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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Martin, dass er den Moulin de la Vaux noch probieren musste.
    Aber ein renommierter Winzer würde sich doch nie zu einem solchen Wahnsinn hinreißen lassen - oder?
    Garenne in ein Gespräch über seinen Wein zu verwickeln würde nicht schwer sein. Normalerweise brauchte man Winzer nur anzutippen, und sie sprudelten los, sprachen über nichts lieber als über ihre Weine und Erfolge.
    Château Grandville war von einer Sandsteinmauer umgeben, die auch die angrenzenden Weingärten mit einschloss. Das geschwungene, schmiedeeiserne Tor zwischen den rechteckigen Säulen war weit geöffnet, die Bäume entlang der Auffahrt wurden von unten angestrahlt, zum Château hin wurden die Lampen dunkler, um die Fassade im neoklassizistischen Stil am Ende der Allee umso heller erstrahlen zu lassen. Eine perfekte Inszenierung.
    Innerhalb der Mauern waren alle Parkplätze belegt, und Martin musste den Wagen draußen am Straßenrand parken. Petra ärgerte sich, dass sie nicht direkt vor der breiten Freitreppe aussteigen und, bei Martin eingehakt, die Stufen emporschreiten konnte. So tippelte sie auf ihren hohen Absätzen die lange Zufahrt entlang.
    Die Ankommenden wurden wie beim Filmball fotografiert, das Jubiläum von Grandville war ein wichtiges Ereignis. Livrierte Diener, deren Körperbau schwerlich verbarg, dass sie zum Sicherheitsdienst gehörten, nahmen die Einladungen entgegen und verglichen sie mit der Gästeliste; eine Art Zeremonienmeister geleitete Petra und Martin zum Hausherrn, der jeden Gast persönlich empfing.
    Bichot begrüßte Petra mit einem vollendeten Handkuss. «Sie sehen wunderbar aus, Madame Bongers», sagte er auf Deutsch.
    «Wir sind nicht verheiratet», antwortete Petra schnippisch, als müsse sie klarstellen, dass ihre Verbindung mit Martin nicht die Bedeutung hatte, die Bichot vermutete. Martin war es peinlich. Wieso konnte sie nicht gelassen auf das freundlich gemeinte Kompliment eingehen?
    Der Hausherr ging darüber hinweg und schüttelte Martin herzlich die Hand. «Ihr Wein ist auf dem richtigen Weg, nehme ich an?»
    «Mein Wein? Na ja, meiner ist es eigentlich nicht, aber auf dem richtigen Weg ist er schon, ich hoffe es, zumal», ... er zögerte - nein, es war vermutlich besser, nichts darüber verlauten zu lassen, dass Gastons Aufzeichnungen wieder aufgetaucht waren, «... zumal ich einen so hervorragenden Partner habe wie Gastons Bruder.»
    «Das mag hilfreich sein, aber seien Sie nicht zu bescheiden. Monsieur Latroye fährt doch dieser Tage zurück nach Narbonne, oder? Wie der Wein wird, bleibt Ihnen überlassen. Scheuen Sie nicht die Verantwortung, man wächst mit ihr. Selbst für mich ist jeder neue Jahrgang ein Abenteuer. Ich wünsche Ihnen viel Glück dabei.»
    Bichot verbeugte sich vor Petra: «Sie sprechen Französisch? Nein? Schade, aber ich bin sicher, Monsieur Martin wird Ihnen gern die interessanten Gespräche übersetzen.
    Außerdem sprechen viele unserer Freunde Englisch. Ich wünsche Ihnen einen sehr angenehmen Abend, Madame.»
    Im Weggehen drehte sich Bichot noch einmal um und sagte leise in seiner Muttersprache: «Martin, kommen Sie nächste Woche her, nach dem Trubel. Mein Angebot steht. Ich möchte gern das eine oder andere mit Ihnen probieren, wo Sie so ein kritischer Verkoster sein sollen - das sind mir die liebsten. Übrigens, Sie sitzen mit Monsieur Garenne an einem Tisch. Das kommt Ihnen doch sicherlich entgegen?»
    Es war mehr, als Martin zu hoffen gewagt hatte. Er wollte noch fragen, ob Gaston den Haut-Bourton von Bichot bekommen hatte, aber dieser hatte sich bereits den nächsten Gästen zugewandt. Martin blickte sich um.
    Die Creme de la Creme des Bordelais war gekommen. Er kannte einige Gäste von Messen, Auktionen und Konferenzen her, und man grüßte sich eher kollegial als förmlich.
    Petra war begeistert. Sie strahlte, ihre Augen funkelten, und sie lächelte mit dem größten Liebreiz nach allen Seiten. Sie genoss den Rummel.
    «Das hast du mir jahrelang vorenthalten», zischte sie vorwurfsvoll, ihr strahlendstes Lächeln auf den Lippen.
    «Der Präfekt», raunte jemand an Martins Seite, und alle Augen wandten sich neugierig dem Eingang zu. Der Bürgermeister von Bordeaux betrat die Halle: ein kleiner, leichtfüßiger Mann, trotz seines gewieften Politikergesichts sympathisch, blonder Cäsarenschnitt, blaue Augen, vielleicht ein wenig zu huldvoll, aber irgendwie beeindruckend.
    Martin traute seinen Augen nicht. Die Frau an seinem Arm - war das Charlotte? Was für eine

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