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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Geldes. Madame selbst hatte nie Schulden. Immer kam sie pünktlich ihren Verpflichtungen nach. Nie, nie blieben Rechnungen unbezahlt. Und wenn Sie sagen, dass Madame hart und gefühllos gewesen sei, so trifft das nicht zu. Madame war gütig, unterstützte die Bedürftigen, zeichnete große Summen für wohltätige Zwecke. Als die Frau von Georges, dem Pförtner, erkrankte, bezahlte Madame das Krankenhaus und hinterher den Aufenthalt im Erholungsheim auf dem Lande.» Sie machte eine Pause, vor Entrüstung ganz rot geworden. «Nein, Sie haben kein Verständnis für Madame.»
    Fournier wartete noch einen Augenblick, bis ihre Empörung abgeklungen war, dann erkundigte er sich:
    «Sie äußerten vorhin, dass Madames Klienten schließlich doch zu zahlen pflegten. Sind Ihnen die Mittel bekannt, die Madame anwandte, um dies zu erreichen?»
    «Nichts ist mir bekannt.»
    «Nun, immerhin genug, dass Sie es für richtig fanden, die hinterlassenen Papiere zu verbrennen.»
    «Damit führte ich nur Madames Anweisungen aus. Wenn sie je einen Unfall haben oder außerhalb ihres Heims erkranken und sterben sollte, hatte ich strikte Anweisung, ihre Geschäftspapiere zu verbrennen.»
    «Die Papiere in dem Safe unten?», fragte Hercule Poirot.
    «Ganz recht, die Geschäftspapiere.»
    «Und die befanden sich in dem Safe unten?»
    Diese Hartnäckigkeit trieb Elise Grandier das Blut in die runden Wangen.
    «Ich gehorchte Madames Befehlen, Monsieur.»
    «Das weiß ich», lächelte der kleine Belgier. «Aber die Papiere lagen nicht im Safe, wie? Jener Safe ist ein viel zu altmodischer Kasten – sogar ein blutiger Laie hätte ihn aufbrechen können. Nicht wahr, die Papiere wurden anderswo aufbewahrt, Mademoiselle? Vielleicht in Madames Schlafzimmer?»
    Pause.
    «Ja, so ist es», gestand die Frau endlich. «Obwohl Madame den Kunden gegenüber immer behauptete, die Papiere lägen unten, befanden sie sich in Wirklichkeit im Schlafzimmer.»
    «Bitte, zeigen Sie uns, wo.»
    Elise Grandier erhob sich und führte die beiden unwillkommenen Besucher zu einem sehr geräumigen Zimmer, das indes mit schweren, geschnitzten Möbeln so überfüllt war, dass man sich kaum ungehindert bewegen konnte. Hier klappte sie den Deckel einer großen antiken Truhe auf und entnahm ihr ein unmodernes Alpakakleid mit einem seidenen Unterkleid. Im Innern des Kleides saß eine riesige Tasche.
    «Da drin steckten die Papiere, Monsieur. In einem großen, versiegelten Umschlag.»
    «Warum haben Sie mir das verheimlicht, als ich Sie vor drei Tagen fragte?», brauste Fournier auf.
    «Pardon, Monsieur, Sie fragten mich, wo die Papiere wären, die im Safe sein sollten, und ich erwiderte, dass ich sie verbrannt hätte. Das entsprach der Wahrheit. Der genaue Aufbewahrungsort schien unwichtig.»
    «Richtig. Aber Sie verstehen wohl, Mademoiselle Grandier, dass jene Papiere nicht hätten verbrannt werden dürfen.»
    «Ich führte Madames Befehle aus», wiederholte Elise störrisch.
    «Ja, Sie meinten es sicher gut», beschwichtigte Fournier. «Nun hören Sie genau zu: Madame wurde ermordet. Es besteht die Möglichkeit, dass ihr Mörder ein Mensch ist, über den Madame Dinge wusste, die seinen Ruf gefährden. Haben Sie nicht – ich fände es durchaus verständlich – einen Blick in jene Papiere geworfen, ehe sie ein Raub der Flammen wurden…? Seien Sie nicht vorschnell mit der Antwort, Mademoiselle. Bedenken Sie, dass Sie mit jeder Auskunft, die Sie uns dank jenen Papieren geben könnten, der Polizei den größten Dienst erweisen und vielleicht den Mörder Ihrer Herrin der Gerechtigkeit überantworten würden. Deshalb fürchten Sie sich nicht, Mademoiselle, wahrheitsgemäß zu antworten. Haben Sie Einsicht in jene Schriftstücke genommen?»
    Elise Grandier atmete hörbar.
    «Nein, Monsieur», sagte sie mit Nachdruck, «ich habe nichts gelesen. Ich habe den Umschlag verbrannt, ohne auch nur das Siegel zu lösen.»

 
10
     
    Fournier schien sie mit seinen Blicken durchbohren zu wollen. Doch als er erkannte; dass sie die Wahrheit sagte, wandte er sich mit einer Resignation ausdrückenden Geste ab.
    «Sie handelten ehrenhaft, Mademoiselle. Aber es ist schade… jammerschade.»
    «Tut mir leid, Monsieur.»
    Der Beamte setzte sich in eines der Sesselungetüme und blätterte in seinem Notizbuch.
    «Als ich Sie das erste Mal fragte, behaupteten Sie, Mademoiselle, die Namen von Madames Klienten nicht zu kennen. Nichtsdestoweniger berichten Sie heute, dass diese gewinselt und um Mitleid

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