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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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reingekommen?«
    »Ich habe meine Methoden. Wie fühlen Sie sich?«
    »Gut –«
    »Gut. Das ist mehr, als Sie verdient haben.«
    Der Maresciallo lächelte. Er hatte sagen wollen, er sei bereit zuzugeben, daß er sich in seinem Leben nie elender gefühlt hatte, aber gegen Niccolinis Dampfwalzenkonversation kam er schon im Normalzustand nicht an, geschweige denn von einem Krankenhausbett aus.
    »Also.« Niccolini setzte sich aufs Bett, daß es vibrierte und der Maresciallo schmerzlich das Gesicht verzog.
    »Also, das Beste, was Sie tun können ist, so schnell wie möglich hier rauszukommen. Jagen Sie meinetwegen tonnenschwere Irre, aber halten Sie sich wenigstens die Quacksalber vom Leib, die Sie in Null Komma nichts fertigmachen, wenn Sie ihnen erst mal erlauben anzufangen.«
    »Sie behalten mich noch eine Woche zur Beobachtung hier.«
    »Dummes Zeug. Sie müssen wirklich lernen, sich zu verteidigen – in jeder Beziehung.«
    »Ich fürchte, Sie haben recht. Wie bin ich denn … wie ist es denn gekommen, daß er mich nicht …?«
    »Das wissen Sie nicht? Wollen Sie damit sagen, daß es Ihnen niemand erzählt hat?«
    »Nein. Sie lassen keinen herein, nur meine Frau, und sie hat Anweisung, nicht über meine Arbeit mit mir zu reden. Sie haben mir völlige Ruhe verordnet.«
    »Und wie sollen Sie zur Ruhe kommen, wenn Sie nicht wissen, was los ist? So ein Schwachsinn. Also, es stimmt natürlich, daß Sie schlimm dran waren, und es ist nicht gerade ein Vergnügen, darüber zu reden, aber kurz und gut: Beppone ist tot. Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen, aber es war eine höllische Anstrengung, bis wir Sie in diesem Labyrinth gefunden hatten. Ihr Glück war, daß Sie geschossen haben, sonst … Aber Sie müssen doch unsere Sirene gehört haben?«
    »Das waren Sie? Ich wußte, daß ich ihn getroffen hatte, aber ich dachte nicht – ich dachte nicht, daß ich ihn damit umgebracht hätte. Das wollten sie mir also nicht sagen.«
    »Nichts dergleichen.« Niccolinis Gesicht verdüsterte sich.
    »Ich habe ihn erschossen. Hatte keine Wahl. Niemand hätte ihn auf irgendeine andere Weise von Ihnen weggebracht, und es ging um Sekunden … Ehrlich gesagt, ich dachte schon, Sie seien hinüber. So etwas habe ich noch nie tun müssen, und ich hoffe, ich muß es nie wieder tun, aber so ist es nun mal.«
    »Dann haben Sie mir das Leben gerettet.«
    »Nichts dergleichen. Der kleine Moretti hat Ihnen das Leben gerettet. Er hat nach mir verlangt, als Sie gegangen waren. Niemand wußte, was Sie vorhatten, aber er offenbar schon – hatten Sie es ihm gesagt?«
    »Ich hatte ihm gesagt, daß ich alles weiß …«
    »Tja, da hat er es wohl mit der Angst bekommen. Jedenfalls wollte er mir sagen, daß wir nicht versuchen sollten, Beppe zu holen, wenn er nicht dabei sei, weil ihn niemand in Schranken halten könne außer ihm, falls er gewalttätig würde. Wie es scheint, hat Moretti ihn nicht einmal in sein eigenes Haus gelassen, wenn er selbst nicht da war – deshalb ist er an dem Mittag auch in der Fabrik geblieben, als Moretti mit seinen Kunden zum Essen war. Jedenfalls war es danach nicht schwer zu erraten, wohin Sie sich davongeschlichen hatten, also bin ich Ihnen mit ein paar von meinen Jungs hinterhergefahren. Und ich will Ihnen noch etwas erzählen, was Sie nicht wissen: Vor ein paar Jahren gab es mal einen Zwischenfall in der Fabrik – die Männer hatten Beppone wieder einmal gehänselt, und da ist er auf Sestini losgegangen, hat ihm beinah den Garaus gemacht. Ein Glück, daß Moretti da war, sonst … Jedenfalls haben sie die Sache unter sich ausgemacht, und wir haben nichts davon erfahren. Danach ist er nie wieder geärgert worden.«
    Der Maresciallo sagte nicht, daß er die Geschichte zum Teil schon kannte. Er erwähnte auch nicht, daß vielleicht die Männer aus der Fabrik aufgehört hatten, Beppone zu necken, aber Berti nicht. Er fühlte sich nicht in der Lage, all das jetzt durchzugehen, und es war auch nicht mehr so dringend. Es genügte ihm völlig, zu wissen, daß er Berti, dem er so lange zwiespältig gegenübergestanden hatte, nun richtig verabscheuen durfte, obwohl ihn die Fingerfertigkeit des Mannes auch weiterhin faszinierte, wie die Schlange den Vogel.
    »Tja, so ist das alles«, schloß Niccolini und lächelte gezwungen. »Nur gut, daß mir keine Zeit zum Nachdenken blieb, bevor ich tat, was ich tun mußte. Schließlich hätte dieser arme Kerl sonst den Rest seiner Tage oben in der Villa verbracht, und ich glaube, das

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