wo führt
     das noch hin?«
    Clara musste lachen. »Ach
     komm, wenn keiner mehr deine persönliche Hilfe wollte, würde dir
     etwas fehlen. Das hier ist doch mal etwas anderes, als immer nur
     Bronchitis und Rachitis und Tbc zu behandeln.«
    »Ja, und es kostet mich
     Zeit.«
    Doch Clara kannte Magda gut
     genug, um zu wissen, dass die Bitte des Jungen ihr keine Ruhe lassen würde.
    *
    Bei Wechslers fiel das
     Abendessen weniger harmonisch aus. Georg war mit einer schlechten Note in
     Rechnen aus der Schule gekommen, und Leo hatte gereizt reagiert, weil er
     ohnehin schlecht gelaunt war. Ilse wiederum konnte sich sein Verhalten
     nicht erklären, was zu weiterem Unmut führte.
    Als Georg auf sein Zimmer
     gegangen war, sagte sie beim Abtrocknen: »Warum hast du den Jungen
     so angefahren? Er ist gut in der Schule, ein Ausrutscher kann doch mal
     vorkommen.«
    Leo drehte sein leeres
     Bierglas auf der Wachstuchdecke, ohne seine Schwester anzuschauen. Die
     dunklen Haare fielen ihm ins Gesicht, aber er strich sie nicht aus der
     Stirn, weil er das Gefühl hatte, schon sein Blick könnte ihn
     verraten.
    »Es tut mir leid, ich
     hatte einen schlechten Tag im Büro.«
    »Dann solltest du es
     deinem Sohn erklären, Leo.« Sie stellte klirrend einen Stapel Teller in den
     Schrank. »Geh doch noch mal zu ihm.«
    Er stand abrupt auf. »Du
     brauchst mir nicht zu sagen, wie ich mit meinem Sohn umgehen soll«,
     erwiderte er verärgert, doch etwas hinderte ihn daran, einfach aus
     der Küche zu stürmen. Seit Ilse Bruno Schneider kannte, war sie
     viel sanfter geworden, dachte er. Früher hätte sie ebenso wütend
     reagiert wie er, nun blieb sie gelassen und verständnisvoll.
    Verdammt, was sollte er nur
     tun? Er verfluchte von Malchow, musste sich aber eingestehen, dass er ihn
     immerhin gewarnt hatte, wenn auch aus eigennützigen Motiven.
     Andererseits fiel ihm einfach kein Weg ein, wie er seiner Schwester den
     Schmerz ersparen konnte. Unschlüssig schob er die Hände in die
     Taschen und drehte sich vorsichtig um.
    Ilse trocknete weiter ab und
     räumte das Geschirr weg, wischte die Wachstuchdecke mit einem
     feuchten Lappen ab und rückte die Stühle an den Küchentisch.
    Leo ging hinaus und schaute
     ins Wohnzimmer. Marie lag auf dem Boden und spielte mit ihrem
     Holzbauernhof, den sie im letzten Jahr zu Weihnachten bekommen hatte. Den
     Stall hatte Robert gebaut, der ziemlich geschickt mit Hammer und Säge
     war, die Tiere hatte Leo gekauft. Marie ordnete die Lämmer um ihre
     Mutter an und murmelte dabei vor sich hin. Dann trat er leise vor die Tür
     des Kinderzimmers. Unter dem Türspalt fiel Licht durch, Georg hatte
     sich also nicht im Dunkeln hingelegt.
    Er trat ein. Georg saß
     auf seinem Bett, neben sich das aufgeschlagene Heft mit den tintenroten
     Korrekturen und sein Schulbuch. Leo setzte sich neben ihn und sagte

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