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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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und alles darauf hin ab, ob es ihm nützlich sein könnte. Glich er darin nicht Petra in gewisser Weise? Das Kinn war energisch, rechteckig, der Körper zu massig, ein wenig fett, der maßgeschneiderte Smoking kaschierte kaum die Lust am Essen.
    Garenne beugte sich hinab zu Petra und ergriff ihre Hand. «Madame?»
    «Petra Klingen.» Sie klimperte mit den Augen und war fasziniert. «I hope you speak English!»
    «Yes, I do! Of course.» Und zu Martin gewandt, fragte er lauernd: «Your wife?»
    Martin verneinte zu Garennes Erstaunen in fließendem Französisch und stellte sich vor.
    «Ach. Sie sind das. Von Ihnen hat man bereits gehört», sagte er gedehnt und schüttelte Martin die Hand, als wollte er sie abreißen.
    «Wir haben natürlich am Tod Ihres Freundes Anteil genommen.» Vertraulich legte Garenne Martin die Hand auf den Arm und vergaß, seine Begleiterin vorzustellen. Fast beiläufig schob er ihr den Stuhl unter. «Eine tragische Sache. Dass so etwas passieren kann, noch dazu in einem so hervorragend geführten Betrieb wie LaCroix. Das ist absolut unverständlich. Es gibt bestimmt ein Nachspiel. Ich hoffe, seine Frau kommt über den Schmerz hinweg. Es muss grauenhaft für sie sein. Wie geht es ihr?»
    «Den Umständen entsprechend», antwortete Martin verbindlich und wunderte sich, wie gut Garenne Bescheid wusste. «Sie zieht sich von allem zurück. Glücklicherweise sind da die Kinder - und die Familie, natürlich eine große Stütze.»
    «Ja, die Familie hilft in solchen Fällen am meisten. Sie, mein Freund, sind ja wohl gerade im richtigen Moment aufgetaucht, um noch etwas von Latroyes Arbeit zu retten. Es wäre zu schade um den Wein, um diese Ernte. Was Latroye in kürzester Zeit geschaffen hat ...», Garenne blickte in die Runde und versicherte sich der Aufmerksamkeit aller, «... ist unglaublich. Dabei war er gar nicht von hier, nicht einer von uns, er kam aus dem Süden, soweit ich weiß, Languedoc-Roussillon, einem Land mit archaischen Gefühlen. Und solche Weine machen sie auch. Sie lieben diese würzigen Rebsorten mit pferdischem Aroma: Mourvédre, Carignan Vieux oder Grenache. Manch einem soll es ja gefallen. Unsere Eleganz, unsere Weine, die zwanzig Jahre oder länger reifen, sind ihrem Wesen im Grunde genommen fremd. Da kommt dieser Mann mir nichts, dir nichts daher, kauft einem alten Winzer ein Stück Weinberg zu einem Spottpreis ab und schafft es, in nur fünf Jahren hochzukommen. Vielleicht waren es sechs oder sieben, aber was spielt das für eine Rolle? Sie, mein deutscher Freund, wissen das sicher genauer. Nun gut, die günstigen Bewertungen seiner Weine waren voreilig und ein wenig zu hoch gegriffen, doch mit dem Reiz des Neuen lässt sich vieles entschuldigen.»
    Martin berührte ihn leicht am Arm, er kam mit der Übersetzung kaum nach. «Pardon, Monsieur. Madame Petra versteht leider kein Französisch. Es wäre sicher auch für sie sehr interessant.»
    «Ich bin untröstlich ...», mit diesem Blabla ging es weiter, und Garenne wiederholte die Kurzform seiner Story auf Englisch. Petra hing fasziniert an seinen Lippen. In diesem Augenblick begriff Martin, dass es von jetzt an keine Diskussionen mehr mit ihr geben würde. Sie hatte den Mann gefunden, den sie brauchte.
    Garennes Begleiterin, eine Ivette oder Yvonne, saß stocksteif auf ihrem Louis Quatorze-Stuhl und warf Petra hasserfüllte Blicke zu. Der Winzer neben ihr versuchte sie so gut wie möglich zu trösten, denn niemandem am Tisch entging Garennes grobe Unhöflichkeit seiner Dame gegenüber.
    Die Vorspeise wurde serviert, dazu wurde ein Weißwein aus Pessac-Léognan gereicht, auch dort hatte Bichot ein bekanntes Château. Die Cuvée aus Sauvignon blanc und einem kleinen Teil Sémillon war überaus gelungen und harmonierte exzellent mit der Geflügelterrine.
    Martin hielt diskret die Nase über das Glas, in diesem Kreis durchaus kein faux pas, man war unter sich. «Zitrusfrüchte, Melone und ...»
    «... Honig ...», steuerte einer der Winzer bei. «Richtig», meinte der Direktor des Weinbauinstituts, «aber da ist noch was anderes im Hintergrund.»
    «Ich weiß, was Sie meinen. Es ist buis, Buchsbaum», sagte Martin.
    «Unsinn», fuhr Garenne in einem Ton dazwischen, dessen Grobheit seine Tischnachbarn aufhorchen ließ. «Sauvignon blanc hat keinen Buchs...»
    «Es ist aber so, Monsieur Garenne. Monsieur Bongers hat Recht», sagte der Chefredakteur, und auch die anderen Fachleute am Tisch stimmten zu. Dann wurde der Wein mit

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