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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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mich verdächtigen.«
    »Herr von Dirschau, wir verfolgen grundsätzlich erst
einmal alle Spuren, auch die vielen, die ins Nichts führen und sich als blind
erweisen. Welche Spur tot ist, können wir aber erst am Ende der jeweiligen
Ermittlungskette sagen. Und dann fangen wir wieder in der Mitte an, um der
nächsten Spur zu folgen. So spannend ist Polizeiarbeit.« Es war Große Jäger,
der diese Erläuterung abgegeben hatte.
    Der Großgrundbesitzer war sichtlich entrüstet. »Sie
wollen doch damit nicht behaupten, ich wäre eine Spur.«
    Christoph nickte fast genüsslich: »Doch, Sie und Ihr
Umfeld sind eine der zahlreichen Fährten, an denen wir schnuppern.«
    »Ich kann Sie nicht von der Kleingeistigkeit Ihrer
falschen Vermutungen abhalten«, eröffnete von Dirschau das jetzt offene
Schlachtfeld, »es wundert mich aber nicht, wenn eine solche Arbeitsweise das
Bild von der Erfolglosigkeit unserer Polizei nährt. Würde ich als Unternehmer
so denken und arbeiten wie Sie, würde ich jetzt auch zu denen gehören, die
Wiesen und Quote an die ertragsstärkeren und erfolgreicheren Höfe abtreten
mussten.« Er hatte sich aus seinem Sessel erhoben, der Hund folgte seinem Herrn
und sah drohend auf die Besucher. »Ich denke, die Fortsetzung dieses Gespräches
wäre nicht in meinem Sinne und führt zu nichts. Deshalb gestatten Sie, dass ich
Sie jetzt zur Tür begleite.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten ging er vor. Mehr war
wohl heute von diesem selbstgefälligen Mann nicht zu erfahren, also folgten die
drei Beamten ihm wortlos.
    Von Dirschau verabschiedete seine Gäste ohne
Händedruck, um hinter ihnen die Tür zu schließen.
    »In so einem Dorf erfährt man häufig etwas im Krug«,
bemerkte der Oberkommissar, als sie wieder im Auto saßen. »Außerdem habe ich
Hunger … und Durst.«
    Christoph stimmte ihm zu. »Vielleicht finden wir dort
etwas über Anne Dahl und ihre Besuche in Marschenbüll heraus.«
    Der Ort wirkte wie ausgestorben. Niemand war auf den
Straßen zu sehen. Im Ortszentrum, vor der Kirche, leuchtete der Weihnachtsbaum.
Gleich gegenüber befand sich der Dorfkrug.
    »Zum Stammbaum« stand in verschnörkelter Schrift auf
der Leuchtreklame über dem Eingang. Der gepflasterte Parkplatz vor dem Haus war
leer.
    Sie öffneten die Tür. Eine alte, an Krämerläden
erinnernde Glocke erklang. Hinter der Tür befand sich ein kleiner Flur, von dem
mehrere mit aufgesetzten Leisten verzierte Türen abgingen. Eine trug ein
emailliertes Schild mit der Inschrift »Gaststube«. Sie betraten einen in
dunklem Holz gehaltenen gemütlich wirkenden Gastraum. Das Interieur war im Stil
der späten fünfziger Jahre und strahlte eine intime Behaglichkeit aus. Es gab
wenige Tische, die alle unbesetzt waren. Mit dem Rücken zur Tür saßen drei
Männer am Tresen, die mit dem Erscheinen der drei Kriminalbeamten gleichzeitig
den Kopf drehten. Auf das »Guten Abend« ernteten die drei Beamten anstelle
einer Antwort nur neugierige Blicke.
    Ein richtiger Lichtblick war hingegen die zierliche
junge Frau mit dem rotblonden Pagenschnitt und dem flinken Augenpaar im mit
lustigen Sommersprossen übersäten Gesicht.
    Sie setzten sich zu den Einheimischen an den Tresen
und bestellten für Große Jäger und Mommsen Bier, während Christoph, der die
Rückfahrt übernehmen wollte, Mineralwasser verlangte.
    Inzwischen war der Abend schon zu einem guten Teil
vorangeschritten.
    »Können wir bei Ihnen etwas zu essen bekommen?«,
wollte Große Jäger wissen.
    Die junge Frau bedauerte. »Wir haben schon seit
geraumer Zeit keine Speisekarte mehr. Es hat sich irgendwann nicht mehr
gelohnt. Fremde kommen hier kaum vorbei, und wenn, dann kehren sie nicht bei
uns ein. Und unsere Einheimischen kommen nicht mehr zu uns. Selbst die
Dorfbevölkerung ist heute so mobil, dass sie zum Essen ins Umland fährt.«
    »Schade.« Christoph knurrte in diesem Moment
unwillkürlich der Magen. Es war unüberhörbar und wirkte fast drohend. Die Frau
hinter dem Tresen lachte.
    »Warten Sie«, sagte sie und verschwand durch eine
Pendeltür hinter dem Tresen. »Mama?«, hörten sie sie fragen. Daran schloss sich
ein Getuschel zwischen zwei Frauenstimmen an, bis die Frau wieder auftauchte
und verkündete: »Eine Auswahl können wir Ihnen nicht bieten, aber Spiegeleier
und Bratkartoffeln würde Ihnen meine Mutter noch zubereiten.«
    Begeistert stimmten die drei zu.
    »Wir sind von der Kripo aus Husum«, stellte Christoph
sich und seine Kollegen vor.
    Die junge Frau lachte herzlich,

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