Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
Vom Netzwerk:
würdest mich ruinieren.»
    «Willst du, dass ich aufgebe? Hätte Gaston aufgegeben?»
    Caroline senkte beschämt den Kopf. «Das ist nicht fair, Martin.»
    «Doch, das ist es. Du hast deinem Mann vertraut. Er hat etwas ausgebrütet, niemandem davon erzählt, weder dir noch mir, und ist damit gescheitert. Wir beide kennen uns jetzt seit zehn Jahren, ich habe das hier mit aufgebaut und bin der Pate deines Sohnes, ich habe Wochen und Monate bei euch verbracht, und wir hatten niemals Differenzen. Ich will lediglich denjenigen zur Rechenschaft ziehen, der Gaston auf dem Gewissen hat. Nicht mehr und nicht weniger. Das schulde ich ihm. Dass es für mich verdammt gefährlich ist, hat man mir sehr deutlich klargemacht. Und jetzt bitte ich lediglich darum, dass du keinen anderen Maßstab anlegst als in den vergangenen zehn Jahren.»
    «Du bist nicht von hier, du hast dir Feinde geschaffen, mächtige Feinde. Mach den Wein, so wie geplant, du hilfst mir damit ungeheuer, und lass das andere sein!»
    «Ich? Niemals!»
    «Charlotte kommt morgen ...»
    «Ich weiß. Was hat das damit zu tun?»
    «Sei nicht so hart, so abweisend. Du bist komisch.»
    «Wieso?»
    «Petra und du, ihr habt euch getrennt, sie ist jetzt bei Garenne, du hast ihr quasi selbst die Tür geöffnet und verlierst kein Wort darüber. Du verguckst dich in eine andere Frau und erzählst so gut wie nichts davon. Das Einzige, worüber du sprichst, ist Garenne.»
    «Der ist auch der Schlüssel zu allem.» Martin blickte auf seine Hände. So rau und hart waren sie schon lange nicht mehr gewesen. Er sollte nicht so schnell aus der Haut fahren. Caroline war zerbrechlich, er durfte sie nicht mit seinen Problemen belasten, Aufregung war Gift für sie, die Routine der letzten Tage hingegen hatte ihr gut getan. Er musste sich mäßigen, obwohl ihm überhaupt nicht der Sinn danach stand. Welche Anstrengung hatte es ihn gekostet, Garenne nicht eine seiner Flaschen über den Schädel zu ziehen.
    «Wie soll ich dir erklären, was mit mir los ist? Gaston ist seit einem Monat tot. Seitdem mache ich mir Vorwürfe, dass ich irgendetwas übersehen habe, dass ich ihm nicht richtig zugehört habe. Möglicherweise hat er eine Andeutung gemacht, und ich bin nicht darauf eingegangen. Du denkst jeden Tag an ihn, jede Stunde, er ist hier in jeder Ecke, in jedem Zimmer. Mir geht es nicht anders. Wenn ich morgens in die Garage gehe, dann habe ich das Gefühl, er wartet dort auf mich. Ich frage mich, wie er dieses oder jenes gemacht hätte. Und wenn ich dich so unglücklich sehe, dann erscheinen mir meine Sorgen belanglos.»
    «Es ist viel schwieriger, wenn du schweigst und mir nichts erzählst. So entstehen Missverständnisse.»
    «Ich kenne Charlotte kaum.»
    «Dann bemühe dich darum. Jeder sieht, dass du ihre Nähe suchst. Hör endlich auf, diese blöde Maschine zu polieren. Du schabst noch das Metall ab.»
    Martin warf den Lappen in die Spüle und setzte sich widerwillig. «Ja, ich fühle mich zu ihr hingezogen, aber auch wieder abgestoßen, nicht von ihr, mehr von dem, was sie repräsentiert, von dieser Verlogenheit in der Politik. Die macht die Menschen kaputt, die färbt auf sie ab. Das stammt nicht von mir, das sagt sie selbst.»
    «Na bitte, da hast du es.»
    «Es bleibt einem nichts anderes übrig, als sich anzupassen, sonst geht man drauf. Also passt sie sich an.»
    «Woher willst du das wissen? Du passt dich auch nicht an, du läufst Sturm gegen alles, wie Gaston. Und weil Charlotte genau weiß, wie es ist, will sie aufhören.»
    «Woher weißt du das?»
    «Das hat sie ...?»
    Draußen blitzte es, Caroline, die zum Fenster hin gewandt saß, erschrak. «Was ist...?»
    Ein zweiter Blitz folgte sofort, und dann, anstelle des Donners, ertönte schmetternd die Marsellaise: Allons enfants de la patrie ...
    Caroline wurde bleich. «Sind die Kinder oben?» Sie stürzte aus der Küche und raste die Treppe rauf, Martin rannte zur Haustür und riss sie auf ...
    «Wir haben sie! Wir haben sie!» Lachend standen die beiden Aufpasser in der Tür ihres Wohnwagens und klatschten in die Hände. «Die Kamera hat funktioniert, jetzt haben wir Fotos.»
    «Wahrscheinlich von einer verängstigten Katze», knurrte Martin. «Wer hat sich das ausgedacht? Das war nicht abgemacht. Caroline hat sich zu Tode erschreckt.»
    «Willst du hier ’ne Schießerei? Wir nicht. Unser System basiert auf Abschreckung. Wenn du dich beeilst, kriegst du sie noch. Zwei sind es gewesen, da lang sind sie gelaufen.» Der

Weitere Kostenlose Bücher