Tod in Garmisch
mit
Nudelplatten, Béchamelsoße und der wunderbar duftenden Bolognese. Als die Form
voll war, betrachtete sie zufrieden ihr Werk und schob sie in den Backofen.
Schwemmer gelang es, unbemerkt den Finger in den Bolognesetopf zu stecken und
einen Rest herauszustreichen. Er probierte und musste zugeben, dass es fast so
gut schmeckte wie seine Bolognese, die allerdings unabdingbar aus Rinderhack
gemacht wurde.
Knoblauch fehlt, dachte er.
»Eine knappe Stunde ab jetzt«, sagte Burgl. »Wein oder
Bier dazu? Ich glaub, ich möcht heut ein Bier. Holst welches rauf?«
Schwemmer griff nach dem Plastikkorb und stapfte
gehorsam in den Keller. Als er die vier Flaschen Tegernseer auf die Küchenanrichte
stellte, klingelte das Telefon.
»Ich bin nicht da«, sagte er.
»Ich auch nicht«, sagte Burgl und hobelte eine Möhre
in die Salatschüssel.
»Magst schon ein Bier?«, fragte Schwemmer.
»Och ja«, antwortete Burgl.
Er nahm zwei Steingutkrüge aus dem Hängeschrank und
versuchte, das Telefon zu ignorieren. Endlich sprang der AB an. Schwemmer hörte erleichtert, dass
niemand draufsprach.
Dann war es auch nicht wichtig, dachte er.
Er schenkte die beiden Krüge voll, reichte Burgl
einen, und sie stießen an.
»Auf dass die Verbrecher erst nach deiner
Pensionierung aussterben«, sagte sie und trank.
»Wie meinst das denn?« Er sah sie irritiert an.
»Ist mir irgendwie grad so eingefallen.« Sie grinste
und gab ihm einen Kuss. »Wahrscheinlich will dich mein Unbewusstes nicht den
ganzen Tag im Haus haben.«
»Und was macht dein Unbewusstes dann nach meiner Pensionierung?«
»Woher soll ich das wissen? Ist doch mein Un bewusstes.«
Schwemmer trank aus seinem Krug und dachte über ihre
Antwort nach. Manchmal war es schon eine Herausforderung, mit einer Psychologin
verheiratet zu sein. Als er gerade den Krug wieder ansetzte, klingelte das
Telefon erneut.
Betont gelassen setzte er das Bier ab und wischte sich
mit dem Handrücken über den Mund.
»Ich bin nicht da«, sagte Burgl, und er las in ihrem
Blick, dass sie wusste, dass er jetzt drangehen würde und dass er sich dann
ärgern würde und dass sie sich dann auch ärgern würde und dass die Lasagne
heute ein Schuss in den Ofen war und dass sie beide nichts dafürkonnten.
Also ging er ran.
Die Nummer war unterdrückt, was nie ein gutes Zeichen
war. Entweder wollte einer einem irgendwas andrehen, oder es war Burgls Tante
Kati, bei der die Telekom aus unbekanntem Grund die Nummer unterdrückt hielt,
oder es war irgendein Spinner, der irgendwie an die Privatnummer des Ersten
Kriminalhauptkommissars der Kriminalpolizeistation Garmisch-Partenkirchen
gelangt war und ihm nun etwas unaufschiebbar Wichtiges mitzuteilen hatte.
Heute Abend war es irgendein Spinner, der irgendwie an
die Privatnummer des Ersten Kriminalhauptkommissars der Kriminalpolizeistation
Garmisch-Partenkirchen gelangt war und ihm nun etwas unaufschiebbar Wichtiges
mitzuteilen hatte.
»Ich habe Informationen für Sie«, sagte eine
Männerstimme, die klang, als habe sich ihr Besitzer für den Anruf viel Mut
antrinken müssen.
Tante Kati wäre mir lieber gewesen, dachte Schwemmer.
»Informationen! Toll!«, sagte er laut. »Nehmen Sie
einen Umschlag, stecken Sie sie rein, Briefmarke drauf, an die Polizei
adressieren und ab dafür. Die veranlassen dann das Nötige.«
Eine Weile atmete die Stimme nur. »Hören Sie«, sagte
sie dann. »Ich glaub nicht, dass ich noch mal die Nerven hab … Für mich ist das
hart. Entweder Sie wollen sie jetzt oder gar nicht. Ich muss das nicht tun. Über haupt nicht.«
»Lieber Mann, warum rufen Sie mich an und nicht
die Wache ? Die kümmern sich gern um Sie.«
Das mit dem »gern kümmern« war natürlich ein
Euphemismus, aber Schwemmer tröstete sich damit, dass der Mann das Wort
wahrscheinlich gar nicht kannte. Er grinste, was ihm wiederum klarmachte, dass
er für dienstliche Unternehmungen vielleicht schon ein wenig zu viel getrunken
hatte.
» Sie stehen nicht auf der Liste«, sagte der
Mann.
»Was? Auf welcher Liste ?« Schwemmer ärgerte
sich, als er feststellte, dass er seinen Bierkrug in der Küche hatte stehen
lassen. »Von was reden Sie eigentlich?«
»Von der Liste, die ich Ihnen geben will! Welche
sonst?«
»Also ich stehe nicht drauf. Und alle
anderen Polizisten stehen drauf, oder was?«
Burgl sah durch die Tür, und er bedeutete ihr
gestisch, dass er gern seinen Bierkrug hätte.
»Ich weiß nicht, welche anderen Polizisten
draufstehen. Ich kenn doch nicht
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