Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
Vom Netzwerk:
Er kannte anscheinend alle Jahrgänge des Pechant und wusste über die Bodenbeschaffenheit so gut Bescheid, als hätte er selbst eine chemische Analyse in Auftrag gegeben, was Martin mehr als erstaunte. Was für eine Beziehung hatte zwischen seinem Freund und Bichot bestanden?
    «Und was ist mit Ihnen?» Bichot riss Martin aus seinen Gedanken. «Haben Sie keine Lust, uns zu helfen - und zum Beispiel auf Grandville Erfahrungen zu sammeln? Es könnte Ihnen beim Pechant helfen.»
    «Ich? Wie stellen Sie sich das vor? Ich habe mit unserem kleinen Weinberg mehr als genug zu tun. Außerdem gibt es einige Leute, die das besser können als ich, und ich kenne Ihre Weine nur im Endstadium, die Proben liegen auch schon lange zurück ...»
    «Das lässt sich leicht ändern. Laut Gaston sind Sie ein Verkostungsprofi. Ich weiß noch, wie er sagte, er habe selten einen Menschen getroffen, der so ausgeprägte olfaktorische Fähigkeiten hat wie Sie. Ich brauche jemanden, auf den ich mich verlassen kann, der unvoreingenommen ist und mir nicht nach dem Munde redet. Wie viele Weine verkosten Sie pro Jahr?»
    Martin zog die Schultern hoch und schob die Unterlippe vor. «Na, fünf- bis sechshundert, vielleicht ein Dutzend mehr, vielleicht weniger. Es kommt darauf an.»
    Bichot entging Martins reservierte Haltung nicht, und er machte einen Rückzieher. «Schauen Sie sich Grandville erst mal an. Es wird Ihnen gefallen.»
    «Davon bin ich überzeugt, doch das wird kaum möglich sein. Montag fahre ich zurück, ich kann mein Geschäft nicht länger allein lassen.»
    «Aber am Samstag hätten Sie Zeit, oder?»
    Da Martin die Unentschlossenheit anzusehen war, fuhr Bichot fort: «Wir feiern an diesem Tag unser großes Jubiläum. Vor zweihundert Jahren hat meine Familie auf Grandville ihre erste Ernte eingebracht. Wir sind zwar mit der Lese des Cabernet nicht durch, aber der Termin steht fest. Ich lade Sie ein, es wird ein sehr schönes Dinner werden, dem Anlass entsprechend. Es kommen einige interessante Leute, die Besitzer der ersten Châteaus, wichtige Negociants, Presse, der Bürgermeister, Kammerpräsidenten, und Sie können gleich einige unserer besten Weine probieren.»
    Im Flur klingelte das Telefon. Caroline rief nach Martin. «Du hast dein Handy wieder nicht eingeschaltet...»
    Eilig stand Martin auf, beantwortete Frau Schnors Fragen. Als er aufgelegt hatte, nahm er Caroline beiseite. «Kannst du mir sagen, was Gaston mit Bichot zu tun hatte?»
    «Hat er dir nichts erzählt?»
    «Nein. Er hat zwar mal von einem bekannten Winzer gesprochen, drüben im Médoc, aber nichts Konkretes.»
    «Wenn Bichot kam, brachte er meistens irgendwelche Flaschen mit; sie sind dann gleich in die Garage gegangen, um sie zu probieren. Mehr weiß ich nicht.»
    «War er oft hier?»
    «Bichot? Na, vielleicht habe ich ihn zwei- oder dreimal gesehen.»
    Da war sie wieder, die Abwehr in Carolines Stimme. «Ich mag diesen Bichot nicht, du weißt, ich habe Schwierigkeiten mit solchen Leuten. Die sind mir zu reich, für die sind wir nichts weiter als Kulis. Das ist heute so wie damals, vor der Revolution. Der hat Gaston bei seiner Eitelkeit erwischt.»
    «Gaston war nicht eitel.»
    «Nein? Glaubst du nicht, dass es etwas anderes ist, ob man mit jemandem befreundet oder verheiratet ist - oder war?» Charlotte senkte den Kopf, und da ihre Mutter oben auf der Treppe erschien, schwieg Martin und kehrte in die Küche zurück.
    Jean-Claude setzte Bichot gerade über den Einbruch während der Beerdigung ins Bild. «Ein Interesse der Polizei an der Aufklärung sehe ich nicht. Sie reden wie alle Beamten, sie hätten nicht genügend Mittel, keine Leute und so weiter.»
    Martin nutzte eine Gesprächspause für die Frage, die ihm seit längerem auf der Zunge lag: «Monsieur Bichot, kennen Sie Château Haut-Bourton - oder seinen Besitzer?» Dabei versuchte er, seiner Stimme einen möglichst beiläufigen Klang zu geben.
    Der aufmerksame Blick Bichots entging ihm nicht. Der Winzer zögerte eine Sekunde. «Ja, ich kenne das Château und seinen Besitzer, Monsieur Garenne. Wir sind sozusagen Nachbarn. Weshalb fragen Sie?»
    Seine wahren Absichten verbergend, antwortete Martin: «Ich überlege, ob ich den Wein in mein Angebot aufnehme, er könnte eine Bereicherung sein. LaCroix vertreibt ihn, nicht wahr?»
    Bichot nickte.
    «Was sagt jemand wie Sie, jemand, der einen Premier Cru macht, zu den Weinen von Haut-Bourton?» Noch während er sprach, erinnerte er sich wieder an die

Weitere Kostenlose Bücher