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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Elektriker wies in die Richtung des Hauses der Bertrands. «Sie sind durch den Weinberg rauf...»
    Martin spurtete los und holte den Revolver aus seinem Zimmer. Waren es die beiden, die ihn überfallen hatten? Dann flitzte er zu seinem Wagen. «Passt auf Caroline und die Kinder auf!», schrie er und startete.
    Hier kannte Martin jeden Pfad und jede Straße, wer immer der Eindringling war, er würde ihn finden. Hoffentlich konnte er den Wagentyp erkennen, vielleicht sogar das Nummernschild? Nachts waren Scheinwerfer meilenweit zu sehen, deshalb fuhr er ohne Licht und hoffte, dass die Einbrecher nicht auf den gleichen Gedanken gekommen waren. Wahrscheinlich hatten sie den Wagen oben am Weg gelassen, der zum Anwesen von Monsieur Jérômes führte.
    Auf einmal sah er Scheinwerfer langsam den Weg hinabkommen. Es waren andere als die von Monsieur Jerômes klapprigem Renault. Martin spürte sein Herz, laut und schnell. Er schnappte nach Luft, das hier war nichts für ihn, viel zu aufregend. Was sollte er mit der Pistole, die kalt und silberfarben auf dem Beifahrersitz neben ihm lag. Das fremde Fahrzeug kam näher, plötzlich war es wieder dunkel, auch sie hatten die Scheinwerfer ausgeschaltet.
    Martin hielt kurz vor der Einmündung am Straßenrand, öffnete das Fenster und stellte den Motor ab. Er lauschte in die Nacht und hörte zwischen dem Zirpen der letzten Zikaden das Motorgeräusch näher kommen. Entschlossen griff er nach dem Revolver und entsicherte ihn. Hatten die Männer ihn gesehen? Würden sie schießen? Gleich, wenn sie an die Landstraße kamen, würde er es wissen. Martin pochte das Blut in den Schläfen. Er spürte die Kopfwunde wieder. Seine Augen wurden trocken, so angestrengt starrte er in die Dunkelheit.
    Der Wagen rollte den Hügel hinunter auf Martin zu. Die Zündung seines Autos war eingeschaltet, er brauchte nur den Hebel für das Fernlicht anzutippen. Ein neuer, schwarzer Renault wurde gestochen scharf aus der Nacht gerissen. Der unbekannte Fahrer reagierte blitzartig, blendete kurz auf und trat aufs Gas, aber Martin hatte das Nummernschild erkannt: 246 BX 33. Der Renault beschleunigte mit jaulenden Reifen und raste schlingernd auf der schmalen Asphaltpiste in die Nacht.
    Martin stieg mit wackligen Knien aus und schaute dem Wagen nach. Erst als er auf die Landstraße Richtung Saint-Émilion einbog, wurden die Scheinwerfer wieder eingeschaltet. Er konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Etwas zittrig notierte er die Nummer des Wagens. Er hatte Glück gehabt. Das Blatt begann $ich zu wenden. Über diese Männer würde er an den Auftraggeber kommen.
    Martin suchte in seiner CD-Kiste nach etwas, das zu seiner momentanen Stimmung passte, und entschied sich für die Temptations. Während er I‘ll Be in Trouble hörte, schaute er in den sternübersäten Himmel. Es war ein guter Tag gewesen. Er hatte Garenne geleimt, der seinen Heimvorteil nicht hatte nutzen können, und war mit der Gewissheit zurückgefahren, dass er auf Haut-Bourton nicht weiter zu suchen brauchte. Grivot hatte er von seinem Weinwissen überzeugt. Antoine und Bernard hatten die Männer, die Garenne oder Fleury geschickt hatte, gelinkt. Er besaß die Autonummer, und wenn etwas auf den Fotos war, dann auch die dazu passenden Gesichter.

Kapitel 15
    In der Nacht war die Temperatur drastisch gefallen, seit dem frühen Morgen schüttete es wie aus Kübeln, das Wasser lief an den Fensterscheiben herunter, und es war so dunkel, dass Caroline und Martin zum ersten Mal in diesem Herbst beim Frühstück das Licht einschalten mussten.
    «Wenn Garenne gestern die letzten Trauben eingebracht hat, dann hat er wirklich Schwein gehabt», sagte Martin, während er beim Abräumen des Tisches half, und er wunderte sich, dass er es ihm gönnte, obwohl er diesen Mann zutiefst verabscheute. Kurz nach neun Uhr rief er im Präsidium an, verlangte nach Grivot, aber der war wie immer nicht zu erreichen. Martin hinterließ die Autonummer der Einbrecher mit der Bitte, ihn sofort zu benachrichtigen, wenn der Kommissar eintreffen würde.
    Als Nächstes wählte er sich in seine Datenbank ein, um die Umsätze zu kontrollieren. Das war ein Fehler, denn es verdarb ihm die Hochstimmung, die ihn seit dem gestrigen Erfolg gepackt hatte. Die Verkäufe blieben nach dem guten Start im September erheblich hinter dem Vorjahresergebnis zurück, das Geschäft kam nicht in Gang, die wirtschaftlichen Aussichten waren so miserabel, dass kaum jemand wagte, Geld auszugeben.

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