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Tod in Breslau

Tod in Breslau

Titel: Tod in Breslau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marek Krajewski
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ge-trockneten Feigen, die sie auf Schnüre gezogen hatten.
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    Plötzlich ertönte das Donnern von Pferdehufen. Die
    Gläubigen wandten entsetzt ihre Gesichter vom heiligen
    Feuer ab. Die gepanzerten, mit Kreuzen geschmückten
    Pferde galoppierten direkt in das Getümmel. Der Kreuz-
    ritter berauschte sich an dem süßen Gefühl seines rechten
    Glaubens, als er mit seinem Schwert zahlreiche menschli-
    che Körper durchbohrte: Hier, unter seinem treuen
    Werkzeug, starben zum Lob des Gottes nun die Huldiger
    Satans und der sieben gefallenen Engel, deren klingende
    Namen eben noch so stolz die Luft erfüllt hatten. Die
    Pfeile der Türken schwirrten durch den Qualm des Feu-
    ers und der Öllampen, und Blut floss über die grellbunten
    Gewänder und Turbane. Nur wenige der Überfallenen
    zogen aus den Gurten ihre gekrümmten Waffen und ver-
    suchten, sich den rasenden Eroberern entgegenzustellen.
    Das Sausen der Pfeile und das Sirren der Armbrustseh-
    nen ließen eine absonderliche Musik erklingen. Die spit-
    zen Geschosse bohrten sich in weiches Fleisch, zersplit-
    terten Knochen, zerrissen gespannte Muskeln. Es dauerte
    nicht lange, und die wilden Angreifer wandten sich den
    Frauen zu, die bisher als Einzige unversehrt geblieben
    waren. Im ehernen Zugriff der rüstungsbewehrten Arme
    wich das Blut aus ihren braunen Gesichtern, verzerrten
    sich die schönen, ebenmäßigen Züge, lösten sich die
    kunstvoll geflochtenen Zöpfe, verwelkten Blüten, die das
    Haar geschmückt hatten, klirrten die goldenen und sil-
    bernen Münzen an den Schläfen und die geschliffenen
    Steine über der Stirn, zerrissen die gläsernen Perlenket-
    ten. Einige der Frauen suchten in Nischen und Felsspal-
    ten Zuflucht vor der Gewalt ihrer Peiniger. Doch die
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    Kreuzritter und Sarazenen zerrten sie aus ihren Verstecken hervor, um sie wie von Sinnen umso heftiger in Besitz zu
    nehmen. Wer auf diese Art noch keine Trophäe erlangt
    hatte, hielt sich an die wenigen noch lebenden Männer
    und metzelte sie ohne Erbarmen nieder. Die überwältigten
    Frauen fügten sich demütig in ihr Los. Sie wussten, dass sie nun auf dem Sklavenmarkt feilgeboten würden.
    Nach und nach senkte sich wieder Stille auf das Tal,
    nur vereinzelt ließ sich noch ein Schrei des Schmerzes
    oder der Wollust vernehmen.
    Beide Kommandanten standen auf dem Vorplatz des
    Tempels, vor dem Eingang des Hauses, in dem der Mann
    lebte, den sie seit langem suchten: der heilige Pir Al-
    Shausi. In die Hauswand waren fünf Symbole eingeritzt:
    Schlange, Axt, Kamm, Skorpion und eine kleine Men-
    schenfigur. Daneben las man auf Arabisch die gemeißelte
    Inschrift: »Allah! Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Le-
    bendigen, dem Ewigen! … Sein ist, was in den Himmeln
    und was auf Erden.«
    Der Türke blickte den Kreuzritter an und erklärte:
    »Ein Vers aus der zweiten Sure des Korans.« Der Kreuz-
    ritter kannte den berühmten Spruch, denn er hatte ihn
    während des Massakers aus dem Munde der Sarazenen
    und an vielen Abenden aus dem der betenden arabischen
    Sklavinnen gehört. Doch er scherte sich nicht um die hei-
    ligen Worte der Inschrift, die das Haus des Al-Shausi
    schützen und segnen sollte – ebenso wenig, wie er sich
    vor einem Jahr um den Gott der Byzantiner geschert hat-
    te, als er auf einem Beutezug den Tempel Konstantino-
    pels geschändet und besudelt hatte.
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    Sie betraten das Haus. Zwei türkische Krieger bewach-
    ten die Tür, damit es niemand ungesehen verlassen konn-
    te, die anderen machten sich drinnen auf die Suche nach
    dem heiligen Alten. Anstelle des Pirs trugen sie bald zwei zusammengerollte Teppiche herbei, in denen etwas heftig
    zappelte. Sie wurden aufgerollt, und vor den Füßen der
    Kommandanten lagen ein verzweifeltes, dreizehnjähriges
    Mädchen und ein nur wenig älterer Jüngling – die Kinder
    des Gesuchten. Dem Priester selbst war die Flucht in die
    Wüste geglückt. Wortlos warf sich der Anführer der
    Kreuzritter an Ort und Stelle auf das Mädchen, um sich
    an ihm zu vergehen – nur ein kurzer Moment, und sie
    war eine weitere Beute seines Kriegszugs geworden. Der
    Bruder des Mädchens stieß etwas von Vater und Rache
    hervor. Doch der Unhold beachtete ihn nicht. Im Licht
    der Öllampen erblickte er einige Skorpione, die aus ei-
    nem gesprungenen Tonkrug gekrochen waren. Diese
    flößten ihm keineswegs Furcht ein, vielmehr schien das
    Auftauchen der gefährlichen Geschöpfe seinen Blut-
    rausch nur noch anzustacheln. Der Raum war

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