Tod in der Königsburg
Donennachs Schenkel eingedrungen. Aber er hatte noch Glück – wie du auch.«
»Kannst du den Pfeil aus meinem Arm herausziehen?« drängte ihn Colgú.
Eadulf hatte ihn genau untersucht und lächelte düster. »Das kann ich, aber es würde sehr weh tun. Ich würde lieber damit warten, bis wir dich in den Palast geschafft haben.«
Der König von Muman schnaubte verächtlich.
»Mach es hier und jetzt, damit meine Leute sehen, daß die Wunde nicht tief ist und ein König aus den Eóghanacht Schmerzen ertragen kann.«
Eadulf wandte sich an die Menge. »In welchem der Häuser hier brennt ein Herdfeuer?«
»In der Schmiede dort drüben, Bruder Angelsachse«, antwortete eine alte Frau und wies hinüber.
»Nur noch einen Augenblick, Colgú«, sagte Eadulf und ging hinüber zur Schmiede. Der Schmied befand sich in der Menge und begleitete Eadulf interessiert. Eadulf zog seinMesser. Der Schmied sah überrascht zu, wie der angelsächsische Mönch das Messer eine Weile über den glühenden Kohlen hin und her drehte, bevor er zu Colgú zurückkehrte.
Colgú hatte die Zähne zusammengebissen, und Schweißperlen standen auf seiner Stirn. »Mach es so schnell wie möglich, Eadulf.«
Der angelsächsische Mönch nickte kurz.
»Halte seinen Arm fest, Fidelma«, sagte er leise. Dann beugte er sich vor, packte den Pfeil am Schaft, lockerte ihn mit der Messerspitze und zog ihn rasch heraus. Colgú stöhnte auf, seine Schultern sanken ein, als wolle er fallen, doch er hielt sich aufrecht. Er biß die Zähne so fest zusammen, daß sie knirschten. Eadulf nahm ein sauberes Leinentuch, das ihm jemand reichte, und legte einen festen Verband an.
»Das hält, bis wir in die Burg kommen«, stellte er befriedigt fest. »Ich muß die Wunde noch mit Kräutern behandeln, damit sie sich nicht entzündet.« Leise setzte er, zu Fidelma gewandt, hinzu: »Zum Glück ging die Pfeilspitze glatt durch.«
Fidelma nahm ihm den Pfeil ab und betrachtete ihn eingehend. Dann schob sie ihn in den Gürtel und trat zu ihrem Bruder, um ihm zu helfen.
Der junge rotgesichtige Thronfolger drängte sich durch die Menge. Er war jetzt zu Fuß. Besorgt betrachtete er Colgú, der auf Fidelma gestützt dastand.
»Ist deine Wunde schlimm?«
»Schlimm genug«, antwortete Eadulf an Stelle des Königs, »aber er wird’s überleben.«
Donndubháin atmete tief aus.
»Die Attentäter sind von Fürst Donennachs Leuten gestellt worden.«
»Dann können wir uns mit ihnen befassen, sobald wir meinen Bruder und den Fürsten der Uí Fidgente in den Palast geschafft haben«, erwiderte Fidelma. »Komm, hilf mir dabei.«
Eadulf begab sich zu der Tragbahre, die man inzwischen für den verwundeten Fürsten der Uí Fidgente gebaut hatte, der darauf lag und sich vor Schmerzen wand. Eadulf hatte ihm den Oberschenkel verbunden. Er prüfte die Tragbahre noch einmal und gab den Kriegern der Uí Fidgente ein Zeichen, sie vorsichtig aufzunehmen und der Gruppe zu folgen, die Colgú half, den Weg hinauf zum Palast zu bewältigen.
Kaum hatten sie sich in Bewegung gesetzt, als Hufschlag und Rufe ertönten.
Die Berittenen aus Donennachs Leibwache kamen über den Platz zurück. Sie zogen auf dem Boden zwei Männer hinter sich her, die mit einem Seil um die Handgelenke am Sattelknopf des ersten Reiters festgebunden waren.
Fidelma sah es und wandte sich zornig von ihrem Bruder ab, um solche Grausamkeit zu unterbinden. Niemand, auch kein Attentäter, sollte so behandelt werden. Doch der Protest erstarb ihr in der Kehle, als die Reiter anhielten. Schon ein flüchtiger Blick auf die blutbefleckten Körper zeigte ihr, daß die beiden Männer bereits tot waren.
Der vorderste Reiter, ein Mann mit einem ausdruckslosen runden Gesicht und schmalen Augen, schwang sich vom Pferd und trat zu der Tragbahre, auf der sein Fürst lag. Er salutierte kurz mit seinem blutigen Schwert.
»Mein Fürst, ich meine, du solltest dir diese Männer ansehen«, sagte er rauh.
»Siehst du nicht, daß wir deinen Fürsten zum Palast schaffen, damit seine Wunde behandelt werden kann?« fragte ihn Eadulf wütend. »Belästige uns nicht, ehe nicht das Dringlichste erledigt ist.«
»Halt den Mund, Fremder«, fuhr ihn der Krieger hochmütig an, »wenn ich mit meinem Fürsten rede.«
Colgú hörte das und kam, auf Donndubháin gestützt, zurück. In seiner Miene mischten sich Ärger und Schmerz.
»Du hast hier keine Befehle zu erteilen, in Cashel regiere ich!« knurrte er.
Der Krieger der Uí Fidgente verzog keine
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