Tod in Garmisch
in ihrer Hand, und
die Tür öffnete sich. Magdalena merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss,
aber Kant sah sie an, als sei es völlig selbstverständlich, dass sie immer noch
vor seiner Tür stand.
»Noch etwas«, sagte er. »Es wäre schön, wenn mein Name
Außenstehenden gegenüber nicht erwähnt würde.«
»Das werden wir einrichten«, sagte Magdalena und ließ
sich keine Verwunderung anmerken. »Wenn der Kunde gestiefelte Maiglöckchen
will, bekommt der Kunde gestiefelte Maiglöckchen«, hatte ihr Chef in Augsburg
immer gesagt, und sie hatte oft genug gestiefelte Maiglöckchen geliefert.
Kant ließ ein Lächeln aufblitzen und schloss die Tür
wieder.
Magdalena ging die Treppe hinunter. Unten an der
Rezeption stand immer noch Andi. Er sah sie an, als laste alle Verantwortung
für den Zechpreller auf seinen Schultern. Gernot, der die Tagschicht machte,
tippte mit betretener Miene auf dem Laptop herum und versuchte, nicht
aufzufallen.
Magdalena lächelte Andi traurig an und hob dann
theatralisch hilflos die Arme. Andi sah betreten zu Boden.
»Jetzt komm mal mit«, sagte sie und ging in die Bar.
Andi trottete hinter ihr her.
»Mach die Tür zu.«
Andi gehorchte. Um diese Tageszeit war die Hotelbar
leer. Magdalena trat hinter den Tresen. Sie nahm eine Flasche Fernet-Branca aus
dem Kühlschrank, schenkte zwei Doppelte ein und reichte Andi einen.
Er sah sie zweifelnd an. »Ist das nicht was früh? So
am Tag, meinte ich. Also noch morgens. Wegen Alkohol?«
Magdalena stieß mit ihm an. »Pfeif drauf«, sagte sie
und stürzte den Bitter hinunter. Andi tat es ihr nach, und beide schüttelten
sich in dem wohligen Schauer, den das Zeug ihre Rücken hinunterjagte.
»Es gibt so Tage …«, sagte sie.
»Alles Scheiße, was?« Andi sah sie von unten her an
wie ein Hund, den man in den Regen geschickt hat.
»Andi, vergiss es einfach. Du kannst nichts dafür. Ich
bin doch selber auf ihn reingefallen. Der Mann war gut. Ein Profi.« Magdalena
stellte die Flasche in den Kühlschrank zurück und spülte die Gläser.
»Ich kann mich ja beteiligen. Also an dem Schaden,
mein ich«, sagte Andi leise.
Magdalena sah ihn kurz an, dann bückte sie sich und
holte die Flasche wieder hervor. Eigentlich wollte sie gar nicht trinken, aber
sie wusste nicht, wie sie anders aus Andis Blick kommen konnte, um die Träne
fortzuwischen, die ihr urplötzlich in den Augenwinkel geschossen war. Sie
drehte sich von Andi weg, nahm geräuschvoll neue Gläser aus dem Regal und zog
dabei kurz und heftig die Nase hoch.
»Einen nehmen wir noch«, sagte sie.
Andi sah sie zweifelnd an.
»Du hast doch sowieso längst Feierabend«, sagte sie
und schenkte ein. Sie starrten beide auf ihre Gläser. Magdalena war drauf und
dran, Andis Angebot anzunehmen. Es waren zwar noch vierzehn Tage bis zum
Monatsende, aber wie es aussah, würde sie jeden Euro gut brauchen können, wenn
die Gehälter fällig würden.
Aber dann siegte ihr Stolz. Andi arbeitete wie ein
Pferd, und eigentlich war er unterbezahlt. Es ging keinesfalls an, dass er
jetzt auch noch ihre finanzielle Verantwortung übernahm.
Sie griff nach dem Glas. Andi folgte nur zögernd ihrem
Beispiel.
»Auf die zahlenden Gäste dieser Welt. Mögen sie niemals
aussterben«, sagte sie und stürzte das Glas hinunter. »Puuh«, stieß sie dann
hervor.
Auch Andi hatte getrunken und verzog das Gesicht.
»Tolles Auto hat dieser Kant«, sagte er. »Maserati.«
Magdalena lächelte, dankbar über den Themenwechsel.
»Er möchte nicht mit Namen angesprochen werde, wenn
jemand in der Nähe ist«, sagte Magdalena. »Sag das bitte auch den andern.«
Andi zeigte keinerlei Verwunderung. »Geht klar«, sagte
er nur.
»Irgendwie ist das ein komischer Kerl«, sagte
Magdalena.
»Sieht gut aus«, sagte Andi. »Also glaub ich. Für ‘nen
Mann und so.«
»Und ein verdammt schicker Anzug«, sagte Magdalena.
»So?« Andi zuckte die Achseln, als sei es ihm nicht
aufgefallen. »Ich geh dann mal heim«, sagte er.
»Schlaf gut«, sagte Magdalena. »Und träum was
Schönes.«
»Das wird wohl nichts heute«, sagte Andi. Er
schüttelte den Kopf und ging mit müden Schritten aus der Bar.
* * *
»Schwierig«, sagte der Krois Ferdl. »Wer kommt denn
auf so was?«
»Meine Frau halt«, sagte Schwemmer.
Ferdl kratzte sich am Kopf. »Man müsste wissen, wie
süß und wie sauer dieses Süßsauer werden soll.«
»Wie’s werden soll , ist nicht so wichtig. Wie
es wird , das ist interessant.«
»Ich lehn mich jetzt
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