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Tod in Breslau

Tod in Breslau

Titel: Tod in Breslau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marek Krajewski
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wieder-
    holte seine Frage.
    »Wir haben die Tochter von diesem Juden auf eine Lie-
    ge gefesselt. Walter hat gesagt, dass wir sie vergewaltigen, wenn er nicht zugibt, die Frauen erstochen zu haben.«
    »Welcher Walter?«
    »Piontek.«
    »Und? Hat er gestanden?«
    »Ja. Warum zum Teufel fragt der mich das alles?«
    Konrad wandte sich zu Mock. »Das ist für Sie …«
    Mock ließ ihn nicht ausreden.
    »Du hast sie aber trotzdem gefickt, die kleine Jüdin,
    was, Schmidt?«
    »Klar doch.« Konrads Augen verschwanden zwischen
    seinen fetten Lidern.
    »Und jetzt sag uns noch, wer dieser Türke ist, der zu-
    sammen mit dir Anwaldt gefoltert hat.«
    »Das weiß ich nicht. Der Chef hat einfach gesagt, ich soll den da … na, eben …« Seine Augen wiesen auf Anwaldt.
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    Auf ein Zeichen hin klemmte ihm Zupitza die Stange
    wieder zwischen die Kiefer. Mit der Zange bekam er den
    Stummel des abgebrochenen Zahns zu fassen und zog
    kräftig daran. Das Zahnfleisch gab mit einem hässlichen
    Knirschen nach. Und kurz darauf hatte Zupitza auch
    den zweiten Schneidezahn abgebrochen. Konrad ver-
    schluckte sich an seinem Blut, er würgte und röchelte.
    Sie ließen noch eine Minute verstreichen, bevor sie ihm
    die Stange aus dem Mund nahmen. Aber Schmidt konn-
    te nicht sprechen – sein Kiefer hing lose herab und
    Smolorz hatte eine ganze Weile damit zu tun, ihn wieder
    einzurenken.
    »Ich frage noch einmal: Wer ist der Türke? Wie heißt
    er, und was macht er bei der Gestapo?«
    »Ich weiß nicht. Ich schwöre es.«
    Diesmal kniff Schmidt seinen Mund mit aller Kraft zu,
    um zu verhindern, dass die Stange wieder zur Anwen-
    dung kam. Aber Wirth zog einen Hammer hervor und
    setzte einen übergroßen Nagel auf Konrads Hand an. Er
    schlug zu. Konrad schrie auf, und Zupitza zeigte, nicht
    zum ersten Mal an diesem Tag, eine blitzschnelle Reakti-
    on: Sobald der Gestapomann den Mund aufgerissen hat-
    te, befand sich schon wieder die Stange darin.
    »Wirst du sprechen, oder willst du noch ein paar Zäh-
    ne loswerden?«, fragte Anwaldt. »Wirst du sprechen?«
    Der Gefesselte nickte mit dem Kopf. Als die Stange aus
    seinem Mund entfernt war, sagte er hastig:
    »Kemal Erkin. Er will bei der Gestapo lernen, dafür ist
    er hierher gekommen. Unser Chef hält große Stücke auf
    ihn. Mehr weiß ich nicht.«
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    »Wo wohnt er?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Mock war sicher, dass Konrad alles gesagt hatte. Leider
    – sogar fast zu viel. Denn sein »Das ist doch für Sie …«
    hatte das dunkle Geheimnis seiner Abmachung mit Pion-
    tek berührt. Aber zum Glück hatte er es lediglich ge-
    streift. Es war ungewiss, ob einer der Anwesenden den
    abgebrochenen Satz hätte vervollständigen können. Mock
    sah zu Anwaldt hinüber, der trotz seiner Müdigkeit sicht-
    lich erregt war. Nur Smolorz schien ruhig wie immer.
    (Nein, sie hatten sich bestimmt nichts dabei gedacht.) Wirth und Zupitza sahen Mock erwartungsvoll an.
    »Herrschaften, mehr ist wohl nicht aus ihm herauszu-
    kriegen.« Mock trat zu Konrad und stopfte ihm den Kne-
    bel wieder in den Mund. »Wirth, von diesem Menschen
    darf nicht die kleinste Spur zurückbleiben, verstehst du
    mich? Und außerdem rate ich euch, Deutschland zu ver-
    lassen. Man hat euch in der Kneipe gesehen, wie ihr
    Schmidt fertig gemacht habt. Wenn ihr dort ein wenig
    professioneller aufgetreten wärt und gewartet hättet, bis
    der Kerl das Lokal verließ, dann hättet ihr völlig unbehel-ligt draußen euer Mütchen an ihm kühlen können. Aber
    ihr habt euch hinreißen lassen. Musstet ihr denn unbe-
    dingt gleich in der Kneipe mit ihm abrechnen? Ich habe
    nicht gewusst, Wirth, dass du so gewalttätig reagierst,
    wenn dir jemand einen kleinen Schnaps einflößt. Wie
    dem auch sei. Morgen, wenn Konrad nicht bei der Arbeit
    erscheint … oder spätestens übermorgen wird die ganze
    Breslauer Gestapo hinter euren Visagen her sein. Und in
    drei Tagen wird man in ganz Deutschland nach euch su-
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    chen. Ich rate euch, das Land zu verlassen. Möglichst weit weg … Was eure Schuld bei mir betrifft, so betrachte ich
    sie als getilgt.«
    X
    Breslau, Montag 16. Juli 1934.
    Neun Uhr vormittags

    Die Leiche von Konrad Schmidt lag schon seit über zehn
    Stunden auf dem Grunde der Oder, in der Nähe der Hol-
    landwiesen, als Mock und Anwaldt sich genüsslich ihre
    Bairam-Zigarren ansteckten und den ersten Schluck eines
    starken arabischen Kaffees zu sich nahmen. Leo Hartner
    versuchte nicht, seine Zufriedenheit zu verbergen. Er

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