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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Moretti, Sie hatten das Geld angenommen, und der Topf war bereits markiert.«
    »Er wollte mich zwingen, aber ich hätte es nicht getan. Ich habe es nicht getan, und Sie können mir nichts anderes beweisen.«
    »Sie haben es nicht getan, weil meine Leute da waren, das haben Sie selbst gesagt. Jedenfalls hatten Sie das Geld, und da werden Sie einiges erklären müssen, wenn die Steuerfahndung hier ist.«
    »Es war nicht mein Geld. Er hat es dagelassen.«
    »Ohne Ihr Wissen?«
    »Ja.«
    »Aber Sie haben gewußt, wo es war, als Sie in Panik gerieten und beschlossen haben, es zu verbrennen.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Sie haben es in den Brennofen getan.«
    »Das habe ich nicht. Das muß er gewesen sein!«
    »Dann haben Sie Ihrem Bruder also gesagt, er soll den leeren Ofen anwerfen? Eine ausgefallene Anordnung, muß ich schon sagen. Verschwenden Sie meine Zeit nicht, Moretti. Das war Ihre Bezahlung für das Obstgrundstück, nicht wahr?
    Für die Mitgift Ihrer Schwester?«
    »Nein.«
    »Wie haben Sie ihn dann bezahlt? Sie waren ja damals verschuldet.«
    »Ich habe in Raten bezahlt.«
    »Haben Sie Quittungen dafür?«
    »Er hat mir keine gegeben.«
    »Sehr vertrauensselig von Ihnen. Aber wenigstens die Abschnitte von den Schecks haben Sie noch?«
    »Ich … nein. Ich habe bar bezahlt.«
    »Wie oft? Einmal im Monat?«
    »Nein – ja, einmal im Monat.«
    »Dann können wir das ja bei Ihrer Bank nachprüfen, und man wird uns die Abbuchungen zeigen können, die sich mit diesen Zahlungen decken.«
    »Nein! Nein … ich habe nicht … ich habe das Geld direkt von den Bareingängen in der Fabrik genommen.«
    »Sie haben Kunden, die bar bezahlen? Soso. Dennoch, es wird nicht allzu schwierig sein, Ihre Rechnungen nachzuprüfen und zu sehen, welche Beträge davon nicht an die Bank gegangen sind. Wieviel?«
    »Wieviel …«
    »Genau, wieviel haben Sie jeden Monat an ihn gezahlt?«
    »Ich … ich weiß es nicht mehr. Das war verschieden.«
    »Verschieden?«
    »Abhängig von dem, was ich mir leisten konnte …«
    »Welch ein großzügiger und verständnisvoller Mann unser Freund Robiglio doch sein muß! Wer hätte das gedacht? Sie sind ein Narr, Moretti, wissen Sie das? Sie haben ihm nie etwas gezahlt, weil Sie es nicht hatten. Sie haben regelmäßig Robiglios Spielgewinne ausgeführt, und für jede Fahrt hat er eine bestimmte Summe von Ihrer Schuld für die Obstwiese gestrichen.«
    »Das ist nicht wahr.«
    Zu dem Zeitpunkt hatte der Maresciallo das Zimmer verlassen und war in die Wachstube gegangen, um zu sehen, ob einer der Leute ihm eine Tasse Kaffee besorgen konnte. Er fühlte sich ausgelaugt, und es sah aus, als würde es noch lange dauern, bevor er wegkam. Er war gleichzeitig deprimiert und beunruhigt. Deprimiert, weil Morettis Chancen, sosehr er auch im Unrecht sein mochte, nicht von ihm oder seiner mehr oder weniger großen Schuld abhingen, sondern von der Geschicklichkeit von Robiglios Anwalt und dessen Verteidigungsstrategie. Wenn der Anwalt Robiglio heraushauen und die ganze Sache Moretti anhängen konnte, würde er das natürlich tun. Aber die Geschichte mit der Obstwiese, der Streit vor Zeugen und das blaue Auge direkt hier in Niccolinis Büro hatten solche Hoffnungen schon zunichte werden lassen. Somit konnte er nur noch behaupten, der Fall sei gegenstandslos, was bedeutete, daß sie Moretti zusammen mit Robiglio laufenlassen mußten. Keine dieser Lösungen war das, was der Maresciallo als gerecht bezeichnet hätte. Nun, das war nicht sein Problem, er konnte nur so gut es eben ging seine Arbeit machen.
    Was ihn beunruhigte, war der Gedanke, daß er nicht einmal das getan hatte. Selbst wenn es stimmte, wie der Capitano glaubte, daß die junge Schweizerin die Machenschaften in der Fabrik durchschaut hatte, gab es doch noch vieles, was dazu erklärt werden mußte. Die Leiche auf dem Scherbenhaufen zum Beispiel. Das konnte auf Moretti hindeuten, oder es konnte so gedreht sein, daß es auf Moretti hindeutete. Aber die Tatsache, daß das Geld in einem leeren Brennofen verschmirgelt war, wies indirekt darauf hin, daß der Scherbenhaufen eine Notlösung war, weil der Mord mit dem Brennen zusammenfiel, das sich kaum verschieben ließ, ohne Verdacht zu erregen. Und waren die Töpfe dann erst aus dem Ofen – vielleicht im Lauf der Nacht – Aber nein, das war allzu bizarr, allzu kalkuliert! Man würde eine Leiche in einen Brunnen werfen, einen Fluß, beinah überallhin, in der Hast und Panik, die auf einen Mord folgten, aber so

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