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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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weg hier, nur weg.
    *
    Als Leo durch die Glastür
     trat, eilte ihm Robert schon auf dem Flur entgegen. »Gut, dass du
     kommst. Wir haben eine Frau Dr. Schott im Vorzimmer sitzen, die nur mit
     dir sprechen will, und zwar dringend.«
    Leo nahm den Hut ab, schüttelte
     die Regentropfen herunter, knöpfte sich im Gehen den Mantel auf und
     strich Anzug und Weste glatt. »Frau Dr. Schott? Der Name sagt mir
     gar nichts. Ich habe Adi auf ein Mitglied der Asgard-Gesellschaft
     angesetzt, das in teuren Spielklubs verkehrt. Schon von Stahnke und Berns
     gehört?«        
    »Die sitzen noch im
     Archiv.«
    Leo betrat das Vorzimmer. Fräulein
     Meinelt stand auf und deutete auf eine gepflegte Frau um die fünfzig,
     die das dunkle Haar altmodisch lang und zu einem Knoten gesteckt trug. Ihr
     schmales Gesicht wirkte ein wenig streng, aber sympathisch, und sie trug
     eine goldgefasste Brille an einer Kette um den Hals. Als sie ihn sah,
     stand sie auf und reichte ihm die Hand.
    »Guten Tag, Herr
     Kommissar, Magda Schott. Ich bin eine Freundin von Clara Bleibtreu.«
    Leo sah sie überrascht
     an. »Sehr erfreut. Was kann ich für Sie tun?«
    »Können wir -?«
     Sie schaute entschuldigend zu Fräulein Meinelt hinüber. »Verzeihung,
     aber ich würde gern allein mit Ihnen sprechen.«
    »Selbstverständlich.«
    Leo führte sie in sein Büro
     und bot ihr einen Platz an. Dann hängte er seinen Mantel auf, schloss
     die Verbindungstür und setzte sich an den Schreibtisch.
    »Bitte.«
    Sie schilderte knapp, aber präzise
     ihre Tätigkeit als Ärztin im Wedding. Als der Name Görlich
     fiel, schaute Leo ruckartig hoch.
    »Augenblick, handelt es
     sich etwa um die Familie aus der Togostraße 79B? Zwei Söhne,
     einer davon geistig zurückgeblieben?«
    Sie nickte verwundert.
     »Sie kennen sie auch?«
    »Ja. Aber fahren Sie
     bitte fort.«
    Mit wachsender Unruhe erfuhr
     Leo, wie Paul in die Praxis gekommen war und sie um Hilfe gebeten hatte,
     weil er sich vor einem Mann fürchtete, der ihn verfolgte, und wie er
     dann plötzlich verschwunden war.
    »Würden Sie das
     alles auch beeiden?«
    »Selbstverständlich,
     deswegen bin ich ja hier. Wie gut, dass Sie mir glauben, Ihre Kollegen von
     der Schutzpolizei haben mich nämlich behandelt, als würde ich
     mir das alles nur einbilden.«
    »Es war richtig, dass
     Sie zu mir gekommen sind. Hat der Junge diesen Mann näher
     beschrieben?«
    »Nein, das konnte oder
     wollte er nicht. Er fühlte sich verfolgt und bedroht und suchte wohl
     nach irgendeinem Erwachsenen, der ihm beistehen sollte. Er wirkte so
     überzeugend, das hat mir einfach keine Ruhe gelassen.«
    Leo wusste genau, was sie
     meinte. Es war jene ernsthafte Haltung, die auch er an Paul Görlich
     wahrgenommen hatte. Sie mussten sofort aktiv werden. Wenn der Junge tatsächlich
     bedroht wurde, konnte dies durchaus mit dem Fall Wegner zu tun haben. Warum sonst sollte sich
     jemand für einen armen Jungen aus dem Wedding interessieren?
    »Ich möchte Sie
     bitten, meiner Sekretärin Ihre Aussage zu diktieren und danach zu
     unterschreiben. Ich werde sofort mit meinen Kollegen zu der Familie
     fahren. Sie waren uns eine große Hilfe, Frau Dr. Schott. Ich hoffe,
     wir sehen uns bald wieder.« Er schüttelte ihr die Hand, zog den
     Mantel über und klemmte den nassen Hut unter den Arm. Aus dem Besuch
     bei Clara würde heute wohl nichts werden.

 
    21
    Leo Wechsler rief seine
     Mordkommission zusammen, forderte bei Kriminaloberkommissar Ernst Gennat
     weitere Beamte zur Unterstützung an und fuhr eine Stunde später
     an der Spitze der Kolonne, die sich in eisiger Kälte Richtung
     Togostraße bewegte. Die Jagd begann. Er spürte, dass der
     Bericht der Ärztin sie einen entscheidenden Schritt weiter bringen würde.
     Jetzt dachte er weder an Ilse noch an Clara, nur daran, dass sie endlich
     eine echte Spur hatten. Und die bestätigte seine Vermutung, dass der
     Junge mehr verstand und wusste, als er bisher gesagt hatte. Ungeduldig
     blickte Leo auf die Uhr. Vor ihnen war ein Gemüsekarren umgekippt,
     Kohlköpfe und Möhren kullerten über die Straße, während
     sich von überallher Menschen darauf stürzten und vom Boden
     aufklaubten, was sie nur erwischen konnten.
    Stahnke, der am Steuer saß,
     schlug fluchend mit der Hand aufs Lenkrad. »Als hätten die seit
     Tagen nichts gegessen!«
    »Haben sie vielleicht
     auch nicht«, murmelte Robert von hinten.
    »Mag sein, aber das heißt
     nicht, dass sie sich wie die

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