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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Martin fehlte die Übung, und sein Partner spielte ohne Willen zum Sieg. Dafür hatte Jacques reichlich davon. Wenn die Situation ausweglos war, legte Martin die Bälle zumindest so auf dem grünen Tuch zurecht, dass Jacques, der nach ihm an der Reihe war, sie nicht erreichen konnte.
    «Spielst du so, weil du gewinnen willst oder weil du geizig bist?», fragte Jacques, als sie sich wieder setzten und er sich das Haar aus dem Gesicht strich.
    «Bindest du allen Leuten auf die Nase, was du denkst?»
    «Du planst viel. Aber dir fehlt der starke Impuls, du richtest dich nach der Situation. Du willst nicht um jeden Preis gewinnen - aber verlieren erst recht nicht, und geizig bist du auch nicht. Erst wenn man dich in die Enge treibt, vermasselst du einem die Tour.»
    «Arbeitest du hier als Bistro-Analytiker oder als Trainer?», fragte Martin lachend.
    «Keine schlechte Idee. Glaubst du, die Jungs könnten mich bezahlen? Erzähl mir lieber was von deinem Freund.»
    «Weshalb interessiert er dich?»
    «Vielleicht kann ich dir helfen. Du fragst den Patron aus, schleichst durch die Weinberge, das fällt auf, man hat heute Nachmittag bereits darüber geredet, dass da jemand auf Moulin war. Das ist nicht gut für dich. Das könnten die falschen Leute hören. Man hört manches, besonders, wenn die Arbeiter sauer sind.»
    «Was denn zum Beispiel?»
    Jacques sah Martin forschend an. «Sei vorsichtig, mein Freund.» Er stand auf und griff nach seinem Queue. «Spielen wir weiter?»
    «Weißt du, wem Moulin gehört?»
    Jacques drehte sich um. «Ich kenne nur seinen Namen, Garenne heißt er. Gesehen habe ich den noch nie hier. Dem gehört auch eins von den ganz berühmten Châteaus drüben im Médoc - Haut-Bourton.» Mit diesen Worten wandte er sich dem neuen Spiel zu.
    Die Dinge fügen sich mal wieder ganz ohne eigenes Zutun, dachte Martin.

Kapitel 7
    Bichot hielt Wort und schickte zwei auf Büttenpapier gedruckte Einladungen. Am Nachmittag, als Martins Kopfschmerzen langsam nachließen, fuhr er zum Flugplatz, um Petra abzuholen. Er hatte bis kurz nach Mitternacht Billard gespielt und viel zu viel getrunken.
    Dennoch erfuhr er so gut wie nichts über Moulin de la Vaux. Die beiden Arbeiter waren resistent gegen jede Annäherung. Jacques dagegen wurde immer gesprächiger. Martin brachte ihn nach Hause, weil sein rostiges Moped den Geist aufgegeben hatte.
    «Wenn du was brauchst oder so, ruf den Wirt vom Bistro an. Ich schaue fast jeden Tag bei ihm rein. Wegen deines Weins, wenn du nicht klarkommst ... ich bin Kellermeister. Aber bei der Kälte in den dunklen Löchern kriege ich Rheuma. Und wenn du mal wieder in ein Château einsteigen solltest, dann sag vorher Bescheid und verstecke deinen Wagen besser», verabschiedete sich Jacques.
    Martin schaffte es rechtzeitig zum Flugplatz. Petra winkte ihm schon von weitem zu. Sie wirkte ausgelassen wie selten, umarmte ihn. Überschwänglich bedankte sie sich für die Einladung, die sie selbst ausgesprochen hatte. Auf der Fahrt nach Bordeaux telefonierte sie ohne Unterbrechung und wurde nervös, als Martin sich auf der Suche nach dem Smokingverleih verfuhr. Ihre gute Laune war sofort hin, und sie kehrte zu den üblichen Vorhaltungen zurück.
    Das Wiedersehen mit Caroline verlief steif. Die Frauen waren sich, obwohl Petra zwei- oder dreimal hier gewesen war, fremd geblieben, die eine hatte die andere nicht verstanden, wobei Caroline sich zumindest Mühe gegeben hatte. Aber ihre Welten waren Lichtjahre voneinander entfernt.
    Carolines Mutter hingegen plauderte angeregt mit Petra über ihren Beruf, das gesellschaftliche Leben in Frankreich und stellte sich als intime Kennerin der Bordelaiser Gesellschaft dar. Dieses Wissen konnte sie kaum von Caroline haben, die auf diese Dinge keinen Wert legte. Martin langweilte sich beim Übersetzen zu Tode, war jedoch froh, dass er auf diese Weise das Alleinsein mit Petra hinausschieben konnte.
    Später im Bett überwog die sportliche Komponente, Petra nahm sich, was sie wollte, mehr gierig als zärtlich, erlebte ihr Gefühl für sich allein, und Martin tat, als würde es ihm gefallen. Dabei fand er es bedrückend, er hatte noch nie auf eine so distanzierte Weise mit einer Frau geschlafen. Das würde das letzte Mal sein. Wenn wir wieder in Deutschland sind, mache ich Schluss, war sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen.
    Am nächsten Morgen stahl er sich früh aus dem Bett. Als Petra im Halbschlaf etwas Vorwurfsvolles murmelte, schützte er Arbeit vor und zog

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