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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Tiere aufführen müssen.«
    Als der tobende Händler
     seinen Karren aufgerichtet und die traurigen Reste seiner Waren
     eingesammelt hatte, lenkte Stahnke den Wagen um den Karren herum und gab
     Gas.
    In der Togostraße
     bildete sich ein Menschenauflauf, als die drei Dienstwagen anhielten und
     ein ganzer Trupp Polizeibeamter in Zivil ausstieg. Hoffentlich war der
     Junge nicht seinem Verfolger in die Hände gefallen - oder seinem
     Vater, wie Leo in Gedanken hinzufügte.
     Der Mann war in seinem Jähzorn zu allem fähig. Leo schickte drei
     Leute in den Hinterhof, um die dortigen Ausgänge zu bewachen, und
     postierte drei vor der Haustür, falls Paul einen Fluchtversuch
     unternehmen sollte. Dann begab er sich mit Stahnke, Berns und Walther auf
     den bereits bekannten Weg durchs übelriechende Treppenhaus und
     klopfte energisch an die Wohnungstür der Görlichs.
    Drinnen rührte sich zunächst
     nichts. Später Nachmittag, ob Görlich noch bei der Arbeit war?
     Allerdings wirkte er nicht wie jemand, der einer geregelten Tätigkeit
     nachging. Leo klopfte noch einmal. Ein Stuhl rutschte über den Boden.
     Leise Schritte. Die Tür öffnete sich einen Spalt breit.
    Leo schob rasch den Fuß
     dazwischen. »Frau Görlich, wir möchten mit Ihrem Sohn
     sprechen. Sofort.« Er hörte, wie sie in ein Taschentuch
     schniefte. »Frau Görlich, wenn Sie mich nicht hereinlassen,
     komme ich mit einem Durchsuchungsbefehl wieder.«
    Endlich wich sie zurück
     und ließ die vier Männer eintreten, die kaum in die enge Stube
     zu passen schienen. Erschrocken blickte sie von einem zum anderen.
    »Und wo ist Ihr Mann?«
     Leo verlor allmählich die Geduld.
    »Der… is nich
     da. Und der Paul auch nich. Ich weiß nich, wo er steckt.«
    »Seit wann vermissen
     Sie ihn denn?«
    »Wieso vermissen? Der
     bleibt schon mal 'n paar Stunden weg.«
    Leo hätte sie am
     liebsten gepackt und durchgeschüttelt. »Wann genau haben Sie
     ihn zuletzt gesehen?«
    Die Frau schaute zu Boden. Im
     Nebenzimmer begann das Kind zu weinen, und sie wollte schon hineilen, doch
     Leo vertrat ihr rasch den Weg. »Erst beantworten Sie meine Frage.«
    Walther schaute ihn überrascht
     an, da Leo sonst eher sanft mit den Leuten umging, die er befragte, doch
     diese Frau schien keine freundlichen Gefühle in
     ihm zu wecken. Er selbst war noch nicht in der Wohnung gewesen und schaute
     sich jetzt verstohlen um. Es roch nach feuchter Wäsche, Essensdünsten,
     schmutzigen Windeln - der Geruch der Armut. Dass Menschen so hausen
     konnten, war ihm unbegreiflich.
    Frau Görlich schaute
     unsicher zwischen der Verbindungstür und dem Kommissar hin und her,
     dann sagte sie: »Er ist seit gestern Abend nich nach Hause gekommen.«
    » Was? Und Sie machen
     sich keine Sorgen um ihn?«
    »Er wollte abends noch
     zum Oster gehn«, sagte sie entschuldigend. »Vielleicht ist er
     da geblieben.«
    »Was hatte er an?«
     Hoffentlich hatte sie wenigstens einen Blick auf ihren Sohn geworfen,
     bevor er die Wohnung verließ.
    Sie überlegte. »Ach,
     das Übliche. Nee, warten Se, er hatte das komische Ding an, so'n
     alten Regenmantel vom Oster. Grau. Und viel zu groß.« 
    Immerhin etwas. »Wir
     kommen wieder, Frau Görlich, und wenn ich Ihren Mann dann nicht hier
     antreffe, bekommt er gewaltigen Ärger, das können Sie ihm
     ausrichten. Ihr Sohn ist ein wichtiger Zeuge in einem Mordfall und steht
     von jetzt an unter Polizeischutz.« Mit diesen Worten machte er auf
     dem Absatz kehrt, die Kollegen folgten ihm in den Flur.
    »Leo, wieso…?«,
     setzte Robert vorsichtig an, aber sein Freund fuhr ihm über den Mund.
    »Das kann ich dir
     sagen. Weil diese Frau ihren Sohn vernachlässigt und zusieht, wie der
     Vater ihn misshandelt. Sie interessiert sich nur für das jüngere
     Kind. Was den Vater angeht, den würde ich ohnehin am liebsten
     wegsperren. Dann hat der Junge endlich einen Erwachsenen gefunden, der
     freundlich zu ihm war, und der wird umgebracht. Paul wird ständig
     ausgelacht und von den eigenen Eltern für blöd gehalten. Es kümmert
     niemanden, dass er über Nacht wegbleibt! Er könnte irgendwo
     ermordet liegen, und die Mutter schert sich einen Dreck darum.«
    Stahnke und Berns sahen sich
     vielsagend an. Wenn der Chef in Wallung geriet, hielt man am besten den
     Mund und parierte. Allerdings mussten sie zugeben, dass die Mutter tatsächlich
     alles andere als besorgt gewirkt hatte.
    »Es ist nicht weit, wir
     können zu Fuß gehen«, sagte Leo, als sie

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