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Tod in Marseille

Tod in Marseille

Titel: Tod in Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Gercke
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noch?
    Ich weiß es selbst nicht, sagte Bella. Es war Grimauds Vorschlag. Nini hat geglaubt, sie könnte Sie davon überzeugen, nach Hause zu kommen. Ich hab geglaubt, ich könnte ihn nicht allein lassen. Nini war im Hotel geblieben. Ich hab das alles nicht wirklich ernst genommen. Grimaud …
    Was wissen Sie denn von Grimaud?, fragte Maria-Carmen. Der bringt seine deutschen Freunde hierher, damit sie sich kostenlos vergnügen. Vielleicht hat er gedacht, wir hätten auch für Sie etwas im Angebot. Ich geh wieder. Die Nacht ist noch nicht zu Ende. Sie wollen sicher nicht mitkommen?
    Nein, sagte Bella, sicher nicht. Eine Frage hab ich noch: Deutsche Freunde, haben Sie gesagt? War jemand dabei, der Nissen heißt? Gerd-Omme Nissen?
    Maria-Carmen stand schon in der Tür. Sie wandte sich noch einmal Bella zu. Bei uns ist es nicht üblich, dass die Kunden sich vorstellen, sagte sie. Es sei denn, sie möchten mit einem bestimmten Wort angesprochen werden. Omme, vor ein paar Nächten war Grimaud mit einem Mann hier, der unbedingt Omme genannt werden wollte. Die Art, die wieder zum Kleinkind wird, wenn Sie verstehen, was ich meine.
    Sie machte eine kleine Pause, bevor sie weitersprach. Es tutmir leid um Nini, sagte sie. Sie hat einfach nicht begriffen, dass unsere Wege verschieden waren.
    Maria-Carmen schlug die Haustür hinter sich zu. Bella ging zurück ins Bistro, um ihren Kaffee zu bezahlen. Fofo weigerte sich, Geld von ihr zu nehmen. Sie verabschiedete sich und lief zurück ins Hotel. Zuletzt war ihr, als liefe sie im Schlaf.
    Grimaud kam am nächsten Mittag gegen zwölf. Die Concierge meldete ihn an, und Bella erinnerte sich erst in diesem Augenblick daran, dass er in der Nacht zuvor seinen Besuch angekündigt hatte. Sie erinnerte sich auch an ihren nächtlichen Besuch bei Maria-Carmen und beschloss, Grimaud nichts davon zu sagen. Als er mit Beileidsmiene in der Tür stand, musste sie beinahe lachen.
    Hören Sie, Sie müssen kein Mitleid mit mir haben. Die alte Frau war eine flüchtige Bekannte. Ich kannte sie zu wenig, zu kurze Zeit, um mein Herz an sie zu hängen. Natürlich hätte ich ihr einen schöneren Tod gegönnt, und natürlich möchte ich trotzdem gern wissen, was gestern wirklich geschehen ist. Haben Sie Neuigkeiten?
    Grimaud wusste inzwischen, woher Nini die Adresse von Mama Rose bekommen hatte. Er war auch selbst noch einmal in dem Bistro gewesen und hatte mit dem Afrikaner gesprochen. Die Umstände des Todes der alten Frau waren vollständig aufgeklärt. Nach den fünf oder sechs Männern, die vor der Tür randaliert hatten, wurde Ausschau gehalten. Sicher würden sie irgendwann wieder bei Mama Rose auftauchen. Sobald Fofo einen von ihnen erkannte, würde er die Polizei informieren.
    Hat eigentlich jemand mit Maria-Carmen gesprochen? Es kann doch sein, dass sie wissen möchte, was mit der alten Frau geschehen ist.
    Wir waren auch bei ihr. Wir brauchten ja die Adresse auf Gomera, antwortete Grimaud. Diese Maria-Carmen hat behauptet, Nini hätte keine Verwandten auf der Insel, die benachrichtigt werden müssten. Im Übrigen schien sie kein Interesse daran zu haben, mehr über den Tod der alten Frau zu erfahren. Aber sie hatte offensichtlich Befürchtungen, wir könnten sie zu den Kosten für die Beerdigung heranziehen. Wenn Sie meine Meinung über diese Person wissen wollen: eiskalt und hinter dem Geld her. Kann gut sein, dass wir in Zukunft noch mit ihr zu tun haben werden. Aber dann sind Sie ja längst wieder in Hamburg.
    Täusche ich mich, oder höre ich einen gewissen Neid in Ihren Worten?
    Du lieber Himmel, nein, sagte Grimaud. Wenn ich ehrlich sein soll: Ich hasse die Hamburger. Reich, auf ihren Vorteil bedacht und ohne jede Phantasie.
    Sie lachten nun beide, aber Bella hatte den Eindruck, dass Grimaud seine Worte durchaus ernst gemeint haben könnte.
    Geht man so mit Touristen um?, fragte sie.
    Aber Sie sind doch keine Hamburgerin. Mag sein, dass Sie dort wohnen, aber deshalb muss man doch nicht dazugehören. Er machte eine kleine Pause. Ich möchte, dass wir uns heute am Nachmittag noch einmal treffen, sagte er dann. Ich glaube trotz allem, dass ich Sie auf andere Gedanken bringen könnte. Ich treffe Sie am Palais Longchamp. Wir machen einen kleinen Spaziergang und besuchen einen Laden, der Ihnen gefallen wird. Dann werden wir etwas essen, und am Abend nehme ich Sie mit in den Palais du Pharo. Sie werden den Höhepunkt der Festlichkeiten zu Ehren der fünfzigjährigen Freundschaft zwischen Hamburg

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