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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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ein Haus.«
    Natürlich waren Straße und Bahnlinie offensichtlich lange nach dem Haus gebaut worden.
    »Und dann hätte er vielleicht gerade deswegen Mühe, es zu verkaufen. Dennoch, wenn ich sein Geld hätte, ich würde da nicht leben wollen, mit oder ohne die sieben Klosetts. Ein schöner Grund für Berühmtheit … das und Faschismus.«
    »Nehmen Sie ein Stück Schokolade.« Niccolini war zu ihm an die Mauer getreten.
    »Schokolade?«
    »Ohne Saft keine Kraft. Wir haben den ganzen Tag nichts gegessen, und obwohl ich nicht die leiseste Ahnung habe, was Sie vorhaben, sieht es mir nicht danach aus, als würden wir bald etwas in den Magen kriegen. Hier. Ich habe immer einen Vorrat im Auto. Man weiß nie, wann der Hunger einen überkommt. Meinen beiden Jungs habe ich auch etwas gegeben, sie warten im Wagen. Und wie wär’s, wenn Sie mich jetzt in Ihr Geheimnis einweihen würden? Was geht vor?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nur das Gefühl, es sollte etwas vorgehen, und wir haben es verhindert, weil wir Morettis Fabrik den ganzen Tag bewachen ließen. Es ist ja wohl nicht verboten, einen Laster zu beladen und ihn dann in der Gegend herumstehen zu lassen … Aber Robiglio hängt auch in der Gegend herum. Sie warten auf etwas, und ich dachte, sie warten ja vielleicht darauf, daß wir abziehen.«
    »Das haben wir jetzt getan.«
    »Ja, jetzt. Etwas geht vor zwischen den beiden, wie Dr. Frasinelli ganz richtig vermutet. Etwas, das Moretti nicht in den Kram paßt, sonst hätte er nicht von dem Brief Gebrauch machen wollen … Da ist er.«
    Der Maresciallo nahm seine dunkle Brille ab und äugte blinzelnd nach unten.
    »Vielleicht sehen Sie ja besser als ich …«
    »Er ist es. Selbst auf diese Entfernung erkenne ich ihn an der Art, wie er sich bewegt. Sehen Sie, wie er am Tor stehenbleibt? Er vergewissert sich, daß wir wirklich weg sind.
    Was nun?«
    »Wir gehen runter, aber langsam.«
    Der Maresciallo mußte den letzten Teil dieser Bemerkung mehr als einmal wiederholen, während sie zur Hauptstraße hinuntergingen, weil Niccolini aus Angst, sie könnten etwas verpassen, immer wieder in Laufschritt fiel, und zuletzt gab der Maresciallo es auf, ihn zur Langsamkeit zu mahnen, angesteckt von seiner Sorge und schließlich doch unsicher, ob er die Zeit richtig abgeschätzt hatte.
    Er war nicht sicher, was er eigentlich erhoffte, außer daß sie vielleicht etwas Nützliches mithören konnten, falls die beiden Männer in Morettis Büro eine heimliche Besprechung hatten. Darin wurde er enttäuscht. Die beiden Männer standen draußen auf der Terrasse über dem beladenen Laster, aber sie stritten sich so erbittert und heftig, daß sie das Motorengebrumm der ankommenden Autos nicht gleich vom Verkehrslärm auf der Straße unterschieden. Der Maresciallo war noch vor Niccolini ausgestiegen, rechtzeitig genug, um Moretti mit hysterischer Stimme brüllen zu hören: »Ich kann es nicht durchziehen! Ich habe so schon genug Ärger, und du kannst mich nicht zwingen, weiterzumachen! Du kannst mir nicht an den Karren fahren, ohne dich selbst zu belasten!«
    »Ich werde mehr tun, als dir an den Karren zu fahren, ich werde dich ausradieren, dich und deine dreckige kleine Fabrik dazu!«
    Die vier Uniformierten rannten die Stufen hoch auf die Terrasse, und Niccolini rief etwas, doch die Kontrahenten, ob sie es nun wahrgenommen hatten oder nicht, hatten sich schon zu weit in ihre Wut hineingesteigert, um aufhören zu können, trotz der offensichtlichen Gefahr einer derart öffentlichen Auseinandersetzung.
    »Versuch’s doch!« kreischte der kleine Moretti, wobei sein Gesicht so rot wurde wie die Flecken auf seiner schäbigen Arbeitskluft und seine schmale Brust sich heftig hob und senkte. »Versuch’s, und es wird dir leid tun!«
    »Mach dir doch nichts vor! Ein Mann in meiner Position hat von einem Niemand wie dir nichts zu befürchten!«
    Sie standen sich breitbeinig gegenüber, augenscheinlich zu einem Faustkampf bereit. Zwischen ihnen stand rechts der große bauchige Topf auf der niedrigen Mauer. Er hatte einen weißen Farbspritzer am Rand; der Maresciallo sah ihn und mußte an Berti und seine weißglasierten Teller denken.
    ›Wenn er auch nur einen weißen Spritzer an seinen Sachen sieht …‹ Er dachte, daß man ihn vielleicht deshalb nicht mit den anderen eingepackt hatte, aber viel weiter zu denken blieb ihm keine Zeit, denn sein Blick auf den Topf wurde durch Niccolini blockiert, der sich zwischen die beiden Streithähne geschoben

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