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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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sie gedehnt und entschieden und schüttelte den Kopf so heftig, dass die Haare tanzten. »Mein Mann war jemand, der sich dafür entschieden hatte, das, was das Leben ihm gab, im besten Licht zu sehen«, ergänzte sie und blickte Claesson an. »Vor allem in schweren Zeiten. Das betrachtete er fast wie eine Herausforderung, eine Möglichkeit sich abzuhärten. Das gefiel ihm.«
    »Sich abzuhärten?«
    »Ja, mit Schwierigkeiten klarzukommen und sich anderen Kräften zu überlassen«, erklärte sie.
    »Welchen anderen Kräften?«
    Sie zog die Schultern hoch, machte eine Geste der Ratlosigkeit und sah zur Decke. »Die höheren Mächte«, sagte sie.
    »Er vertraute höheren Mächten?«, fragte Claesson. »Sie meinen, Gott?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen«, erwiderte sie.
    »War er oder sind Sie in der Kirche aktiv?«, fragte er und merkte, dass er das Wort »religiös« vermied.
    »Das kann man nicht direkt sagen«, antwortete sie. »Jedenfalls nicht mehr.«
    »Gut. Sie glauben also nicht, dass Ihr Mann bedrückt war«, beharrte Claesson.
    »Nein.«
    »Ah so«, sagte Claesson als Aufforderung, mehr zu erzählen.
    »Johannes wurde in der letzten Zeit immer müder, und er magerte ab, aber das kam durch die Krankheit, nur der Körper wurde schwach, nicht der Geist«, erklärte sie und starrte nun mit leerem Blick vor sich hin.
    »War er krank?«, fragte Claesson neutral.
    Sie nickte.
    »Er hat Krebs bekommen«, erwiderte sie in einem sachlichen, trockenen Tonfall, als würde man von einer Scheidung sprechen, bei der der Mann den Krebs bekam, während sie etwas anderes bekommen hatte. Den Hund oder das Auto.
    Also stimmte das, was die Nachbarn schon von der Malignität, wie Veronika es ausgedrückt hätte, gesagt hatten. Ein Tumor war eine Geschwulst, die nicht zwangsläufig mit Krebs zu tun hatte, das hatte er inzwischen gelernt. Ein Tumor konnte ungefährlich, also benign sein; wenn man ihn entfernte, war alles überstanden. Oder die Geschwulst war gefährlich, das heißt, sie streute, und war damit malign. Alles, was mit der Krankheit von Johannes Skoglund zusammenhing, würden sie später recherchieren können.
    »Wissen die Kinder es schon?«, fragte sie und sah ihn ängstlich an.
    »Nein«, erwiderte Claesson. »Wir haben es noch nicht geschafft, sie zu benachrichtigen, aber natürlich werden wir mit ihnen sprechen. Wissen Sie, wo die beiden sich im Moment aufhalten?«
    Die drei Polizisten erfuhren nun, was sie bereits wussten, nämlich dass Mattias, der Sohn, in Hjortfors wohnte und die Tochter Sofia mit ihrer Familie in Oskarshamn. Mariana Skoglund glaubte nicht, dass die Kinder verreist wären. Die Tochter arbeitete in einer Vorschule in Oskarshamn und war zwei Jahre älter als ihr Bruder. Mattias war neunundzwanzig Jahre alt und lebte allein, seit seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hatte. Mariana Skoglund berichtete mit müder Stimme und nur auf hartnäckiges Nachfragen von Claesson.
    Der Sohn war in der Glashütte tätig und war somit in die Fußstapfen seines Vaters getreten. »Er hat nicht dieselben Talente wie Johannes, aber das kommt vielleicht mit der Zeit«, sagte sie aufrichtig. »Mein Mattias ist ein bisschen gewöhnlicher. Johannes war immer von einer besonderen Glut erfüllt, oder wie soll man sagen, er war geschickt mit den Händen, und es fiel ihm leicht, mit Designern und dem Hüttenmeister und den Leuten von der Schicht zusammenzuarbeiten. Das fiel ihm wirklich sehr leicht«, fügte sie hinzu.
    Ihre Stimme erstarb, und sie sah abwesend aus dem Fenster. Immer noch keine Tränen.
    Das fiel ihm wirklich sehr leicht. Was meinte sie damit?
    Claesson fragte.
    »Ach, ich meine nur, dass es ihm leichtfiel, mit den Leuten umzugehen.«
    War das eine positive oder eine negative Eigenschaft? War sie eifersüchtig?
    »Können Sie das auch genauer erklären?«, bat er.
    »Wie erklären?«
    »Meinen Sie, dass Johannes ungewöhnlich sozial eingestellt war?«, fragte Claesson und spürte, dass er ihr die Worte in den Mund legte, was natürlich nicht in Ordnung war.
    »Ja, genau. Habe ich das nicht so ausgedrückt?«
    »Doch, aber ich hatte das Gefühl, als würde noch mehr dahinterstecken. Hatten Sie Grund zur Eifersucht?«
    Sie starrte ihn an. Ihre Augen blitzten wie zwei glänzende Steinkohlestücke.
    »Nein, das hatte ich wirklich nicht!«, verkündete sie so entschieden, dass Claesson ein wenig wartete, bis der Ausbruch sich verflüchtigt hatte.
    »Sie sind kürzlich nach Hause gekommen, haben Sie gesagt?«,

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