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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Ihrem eigenen Interesse. Ich denke aber an große Handelshäuser wie Yvon Mau, Castel und ...»
    «LaCroix?», warf Martin ein, um einen möglichst gleichgültigen Ausdruck bemüht. War da Argwohn in Garennes Augen, als er antwortete?
    «Selbstverständlich, auch LaCroix. Nicht wegzudenken aus meinem Szenario. Nur dann, wenn die Negociants den Weinbau in großem Maßstab regeln, wenn der Wein unter ihrer Obhut und Kontrolle gemacht wird, von der Entwicklung der Klone bis hin zum Ausbau, ist Qualität garantiert, bleiben die Preise stabil. Die Winzer werden es uns danken, wenn nicht sofort, dann später, und sie werden gesicherte Einkommen haben.»
    Für Martin bedeutete diese Perspektive das Ende jeder Individualität, einen Schritt zum Massengeschmack. Garenne wollte aus unabhängigen Winzern Angestellte der Negociants machen. Martin behielt diesen Gedanken jedoch für sich und nickte, was Zustimmung oder Nachdenken bedeuten konnte.
    Zum Geflügel - gebratene Wachteln - wurde ein 83er Grandville gereicht und begeistert aufgenommen. Garenne schnupperte kaum, trank ihn wie Wasser. Er hatte sich in Fahrt geredet, sein Gesicht war rot, Schweißperlen traten ihm auf die Nase. «Dieser Wein ist ein Gedicht, obwohl er nicht ganz an meinen 83er herankommt.» Am Tisch wurden seine Worte höflich überhört.
    Garenne beugte sich wieder zu Petra und tätschelte vertraulich ihren nackten Arm. «Wissen Sie, große Weine sind wie schöne Frauen ...»
    ... Martin betrachtete flehend den Kronleuchter. Warum konnte er nicht einfach aus der Halterung brechen und Garenne den Schädel einschlagen?
    «... sie brauchen lange zur Reife. Junge Weine vergehen rasch, man muss sie früh trinken. Aber die wirklich Guten brauchen Zeit. Wenn man sie zu früh öffnet, sind sie noch nicht weich und harmonisch. Es kommt auf den richtigen Moment an. Öffnet man sie zu spät, dann sind sie nicht mehr genießbar, haben ihre Frucht verloren ...»
    ... was für ein Arschloch, dachte Martin, und Petra kriegt bei dem Gequatsche feuchte Augen ...
    «... und wenn sie erst geöffnet sind, muss man sie kosten, Schluck für Schluck, sie auf der Zunge zergehen lassen.»
    Martin hielt das Gelaber kaum noch aus. Er unterbrach das Geschwätz mit einer Frage:
    «Sie haben sicherlich noch weitere Châteaus und nicht nur Haut-Bourton?»
    «Einige Winzer haben zehn oder zwanzig, einige Châteaus hier, andere über ganz Frankreich verteilt. Ich frage mich, wie die sich um alles kümmern wollen! Das sind Fabriken, Konzerne. Ich beschäftige selbst einige Önologen, aber Angestellte sind bezahlte Feinde, wie meine Tante zu sagen pflegte.» Er lachte laut und selbstgefällig. «Nein, ich habe nur fünf, das reicht, es ist genug, fast mehr Arbeit, als ich bewältigen kann. Ich habe ein Château in Bergerac, Belaire, wunderbar», er schmatzte genießerisch mit den Lippen, «was da für Gewächse reifen, einfach und groß. Und Clairmont in Côtes du Bourg. Es ist dabei, sich einen Namen zu machen. Wir bauen es auf, es hat ein sehr schönes Potenzial, das wir mit Leichtigkeit herausarbeiten.»
    Martin horchte auf. Würde er Moulin de la Vaux erwähnen, diesen heruntergekommenen Schuppen?
    Garenne fuhr fort: «Dann sind da noch Grand Roche und La Dune ganz in der Nähe, wo wir einen exzellenten Cru Bourgeois keltern, ein Kandidat für die Spitzengruppe, ich bin sicher, Sie kennen ihn. Er ist kürzlich mit 88 Punkten bewertet worden. Aber strafen wir besser Robert Parker mit Schweigen, diesen Amerikaner, der mit seinen tendenziösen Bewertungen die Welt auf den amerikani-schen Geschmack trimmt. Reden wir lieber von Ihnen, Madame!» Er lächelte Petra gewinnend an. «Wann darf ich Sie auf Haut-Bourton begrüßen?»
    «Leider bleibe ich nur noch bis Sonntag.»
    «Das ist schade, aber kein Unglück. Dann eben morgen. Und Sie, Martin?»
    Auch für ihn war es der letzte Tag. Er wollte ihn nutzen, um sich auf Garennes anderen Châteaus umzusehen. Jetzt kannte er die Namen. Wahrscheinlich lief alles unter einer Holding, deshalb hatte er sie in den Weinführern nicht gefunden. Weshalb hatte er Moulin de la Vaux ausgespart? Haut-Bourton konnte er sich für später aufheben, außerdem würde er dort nichts finden, was ihm weiterhelfen würde.
    «Es tut mir Leid», sagte Martin und legte so viel Bedauern wie nur möglich in seine Stimme. «Morgen werde ich in Saint-Émilion gebraucht. Es ist mein letzter Tag, wie gesagt, ich fahre am Montag zurück. Ich muss alles vorbereiten, damit

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