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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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unfreundliche Leute nicht. Das habe ich ihm auch gesagt, und daß das Geld ihm nicht viel nützen würde, wenn ich ihn anzeige ...«
    Paul öffnete die Augen langsam.
    Susann lächelte. »Und das verstand er schließlich. Am Ende war er sehr nett. Er fand die Idee mit der Alarmanlage ganz gut.«
    Paul stierte sie an. Es kam ihm vor, als würde sie auf ihn zuschweben, riesengroß anwachsen und dann wieder fortfliegen, bis sie weit weg und sehr klein war. »Das ist Erpressung!« sagte er zu dem stecknadelgroßen Kopf auf der anderen Seite des Tisches.
    »Wie komisch!« lachte Susann. »Dasselbe hat Kodell auch gesagt. Ihr würdet euch sicher glänzend verstehen ...« Dann wurde ihre Stimme mit einemmal schneidend. »Morgen wird er die Schaltpläne und -einen Gebäudegrundriß bringen. Es ist nur eine kleine Filiale, sie haben einen Hartung-Safe. Sagt dir der Name etwas? Modell 87 ... Wenn du kneifen willst, dann brauchst du mir nur zu sagen, daß er nicht zu knacken ist ich kann es nicht nachprüfen.«
    Für Paul war ihr Gesicht immer noch weit weg und zwergenhaft. »Natürlich kann ich das«, sagte er heiser, »ein Kinderspiel. Völlig veraltetes Modell. Ich verstehe gar nicht, daß es heute noch von einer Bank benützt wird.«
    »Siehst du, das freut mich. Du bist doch ein richtiger Kerl!« Sie drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. »Viel Zeit bleibt uns nämlich nicht, der Buchprüfer kommt am Montag.«
    »Sonntag!« sagte Paul automatisch. Es war der letzte Termin.
    Aber Susann schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das ist gar nicht günstig. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist mehr Geld drin.«
    »Sonntag ist besser!« beharrte Paul.
    Susann hob die Schultern. »Wenn dir acht lumpige Tausender genügen ...«
    »Achttausend?« wiederholte er mechanisch.
    »Mehr als fünfzehn- bis zwanzigtausend sind normalerweise nie in der Kasse. Fifty-fifty macht etwa acht für jeden. Mir wäre das jedenfalls zuwenig für das Risiko.«
    Paul wußte, daß sie recht hatte. »Und wieviel sind am Donnerstag drin?«
    »Kodell meint, es könnten über 120 Mille sein.«
    »Aber das ist ja schon morgen!« entfuhr es Paul.
    »60 000 für jeden sind eine ganze Menge.« Susann schien ihn nicht gehört zu haben. »Irgendwelche Gehälter für eine Firma. Es können auch mehr sein. Er wird es uns noch genau sagen.«
    »Das ist viel zu früh!«
    »Kodell meinte, ihm würde die Zeit grade ausreichen.«
    »Aber ich muß doch alles erst auskundschaften! Wann die Streifen und die Wachen vorbeikommen, wie die Lage ist und alles mögliche. Ich muß einen Haufen Werkzeuge besorgen und einen Wagen. Das ist nicht so einfach.«
    »Nun, wir zwei werden es schon schaffen.« Susann lächelte ihn herausfordernd an.
    Paul stand auf, sein Stuhl kippte nach hinten um und fiel klappernd gegen den nächsten Tisch. Paul stolperte, als er ihn wieder aufstellte. Er packte seinen Pullover.
    »Wir sehen uns heute abend bei mir«, sagte Susann.
    Paul drehte sich um und ging hinaus. Wenn er noch einmal zurückgesehen hätte, wäre ihm vielleicht der sonderbare Gesichtsausdruck aufgefallen, mit dem sie ihm nachschaute.
    So bemerkte er nichts.

13
    Der Himmel hatte sich zugezogen, aber es hatte sich noch nicht abgekühlt. Zwischen den Häusern lag unbewegliche bleierne Schwüle.
    Paul achtete nicht darauf, wohin er ging. Erst als er die frischere Luft der Grünanlagen spürte, sah er, daß er zum Holstenwall gegangen war.
    Er schaute zum Justizgebäude hinüber und blieb stehen. Eine Kirchenuhr schlug; aus einer Einfahrt kamen Schulkinder, und kurz darauf strömte eine Menge Menschen aus dem Haus daneben. Büroschluß. Paul ging zögernd weiter. Die Straße war breit, die hohen Häuser wirkten in dem sonderbaren Zwielicht grau und drohend. Ein leichter Wind kam auf. Paul zog seinen Pullover wieder über und stellte sich an den Straßenrand.
    Eine Gruppe junger Mädchen kam kichernd an ihm vorbei und lief in den Park. Ein Bus bremste quietschend, ein zweiter wartete schon dahinter. Paul überquerte die Allee in zwei Etappen und erreichte die andere Seite. Die Firmenschilder an den Eingängen waren dezent und kaum zu entziffern.
    Er sah zum Park hinüber, hinter dem blauschwarz die Gewitterwand stand. Der Wind verstärkte sich. Ein junges Mädchen und ein Mann liefen an ihm vorbei zur Bushaltestelle.
    Er konnte Kodells Bank nicht entdecken. Andere Banken, Versicherungen, ein Filmverleih, zwei Werbeagenturen, ein Grundstücksmakler, Zahnärzte, Architekten und

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