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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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zu waschen.
    »Ich muss die Bilder mitnehmen. Haben Sie einmal einen
Blick auf diese Abbildungen geworfen?«
    Sie nickte nur.
    »Haben Sie noch mehr Dinge dieser Art gefunden? Oder
Videos?«, wollte Christoph wissen.
    Jetzt kam die Antwort sehr prompt. »Nein! Außerdem
glaube ich, dass es sich noch um alte Aufnahmen aus der schlimmen Phase meines
Mannes handelt, die er damals einfach vergessen hat zu vernichten«, verteidigte
sie ihren Mann.
    »Das wird unser Labor sicher analysieren können«,
entgegnete Christoph.
    Die Beamten fragten noch nach einer jüngeren
Fotografie des Ehemannes.
    Während Frau Brehm ein Bild aus einem Rahmen zog, das
auf dem Regal gestanden hatte und einen fröhlichen Mann zeigte, eingerahmt von
zwei lachenden Kindern, fragte sie: »Werden Sie ihn jetzt suchen?«
    »Das wird sich wohl nicht vermeiden lassen«, sagte
Christoph.
    Auf der sonst stets leeren Dorfstraße hatte sich in
der Zwischenzeit eine zweite Gruppe von Menschen gebildet. Zwei Männer standen
auf der gegenüberliegenden Straßenseite und gafften auf das Brehm’sche Haus.
Sie waren schon älter. Der eine trug eine grüne Öljacke, während der zweite zu
den Gummistiefeln und der derben Drillichhose einen dicken grauen Pullover, der
unter einer nicht geschlossenen groben Weste hervorlugte, anhatte. Der Kopf war
mit einer olivgrünen Schirmmütze bedeckt. Er stützte sich auf dem Lenker eines
älteren Fahrrades ab. Während die drei Kriminalbeamten den kurzen Weg von der
Haustür zu ihrem Fahrzeug zurücklegten, überquerte der Mann mit dem Fahrrad die
Straße und näherte sich ihnen. Der zweite Mann folgte zögernd und in
gebührendem Abstand.
    »Sie sind von der Polizei, nicht wahr?« Der Mann mit
dem Fahrrad hatte eine raue, kehlige Stimme, und seine Sprechweise war gedehnt
und etwas langsam, so wie sie auf dem flachen Land in dieser Region üblich war.
    Es bedurfte keiner Abstimmung unter den Beamten. Die
Abfertigung von Neugierigen hatte Große Jäger unaufgefordert zu seiner
Herzensangelegenheit erklärt.
    »Wen interessiert es, ob wir die Glücksboten von der
Lottogesellschaft sind oder Fensterdichtungen verkaufen wollen?«, fuhr Große
Jäger den Mann an. Der schluckte heftig. Die Empörung über die Abfuhr war ihm
anzusehen.
    »Mich interessiert es, ich bin …« Weiter kam er nicht.
    Der Oberkommissar blickte ihm fest in die Augen. Er
sah mit seinem unrasierten Kinn alles andere als vertrauenerweckend aus. Jetzt
rückte er noch etwas näher an den Mann mit der Mütze heran, sodass er sehr
dicht vor ihm stand und Körperkontakt zum vorgestreckten Bauch des Mannes
hatte, und fuhr ihn an: »Dann sollten Sie aber ganz intensiv die Zeitung lesen,
wenn Sie alles interessiert.«
    Inzwischen hatte sich auch die kleine Frauengruppe
genähert und bildete mit dem zweiten Mann einen Halbkreis um die drei Beamten
und den Mann mit dem Fahrrad.
    Christoph ahnte, dass er jetzt wieder die
Gesprächsführung übernehmen musste. Ein aufbrausender Große Jäger war nicht der
Garant dafür, auf fremdem Terrain neue Freundschaften zu schließen.
    »Gibt es einen Grund für die Aufregung?«, versuchte er
zu beschwichtigen, ließ dabei aber die Frage, ob sie von der Polizei wären,
unbeantwortet.
    Der Mann mit dem Fahrrad war sichtlich froh, in Christoph
jetzt einen weniger groben Ansprechpartner gefunden zu haben.
    »Ich bin hier der Bürgermeister«, stellte er sich vor.
»Deshalb habe ich ein Anrecht darauf zu erfahren, was im Dorf vorgeht.«
    »Glauben Sie wirklich, wir würden Wahlkampf für
irgendeine Partei machen?«, fuhr Große Jäger dazwischen, wurde dann aber sanft
von Mommsen, der ihn von hinten am Saum des Parkas zupfte, gebremst.
    Christoph schlug einen sachlichen Ton an. Es würde sie
nicht weiterbringen, wenn sie die Konfrontation mit den Einheimischen suchten,
denn sie waren auf die Auskunftsbereitschaft der Menschen angewiesen.
    »Wir untersuchen den Todesfall von Anne Dahl, die in
der Gemarkung dieses Ortes aufgefunden wurde. Dazu gehört auch, dass wir
Befragungen anstellen und Zeugen suchen, die uns etwas über den Aufenthalt der
jungen Frau hier im Dorf erzählen können.«
    »Aha!«, sagte der Mann mit dem Fahrrad. »Und nun haben
Sie in dem Fremden dort«, dabei wies er mit dem Finger auf das rote Klinkerhaus
der Familie Brehm, »einen Verdächtigen.«
    »Moment einmal!«, bremste ihn Christoph. »Niemand
spricht von einem Verdächtigen. Wir sind bereits durch das Dorf gegangen und
haben an vielen Haustüren

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