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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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nicht neugierig genug, als dass sie noch mehr Fragen gestellt hätte. Hilda fühlte sich unsicher und zu jung, als dass sie sich traute, die Frau zu fragen, wer sie sei. Bei der Arbeit durfte sie Fragen stellen, weil sie Ärztin war.
    »Na, dann gehe ich mal nach Hause und setze die Kartoffeln auf«, sagte die Frau plötzlich, nickte und ging am Badeplatz und den Umkleidehütten vorbei.
    Sam, dachte sie besorgt. Wenn nur Sam nicht in den Tod von Skogis verwickelt war! Sie hatte ihn das natürlich gefragt, aber er hatte nur gelacht. Das sei das Dümmste, was er je gehört habe.
    Aber sagte er auch die Wahrheit?, fragte sie sich jetzt. Oder wollte er sie nur beruhigen?
    Es wäre schön, wenn die Polizei den Schuldigen finden würde, dann würden Sam und sie die Familie Skoglund hinter sich lassen können. Sie hörte ein Motorengeräusch und beschloss, nach Hause zu gehen, und kürzte dabei über das unebene Gras der Allmende ab. Oben an der Straße, wo das Auto langsam dahinschlich, schimmerte der dunkle Lack durch das Geäst. Der Wagen wollte wahrscheinlich zur Allmende oder zum Badeplatz hinunter.
    Die Reifenspuren, die den Weg darstellten, waren ausgefahren und noch nicht mit Splitt ausgefüllt worden. Das Auto war jetzt stehen geblieben und versperrte den Weg. Die Windschutzscheibe spiegelte, man konnte nicht sehen, wer darin saß, und Hilda grüßte deshalb nicht, sondern schob die Äste beiseite und zwängte sich am Auto vorbei.
    In dem Moment sprang der Fahrer heraus, und sie war überrascht, erkannte ihn aber wieder und er sie natürlich auch. Sie hatten sich ja erst kürzlich von Angesicht zu Angesicht gesehen.
    »Hallöchen«, sagte er und lächelte breit.
    »Hallo«, sagte sie unsicher, erwiderte das Lächeln aber vorsichtshalber.
    Er hatte sich kaum verändert, dachte sie. War in Körperbewegungen und Aussehen noch so wie damals, als sie Kinder waren. Der etwas schiefe und unsichere Blick unter der Haartolle. Sie erinnerte sich an ihn als Schuljunge, der kein großes Aufhebens um sich machte. Arglos und gar nicht zu Streichen aufgelegt, was für einen Jungen in dem Alter kaum das übliche Verhalten war.
    Als er am Walpurgisabend auf der Veranda gestanden und sie angestarrt und ihr dann den Kerzenleuchter übergeben hatte, hatte sie sich nicht vorgestellt. Und er hatte sie auch nicht gefragt, wahrscheinlich war er unsicher gewesen oder genierte sich.
    Oder er wusste bereits, dass sie nicht Sams Freundin aus Stockholm war, die jetzt in Kalmar wohnte. Sam hatte ihr schon gesagt, dass einige das dachten.
    »Unterwegs zu einem kleinen Spaziergang?«, fragte er jetzt, und sie war nicht sicher, ob er höflich zu einer Fremden sprach oder ob er davon ausging, dass sie sich kannten. Er stand breitbeinig da und wirkte nicht so, als ob er Platz machen wollte.
    »Nur ein bisschen frische Luft schnappen«, sagte sie angestrengt.
    Er war etwas älter als sie. Sein Vater war kürzlich gestorben und das auf eine gruselige Weise. Jetzt war er ein Kollege von Sam, dachte sie. Sie fühlte sich sicher, auch wenn sein forschender und gleichzeitig unsteter Blick sie hätte verunsichern können. Er lächelte nicht. Nicht warm und ehrlich jedenfalls. Sie sollte jetzt gehen. Aber ihre Gedanken fuhren Achterbahn, und sie blieb stehen. Das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte, war Sam gerade einkaufen gewesen. Das war an Walpurgis gewesen, und er kam mit einem Kerzenleuchter, den er Sam versprochen hatte. Die Szene tauchte jetzt wieder vor ihrem inneren Auge auf. Irgendwas stimmte nicht daran. Damals wusste er noch nicht, dass sein Vater tot war. Oder doch? Es war derselbe Tag, ein paar Stunden, bevor das Maifeuer entzündet wurde.
    Ein grausamer Verdacht durchfuhr sie. Wenn er schon damals gewusst hat, dass sein Vater tot war, dann musste er … Das Unbehagen kroch ihr den Rücken hinauf. Sonst hätte er sich doch wohl gefragt, warum der Vater nicht zu Hause war. Es hieß, dass er jeden Tag nach seinem Vater gesehen habe, zumal Mariana ja verreist war. Doch nachdem er den Prototyp des Kerzenleuchters, der Eiszapfen hieß, abgegeben hatte, war er nicht in das grüne Haus gegangen. Eine andere Konstruktion für den Kerzenaufsatz, hatte er nur gesagt. Sie versprach, Sam das zu erklären. Es schien ihm wichtig, dass Sam erfuhr, welche Mühe er sich mit der Befestigung der Kerze gegeben hatte.
    Danach hatte sie ihn vom Fenster aus beobachtet und gesehen, wie er aufs Fahrrad stieg und den Sodavägen in Richtung Ortszentrum fuhr.
    Wenn

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