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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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weiterhelfen. In keinem Polizeiposten, auch nicht in den Büros des politisch-militärischen Kommandos, gab es einen Hinweis darauf, daß eine Gruppe von Verhafteten aus Andamarca eingetroffen war. Was den jungen Leutnant mit dem Spitznamen Harke betraf, so hatte er wahrscheinlich den Bestimmungsort gewechselt, da er nicht unter den anwesenden Offizieren war und niemand in Puquio ihn kannte. Zu diesem Zeitpunkt waren DonMedardo Llantac und seine Frau aus dem Dorf verschwunden, ohne auch nur seiner Mutter und ihren Kindern zu sagen, wohin sie gingen.
    »Ich weiß, daß du wach bist und darauf brennst, weiterzuerzählen«, sagte Lituma. »Auf, Tomasito, erzähl weiter.«
    Der Lastwagen gelangte in der Abenddämmerung nach Huánuco, zwanzig Stunden nach seiner Abfahrt aus Tingo María. Zweimal platzte ein Reifen auf der durch die Regenfälle aufgebrochenen Straße, und Tomás stieg von der Ladefläche herab, um dem Fahrer zu helfen, der aus Huancayo stammte und keine indiskreten Fragen stellte. Außerhalb von Acomayo, an einer Straßensperre, hörten sie in ihrem Versteck zwischen der Obstladung, wie er dem Polizisten, der ihn fragte, wie viele Fahrgäste er mit sich führe, »keinen« antwortete. Sie hielten noch zweimal, zum Frühstück und zum Mittagessen, in Barackensiedlungen neben der Straße, und Tomás und Mercedes stiegen ebenfalls aus, aber ohne ein Wort mit dem Fahrer zu wechseln. Dieser setzte sie vor dem Zentralmarkt ab.
    »Ich habe mich bei ihm bedankt, weil er uns an der Straßensperre von Acomayo nicht verraten hat«, sagte Tomás. »Wir haben ihm weisgemacht, daß wir auf der Flucht vor einem eifersüchtigen Ehemann waren.«
    »Falls ihr außerdem wegen was anderem auf der Flucht seid, dann bleibt besser nicht hier«, riet ihnen der Fahrer zum Abschied. »Die ganze Koka der Selvakommt über diese Straße, und Huánuco ist voll von Spitzeln auf der Suche nach Narcos.«
    Er winkte ihnen zum Abschied mit der Hand und fuhr los. Es war dunkel, aber die Lichter der Straßen gingen noch nicht an. Viele Imbißstände waren geschlossen; an den offenen aßen Leute im Licht trüber Kerzen. Es roch nach Öl, nach Gebratenem und nach Pferdekot.
    »Ich fühle mich, als hätte mir jemand die Knochen und Muskeln zerquetscht«, sagte Mercedes. »Ich bin hundemüde, ich habe Krämpfe. Aber vor allem Hunger.«
    Sie gähnte, rieb sich die Arme. Ihr geblümtes Kleid war voll Erde.
    »Komm, suchen wir uns einen Ort zum Schlafen«, sagte Carreño. »Ich bin auch halbtot.«
    »Caramba, wie schön«, murmelte Lituma. »Zum Schlafen oder zu was anderem, Tomasito?«
    Sie fragten die Leute, die dampfende Teller mit Suppe schlürften, und erfuhren die Adresse einer Pension und eines kleinen Hotels. Sie mußten beim Gehen aufpassen, denn auf dem Boden lagen schlafende Bettler und abgerissene Gestalten, und auf den dunklen Straßen tauchten wütende Hunde auf und bellten sie an. Die Pension Lucinda, die in der Nähe eines Polizeireviers lag, kam nicht in Frage. Drei Straßenzüge weiter, an der Ecke, erschien das Hotel Leoncio Prado. Es war zweistöckig, hatte Lehmwände und ein Wellblechdach und kleine Balkone, die wie Spielzeugwirkten. Im Erdgeschoß befand sich ein Restaurant mit Bar.
    »Die Frau am Empfang verlangte den Personalausweis von mir, aber nicht von Mercedes, und wir mußten im voraus bezahlen.« Tomás erging sich in Einzelheiten. »Ihr fiel nicht auf, daß wir kein Gepäck hatten. Während sie das Zimmer fertig machte, ließ sie uns im Flur warten.«
    »Nur ein Zimmer?« fragte Lituma erregt. »Nur ein kleines Bett für beide?«
    »Das Restaurant war leer«, fuhr der Junge fort, ohne auf ihn zu hören. Er zog die Geschichte in die Länge. »Wir bestellten Sprudel und eine Suppe. Mercedes gähnte und rieb sich die ganze Zeit die Arme.«
    »Weißt du, was ich am meisten bedauern würde, wenn die Terroristen uns heute nacht umbringen würden, Tomasito?« unterbrach ihn Lituma. »Aus diesem Leben zu scheiden, ohne noch einmal ein nacktes Mädchen gesehen zu haben. Seitdem ich in Naccos bin, fühle ich mich kastriert. Dir scheint das nicht viel auszumachen, dir reichen die Erinnerungen an die Piuranerin, nicht?«
    »Das fehlte gerade noch, daß ich krank werde«, klagte Mercedes.
    »Das war ein Vorwand«, versicherte Lituma. »Ich nehme an, daß du ihr nicht geglaubt hast.«
    »Das kommt bestimmt daher, daß der Lastwagen so unbequem war. Die Suppe und ein guter Schlaf bringen dich wieder auf die Beine«, sagte der Junge

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