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Tod in Breslau

Tod in Breslau

Titel: Tod in Breslau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marek Krajewski
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tätschelte seinen Unterarm. »Keine Sorge,
    wir werden den Fall aufklären!«
    Anwaldt blickte auf den Platz, wo Mock gerade noch
    gesessen hatte. Jetzt saß dort ein Kellner und sah ihn amü-
    siert an.
    »Gut, dass der gnädige Herr aufgewacht ist. Ich wäre
    mir ja reichlich blöde vorgekommen, einen Kunden vor
    die Tür setzen zu müssen, der solche Trinkgelder gibt.
    Soll ich dem gnädigen Herrn eine Droschke oder ein Taxi
    bestellen?«

    Breslau, 14. Juli 1934.
    Acht Uhr morgens

    Die Morgensonne umspielte das römische Profil von Ba-
    ron von der Malten und die schwarzen, gewellten Haare
    Eberhard Mocks. Beide saßen im Garten des Barons und
    genossen eine Tasse Kaffee.
    »Wie war die Fahrt?«
    »Danke, gut. Ich war ein wenig nervös – Dein Chauffeur
    ist sehr schnell gefahren, obwohl er so übermüdet war.«
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    »Ach, Hermann, das ist ein Mann wie eine Eiche! Hast
    du Anwaldts Bericht gelesen?«
    »Ja. Sehr präzise. Gut, dass du ihn mir gleich geschickt
    hast.«
    »Er hat den ganzen gestrigen Tag damit zugebracht. Er
    behauptet, dass er nach einer ordentlichen Zecherei im-
    mer besonders gut arbeitet.«
    »Hat er sich betrunken? Wirklich?«
    »Leider. Bei Orlich, neben der Operette. Was gedenkst
    du jetzt zu tun, Eberhard? Wie sehen deine weiteren Plä-
    ne aus?«
    »Ich gedenke, mir Maass und von Köpperlingk vorzu-
    knöpfen.« Mock stieß eine dicke Rauchwolke aus. »Die
    werden mich hoffentlich auf die Spur dieses Türken brin-
    gen.«
    »Und was hat Maass damit zu tun?«
    »Lieber Olivier, es ist doch offenbar so: Von Köpper-
    lingk hat Maass mit den hübschen Gymnasiastinnen von
    Madame le Goef bestochen. Anwaldt hat Recht: Maass ist
    zu intelligent, um nicht zu wissen, dass er es mit Freu-
    denmädchen zu tun hat – aber andererseits ist er auch zu
    eitel, um das einzugestehen. Das ist meiner Meinung
    nach so ein Typ wie Professor Andreae. Doch mit wel-
    cher Absicht hat ihn der Baron bestochen? Das werden
    wir bald in Erfahrung bringen. Dann werde ich den Ba-
    ron ein wenig in die Mangel nehmen. Ich bin mir sicher,
    dass er mir den Türken liefert! Anwaldt wird vorerst
    nichts mehr unternehmen. Er kennt Breslau nicht gut ge-
    nug, und außerdem haben ihn die Gestapo-Leute fürch-
    terlich zugerichtet. Jetzt werde ich aktiv werden.«
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    »Und wie wirst du sie zum Reden bringen?«
    »Ich bitte dich … Lass das meine Sorge sein. Ich habe
    meine Methoden. Oh, da kommt Anwaldt! Guten Tag!
    Sie sehen etwas mitgenommen aus. Sind Sie in Salzsäure
    gefallen?«
    »Na ja, es gab da einen kleinen Zwischenfall …« An-
    waldt verbeugte sich vor beiden. Es schien ihm schon
    besser zu gehen. Mock begrüßte ihn mit einem herzli-
    chen Händedruck und sagte:
    »Keine Sorge! Vor der Gestapo sind sie ab jetzt sicher.
    Dafür habe ich gerade gesorgt.«
    Der Baron reichte Anwaldt seine schlaffe Hand. (Ja,
    das hat er in der Tat getan. Ich möchte nicht in der Haut von diesem Forstner stecken.)
    »Ich danke Ihnen«, krächzte Anwaldt. Drei Tage nach
    einem Rausch klangen seine somatischen Symptome stets
    ab – aber stattdessen stellte sich regelmäßig eine akute
    Depression ein. So wäre es auch diesmal gewesen, wäre
    nicht der einzige Mensch wieder aufgetaucht, der ihn da-
    vor bewahren konnte: Eberhard Mock. Allein der Anblick
    dieses stämmigen Mannes in dem tadellos sitzenden hel-
    len Anzug hatte auf Anwaldt eine beruhigende Wirkung.
    Er blickte Mock voll aufrichtiger Reue an. Zum ersten
    Mal in seinem Leben hatte er den Eindruck, dass sich je-
    mand um ihn sorgte.
    »Es tut mir Leid. Ich habe mich betrunken. Es gibt
    nichts, was ich zu meiner Rechtfertigung vorbringen
    könnte.«
    »In der Tat. Dafür gibt es keine Rechtfertigung. Und
    wenn es noch einmal vorkommen sollte, werde ich die
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    Zusammenarbeit mit Ihnen abbrechen, und Sie gehen zu-
    rück nach Berlin. Dort müssten Sie allerdings darauf ge-
    fasst sein, dass Kriminalrat von Grappersdorff Sie nicht
    gerade mit offenen Armen empfangen wird.« Mock mu-
    sterte streng den Delinquenten, der demütig den Kopf
    geneigt hielt. Plötzlich aber legte er seinen Arm um ihn.
    »Sie werden sich nicht mehr betrinken. Denn Sie werden
    ganz einfach keinen Grund dazu haben. Ich bin jetzt aus
    dem Urlaub zurück und werde ein Auge auf Sie haben.
    Wir werden zusammen die Fahndung weiterführen. Herr
    Baron«, er wandte sich von der Malten zu, der die ganze
    Szene mit einem gewissen Missvergnügen verfolgt hatte,
    »Sie erlauben, dass wir uns

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