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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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nächste Razzia stattfindet. Aber
     dazu musst du mir schon wirklich handfeste Hinweise
     liefern, sonst läuft gar nichts. Ich riskiere immerhin Kopf und
     Kragen.«
    Adi kippte sein Bier in einem
     Schluck hinunter und blickte nachdenklich in den verbleibenden Schaum.
     »Eine Idee hätte ich noch. Dieser von Strutwitz ist ein
     leidenschaftlicher Spieler. Ich kenne die Besitzerin eines feinen
     Spielklubs in Westend, in dem er Stammgast ist, vielleicht ließe
     sich da etwas machen. Allerdings gibt es dort sehr strenge
     Garderobenvorschriften, und mein Smoking müsste dringend in die
     Reinigung, dazu eine neue Fliege, Schuhwichse…« Er zählte
     an den Fingern ab und schaute versonnen in die verräucherte Luft.
    Seufzend griff Leo in sein
     Portemonnaie und reichte ihm unter dem Tisch zweitausend Mark. Er spürte,
     wie sich Adis Hand um die Geldscheine schloss. »Dafür bekomme
     ich gerade mal ein Kilo Brot und ein Kilo Rindfleisch.«
    »Du kannst auch eine
     geheizte Zelle obendrauf haben«, knurrte Leo, der allmählich
     die Geduld verlor.
    »Na schön, Sie hören
     von mir.«
    Leo bezahlte an der Theke und
     verließ die Kneipe. An der nächsten Straßenecke stand ein
     Mann auf einer Kiste und hielt einen Vortrag. Er hatte schulterlanges Haar
     und einen graumelierten Bart, der ihm bis auf die Brust reichte. An den Füßen
     trug er trotz des Winterwetters nur Sandalen, dazu eine Art Kutte aus
     grobem Leinen und Lederschnüre mit bunten Perlen um den Hals. Leo
     blieb einen Moment stehen und hörte zu.
    »Nur die Natur kann
     Freiheit bieten. Nur wer die lärmende, stinkende Stadt verlässt
     und sich dem einfachen Leben auf dem Lande zuwendet, kann wahren Frieden
     erlangen. Die Stadt zerstört eure Seelen, saugt eure Lebenskraft aus,
     lässt nur die leeren Hüllen der Menschen zurück. Die Luft
     hier ist vergiftet vom Schwefelatem der Fabriken. Kehrt um, solange es
     noch möglich ist.«
    »Soll ick etwa uff 'ner
     Wiese stehen und Gras fressen?« fragte ein Passant und erntete bei
     den Umstehenden Gelächter, doch der Redner ließ sich nicht
     entmutigen.
    »Folgt mir, und ich
     zeige euch, wie wir leben. In unserer Kommune vor den Toren Berlins haben
     wir zum einfachen Leben zurückgefunden. Wir bauen unser eigenes Obst
     und Gemüse an, backen Brot, weben Stoffe, flechten Körbe, das
     ist die wahre Freiheit. Wir sind unabhängig von der zerstörerischen
     Massenproduktion, von den Palästen Tietz' und Wertheims, vom Geld,
     das unsere Seelen vernichtet.«
    Leo ging weiter. Ganz unrecht
     hatte der Mann ja nicht. Zwar konnte er sich nicht vorstellen, woanders
     als in diesem Moloch zu leben, musste aber zugeben, dass Berlin genau dies
     war, nämlich ein Moloch, grau und grellbunt, laut und rasend schnell.
     Seine Gedanken wurden abgelenkt, als eine Straßenbahn
     vorbeiratterte, auf der für ein elegantes Tanzcafé geworben
     wurde.
    Auf dem Heimweg würde er
     bei Clara Bleibtreu vorbeischauen und sie um eine neue Verabredung bitten.
     Trotz der Sache mit Ilse, die wie eine dunkle Wolke über ihm hing,
     hob sich seine Stimmung. Außerdem hatte er eine Ahnung, dass der
     Versuch mit Glücksrad-Adi nicht umsonst gewesen war.
    *
    Nein, er konnte nicht mehr
     nach Hause. Pauls Herz schlug schmerzhaft in der Brust, die Beine wurden
     allmählich schwer, doch er musste immer weiterlaufen. Er schaute
     nicht, wohin er rannte, rutschte auf nassem Laub aus und rappelte sich
     wieder hoch, stürmte an Passanten vorbei und prallte mit dem einen
     oder anderen zusammen, der fluchend zur Seite taumelte.
    Der Mann wusste von dem Bild.
     Er wollte es haben. Vielleicht, weil ihm der auf dem Bild so ähnlich
     sah.
    Wenn er nun zu den Eltern
     ging? Dann würde ihn der Vater wieder schlagen und ihn zwingen, dem
     Mann das Bild zu geben, weil er hoffte, Geld dafür zu kriegen. Dabei
     hatte er doch versprochen, gut drauf aufzupassen.
    Aber der Maler ist tot, sagte
     etwas in ihm. Wenn dir der Mann so viel für das Bild gibt, kannst du
     Brot und Wurst davon kaufen. Der Maler wäre bestimmt nicht böse,
     er braucht es ja nicht mehr. Paul wurde jetzt langsamer, dachte noch
     einmal gründlich nach.
    Doch dann überkam ihn
     wieder die Angst. Wenn der Mann richtig nett gewesen wäre, hätte
     er es ihm vielleicht gegeben. Aber wie der ihn gepackt und in sein Auto
     geworfen hatte. Und dann in dem Schuppen … Zum Glück war das
     Liebespaar gekommen, wer weiß, was der sonst mit ihm gemacht hätte.
    Er musste

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