Tod in der Königsburg
Moment in die Augen, dann seufzte sie. »Na gut. Aber wie der Bruder möchte ich gern wissen, was hier vor sich geht.«
»Das Geschick des Königreichs Muman hängt davon ab, daß ihr genau das tut, was ich euch sage.«
»Also gut.«
Fidelma öffnete die Tür und winkte Eadulf, ihr hinaus in die Dunkelheit der Nacht zu folgen. Della kam ihr nach, sie zwang sich zu einem Lächeln.
»Am besten kommt man doch mit sich allein zurecht. Wird die Einsamkeit kurz unterbrochen, sehnt man sich bald nach ihr zurück«, sagte sie.
Fidelma erwiderte ihr Lächeln. Sie hatte Mitleid mit der Frau, der soviel Unglück widerfahren war. Sie berührte Dellas Arm.
»Wir alle sind zur Einsamkeit verurteilt, Della«, sagte sie, »manchmal schützt uns nur unsere eigene Haut, deshalb gibt es keinen Weg aus der Einsamkeit hinaus ins Leben.«
Fidelma und Eadulf gingen durch die nachtdunklen Gassen der Stadt.
»Woher wußte Finguine, wo du Bruder Mochta und das Reliquiar versteckt hattest?« fragte Eadulf.
»Erinnerst du dich, du hast Nion in dem Wirtshaus hier in der Nähe gesehen? Er hat es sicher Finguine gleich gemeldet, daß wir aus der Seitenstraße herausgeritten kamen. Es war für Finguine bestimmt nicht schwer, herauszufinden, daß ich dort eine gute Freundin habe und daß sie Dellaheißt. Er brauchte dann nur noch zwei und zwei zusammenzuzählen. Er hat sicher vermutet, daß ich das Reliquiar und Bruder Mochta gefunden habe, nachdem ihm das nicht gelungen war.«
»Ja, aber warum hat er Gionga mitgenommen? Finguine behauptet doch, er hasse die Uí Fidgente. Ich muß gestehen, ich bin ebenso verwirrt wie Bruder Bardán.«
»Weißt du noch, was ich dir von dem
tomus
-Spiel erzählt habe? Nun, es passen jetzt ein paar Stücke mehr zusammen. Aber ich brauche immer noch das eine Stück, das das Bild vervollständigt. Samradán kann es liefern. Suchen wir also den Kaufmann auf.«
»Weißt du denn, wo Samradán wohnt?« fragte Eadulf.
»Ja. Donndubháin hat mir das Haus gezeigt, als wir uns in der vorigen Woche das Lagerhaus ansahen.«
Sie gingen durch eine Seitengasse, die von der Hauptstraße abzweigte. Nach einer Weile blieb Fidelma stehen und wies auf ein vornehmes, zweistöckiges Holzhaus. Es lag im Dunkeln. Sie kamen von der Rückseite her, und Fidelma wollte gerade über den Hof zur Hintertür gehen, als sie ein leises Winseln hörten. Eadulf kniff die Augen zusammen, konnte eine dunkle Gestalt am Boden ausmachen und packte Fidelma am Arm.
»Samradáns Wachhund!« warnte er sie.
Fidelma sah den Hund jetzt auch. Er lag an einem Pfosten, an den er offenbar angeleint war, und schien im Schlaf zu winseln.
»Ein schöner Wachhund«, murmelte Eadulf. »Aber gut für uns, daß er angebunden ist und schläft.«
»Das bedeutet, wir müssen ums Haus herum zur Vordertür«, erwiderte Fidelma.
Eadulf ging als erster an der Seite des Hauses entlang. Der Hund schlug nicht an. An der Ecke blieb Eadulf plötzlich stehen und winkte Fidelma zurück in den Schatten.
»Ein Reiter hält vor dem Haus«, flüsterte er.
Fidelma spähte vorsichtig um die Ecke.
Eine hohe, einsame Gestalt saß leicht vorgebeugt im Sattel und hielt das Haus Samradáns fest im Auge.
Der Mond schien jetzt fast taghell, doch selbst in der Dunkelheit hätte Fidelma ihren Vetter Finguine erkannt, den
rígdomna
von Cnoc Áine.
KAPITEL 22
Finguine richtete sich plötzlich im Sattel auf, als sei er zu einem Entschluß gekommen, wendete sein Pferd und trabte die Hauptstraße entlang auf die über der Stadt aufragende Festung zu. Fidelma und Eadulf warteten eine Weile, ehe sie aus dem Schatten heraustraten.
»Warum treibt sich Finguine bei Samradáns Haus herum?« flüsterte Eadulf. »Er scheint schlechte Gesellschaft zu bevorzugen. Erst Solam, dann Gionga und jetzt den Kaufmann.«
»Hoffen wir, daß wir Samradán bewegen können, uns unsere Fragen ehrlich zu beantworten«, erwiderte Fidelma.
Eadulf blickte am Hause hoch.
»Die Vorderseite ist auch dunkel. Vielleicht ist er gar nicht hier?«
»Und sein Hund ist im Hof angebunden?« Sie ging voran und faßte an den Türgriff. Die Tür war nicht verschlossen. Vorsichtig trat Fidelma ein und winkte Eadulf, ihr zu folgen.
Schon standen sie in dem einzigen Raum des Erdgeschosses, er diente als Wohnzimmer, Küche und Lagerraum. Eine kurze Treppe führte zum Schlafraum hinauf. Auf dem Herd in der Mitte glomm ein Feuer, und in seinem Schein erkannte Fidelma, daß niemand hier war.
»Was habe ich gesagt?« brummte
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