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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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dem Sie die Bretter und die Scherben haben.»
    «Könnte Ihr Korse, unser Monsieur Drapeau, den Auftrag gegeben haben?»
    «Nein. Nur Garenne wusste, dass ich im Besitz von Gastons Aufzeichnungen war.»
    «Ist Ihr Freund allein auf die Idee gekommen, bei LaCroix einzubrechen? Möglicherweise hat ihn jemand dazu bewogen.»
    Martin hatte einen Namen auf den Lippen, aber er sprach ihn nicht aus, denn Garennes Mercedes kam die Einfahrt herauf, umrundete das Rondell vor der Front des Châteaus und hielt vor dem Portal. Der Chauffeur holte Gepäck aus dem Kofferraum, eine braune Reisetasche, die Martin bekannt vorkam, und öffnete die Wagentür. Die Dame im Kostüm, die mit einem Mantel über dem Arm ausstieg, kannte er gut - es war Petra.
    Martin setzte sich in seinen Wagen und ließ den Motor an. «Au revoir ich fahre!»
    Der Kommissar war blitzschnell an seiner Wagentür. «Moment! Wer war das? Kannten Sie die Dame? Sie machen ein Gesicht, als hätten Sie ein Gespenst gesehen.»
    «Hab ich auch.»
    «Sie kennen die Dame?»
    «Ja, meine Ex-Freundin.»
    «Aha! Worum geht es hier wirklich? Wollen Sie mir nicht reinen Wein einschenken?»
    »Glauben Sie doch, was sie wollen! Vielleicht legen Sie zur Abwechslung mal Ihre Karten auf den Tisch.»
    «Und, hast du was rausbekommen?» Caroline räumte die Küche auf, die beiden Kinder stritten irgendwo im Haus um ein Video, und ihr persönlicher Sicherheitsdienst war nach dem Abendessen in den Wohnwagen zurückgekehrt.
    Martin machte sich an der Espressomaschine zu schaffen. «Haut-Bourton ist ein erstklassig geführtes Château. Das Einzige, was nicht passt - ist Garenne selbst, seine Überheblichkeit, seine blasierte Art. Er hätte das nicht nötig.»
    «Wer hat das schon?»
    «Das meine ich nicht. Der Mann hat Erfolg, das siehst du an seinen Weinen. Acht Proben hatten wir, genau die richtige Menge, um differenzieren zu können. Die Crus schätze ich alle über 90 Punkte, die Zweitweine knapp darunter. Und dann vertauscht dieser Idiot die Proben. Erst Grivot hat mich darauf aufmerksam gemacht, später. Ich habe die Crus nur miteinander verglichen und mit dem in Beziehung gesetzt, was ich über die jeweiligen Jahrgänge weiß. 1993 war ein gutes Jahr, und der Wein war genau an dem Punkt, um getrunken zu werden, einen 97er hatte er dabei, der war nicht so gut, wie überall hier ...»
    «Der gefälschte 89er war nicht dabei?»
    «Garenne ist doch nicht blöd. Nein, auch nicht der 90er, für den sie neue Kisten bedrucken, wahrscheinlich die nächste Fälschung. Das war genauso ein phantastisches Jahr wie 1989, mit großen Weinen, da lassen sich Spitzenpreise erzielen. Aber er hat sondiert, ob ich seine Weine zusammen mit Gaston probiert habe. Ich muss unbedingt noch einmal nach Moulin de la Vaux. Wahrscheinlich füllen sie dort die 120 000 Flaschen ab.»
    «Wieso 120000? Es kann mehr sein oder weniger.»
    Der Espresso war durchgelaufen, und Martin stellte die Tassen auf den Küchentisch. «Du hast völlig Recht. Sichel, mein Versicherungsagent, meinte das auch. Ich bin bislang davon ausgegangen, dass Garenne genauso viel fälscht, wie er offiziell verkauft. Aber das muss nicht so sein. Außerhalb Europas kann er so viel verkaufen, wie er los wird. Hunderttausend Flaschen sind nichts für den Weltmarkt. Neuerdings kommt der gesamte ehemalige Ostblock als Abnehmer in Frage. Da gibt es genügend Leute ohne Kultur, aber mit viel Geld. Hauptsache, es steht Grand Cru auf der Flasche. Ein Händler könnte merken, um was für einen schlappen Wein es sich handelt, aber wenn er ihn gekauft hat, wird er sich hüten, etwas zu sagen, das ist wie bei Falschgeld. Erst mal versucht man, es loszuwerden, und tut so, als hätte man es selbst nicht gemerkt.»
    «Mit dem Nachweis, dass der Haut-Bourton eine Fälschung ist, wirst du dir wenig Freunde machen. Wenn das publik wird, wirkt sich das auf ganz Bordeaux aus, und alle werden dich hassen. Ein Deutscher, der einen Bordeaux als Fälschung entlarvt. Du wirst dich hier nirgendwo mehr blicken lassen können.»
    «Soll ich es deshalb bleiben lassen?» Martin seufzte. «Na ja, du warst von Anfang an dagegen ...» Er stand auf und begann, die Espressomaschine zu putzen.
    «Sei nicht eingeschnappt. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass wir es ohne Gaston schaffen, wie ich ohne ihn leben kann, und ich weiß es noch immer nicht. Seit Fleury hier war, habe ich noch mehr Angst. Außerdem löchert mich meine Mutter, Fleury hat bei ihr angerufen, du

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