Tod in Blau
auf der Straße
standen. Er gab den Polizisten, die vor dem Haus bleiben sollten, eine
genaue Beschreibung von Vater und Sohn Görlich und wies sie an, die
beiden festzuhalten, falls sie auftauchten. Dann begaben sie sich zu viert
in die Afrikanische Straße, wo sie Erich Oster beim Scheuern des
Kneipenbodens antrafen.
Er schaute überrascht
hoch, als die vier Polizeibeamten seine Kneipe betraten. »Ich mache
es noch nach der alten Art, es gibt nichts Besseres als Sand, um Dielen zu
scheuern«, meinte er und stellte sein Arbeitsgerät beiseite.
»Ist noch früh am Tag. Was darf's sein?«
Dann erkannte er Stahnke.
»Sie waren doch - sind das Kollegen von Ihnen?«
Leo nickte und stellte sich
vor. »Wir sind auf der Suche nach Paul Görlich. Ist der heute
schon hier gewesen?«
Der Wirt schüttelte den
Kopf. »Hat gestern kurz reingeschaut, heute nicht.«
»Passt alles zusammen«,
sagte Leo zu seinen Kollegen.
Der Wirt sah sie besorgt an.
»Was ist denn nur mit dem Jungen? Er hat doch nichts angestellt, für
den lege ich meine Hand ins Feuer. Geht es noch immer um diesen toten
Maler aus den Rehbergen?«, fragte er mit Blick auf Stahnke.
Leo nickte. »Wir
ermitteln nach wie vor in diesem Fall. Kam Ihnen der Junge in letzter Zeit
irgendwie verändert vor?«
»Darf ich?« Oster
deutete auf einen Stuhl. »Manchmal hab ich's in den Beinen.«
Auf Leos Nicken setzte er sich. »Verändert? Na ja, er war immer
ein ernster Junge, aber letztens wirkte er schon sehr still. Ich hab
gedacht, es liegt dran, dass dieser Maler gestorben ist oder
dass er Ärger zu Hause hat. Sein Alter ist ja in der Gegend berüchtigt.«
»Das mag durchaus sein,
aber wir haben auch Grund zu der Annahme, dass er sich von anderer Seite
bedroht fühlte. Sind Ihnen Leute aufgefallen, die ihn beobachtet
haben könnten, die nicht zu Ihren Stammgästen zählen und
erst neuerdings herkommen?«, fragte Leo eindringlich.
Der Wirt überlegte.
»Eigentlich nicht. - Doch, eine Sache fällt mir da ein, aber ob
das was zu sagen hat? Vor kurzem hab ich den Jungen abends zur Tür
gebracht, als die Kegelbrüder fertig waren, und da stand gegenüber
ein Automobil, das gar nicht in unsere Gegend passte. Ziemlich nobel, wenn
Sie mich verstehen. Es fuhr weg, als der Paul nach Hause ging.«
»Farbe? Fabrikat?«,
warf Berns ein und zückte seinen Stift.
Oster schüttelte den
Kopf. »Davon verstehe ich nichts. Aber der Wagen war dunkel, ob blau
oder schwarz, konnte ich nicht erkennen.«
»Falls Ihnen noch etwas
einfällt, melden Sie sich bitte sofort bei uns«, sagte Leo.
»Und wenn der Junge kommt, behalten Sie ihn unbedingt hier. Lassen
Sie ihn auf keinen Fall nach Hause gehen, verstanden?«
Oster nickte. Dann schaute er
Leo an, als wollte er noch etwas sagen, zögerte aber. Endlich
murmelte er: »Am liebsten würde ich den Jungen zu mir nehmen,
wenn alles vorbei ist.«
Leo schaute ihn überrascht
an. »Wie meinen Sie das, Herr Oster?«
Der Wirt blickte ein wenig
verlegen auf seine derben, aber blitzsauberen Hände. »Na ja,
ich hab keine Familie, und der Paul wird von seinen Leuten nur getriezt.
Ich würde für ihn sorgen und ihm was beibringen. Könnte den
Jungen gut gebrauchen, bin ja nicht mehr der Jüngste.« Er
schaute erwartungsvoll von einem Polizisten zum anderen.
Leo lächelte. »Das
können wir als Kripo nicht entscheiden, vor allem nicht zu diesem
Zeitpunkt. Wenn der Fall abgeschlossen ist, können wir allerdings mit
den zuständigen Behörden darüber sprechen, Herr Oster.
Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Sie verließen die
Kneipe und gingen zurück in die Togostraße. Die Menschen vor
dem Haus hatten sich mittlerweile zerstreut, weil nichts Aufregendes
passierte. Die Posten berichteten, dass niemand, auf den die Beschreibung
passte, das Haus betreten hatte.
»Dann durchsuchen wir
jetzt das gesamte Gebäude«, befahl Leo. »Holt Lampen aus
den Wagen und leuchtet Hinterhöfe und Keller aus. Sämtliche
Treppenhäuser, Schuppen, Werkstätten, was immer es hier gibt.
Vielleicht hat sich der Junge irgendwo versteckt.«
Die Beamten holten die Ausrüstung.
Die Dunkelheit gestaltete die Suche schwierig, doch sie hatten keine Zeit
zu verlieren. Sie durchstöberten die kleinen Werkstätten im
ersten Hof, gingen alle Flure und Treppenhäuser ab, leuchteten in den
Kellern in jede Ecke, scheuchten aber nur Ratten und
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